Der beiden Quitzows letzte Fahrten
schädliche Ungeziefer auszurotten.«
»So nennt Ihr den Gans von Putlitz Ungeziefer?« fragte der Schüler, indem ein undefinirbares Lächeln über sein Gesicht glitt.
»Freilich! Die Quitzows, der Putlitz, der Rochow, der Holzendorf, der Maltitz und die ganze Sippe, die zu ihnen gehört, das ist das richtige Ungeziefer, welches man bis auf den letzten Floh ausrotten muß. Das ist meine Meinung, mein werthes, edles Jungherrlein.«
»Was haben sie Euch gethan?«
»Mir? Gar nichts; aber ich mag ihre Namen nicht leiden.«
»Wie heißt Euer Name?« frug hier das Mädchen.
»Joachim; und der Eure?«
»Marie. Ich bin nach der heiligen Mutter Gottes genannt worden, damit ich ein sanftes, frommes Mädchen werden möge, und es hat geholfen, nicht wahr, Märten?«
Der Gefragte zog das Gesicht in die verlegenste Miene, die es geben konnte, und erwiderte:
»Ja, mein werthes, liebes Jungfräulein, in diesem Dinge ist mir mein alter Kopf fast gänzlich irre geworden. Oft seid Ihr so fromm und sanft, daß ich Euch gern schon jetzt zu den Heiligen rechnen möchte, und oft – oft – oft –«
»Nun,« lachte sie fröhlich, »was ist nun wieder – oft?«
»Oft seid Ihr grad’ so, wie – wie – –«
»Wie ein Wildwasser,« fiel sie ihm in das Wort, »dem man vorsichtig aus dem Wege gehen muß. Doch, laß das gut sein, Märten; es ist ja nicht so bös gemeint! Aber was habt Ihr?« wandte sie sich zu Joachim, welcher um einige Schritte zurückgeblieben war und den Gang der Pferde aufmerksam beobachtete.
»Nicht wahr, die Pferde sind erst ohne Fehl gegangen?«
»Ja.«
»Und erst von dem Kruge ab haben sie gelahmt?«
»So ist es.«
»Alle beide zugleich?«
»Alle beide.«
»Das scheint mir kein Zufall zu sein. Habt Ihr nicht nachgesehen, woran es liegt?«
»Freilich habe ich nachgesehen, mein liebes Junkerlein; aber es ist nicht das Mindeste zu bemerken.«
»Habt Ihr schon von dem fremden Volke gehört, welches aus Egypten oder Indien zu uns gekommen ist und allerlei geheimes Wesen treibt?«
»Ihr meint die Zigeuner?«
»Ja. Wißt Ihr, wie diese es machen, wenn sie ein Pferd lähmen wollen?«
»Nein.«
»Sie stechen ihm eine Nadel in den Fuß. Wollt doch einmal halten, damit ich nachsehen kann!«
Die Aufforderung wurde befolgt; Joachim hob den Fuß des Schimmels empor und ließ ihn nach einigen Augenblicken wieder fallen.
»Hier habt Ihr die Nadel! Nun laßt uns weiter sehen!«
Auch bei dem anderen Thiere war die Nadel bald entdeckt. Marie sowohl als auch Märten Stelzer konnten sich nicht genug über den Scharfsinn des Jünglings wundern; dieser aber schnitt das ihm gespendete Lob durch die Frage ab:
»Wer hat das gethan, und welche Absicht hat er dabei gehabt?«
Das Erstere war gar nicht oder sehr schwierig zu beantworten, das Letztere aber ließ sich leichter denken.
»Was meint Ihr wohl,« frug das Mädchen, jetzt ängstlich werdend, »warum man die armen Thiere so hat quälen können?«
»Das sollt Ihr ganz genau erfahren! Zuvor aber sagt mir, ob Ihr in dem Kruge davon gesprochen habt, wer Ihr seid.«
»Ja, das habe ich gethan!«
»Gegen wen?«
»Es war ein Mann, den Ihr wohl auch gesehen habt. Er kam nach Euch in den Krug und folgte Euch nach kurzer Zeit.«
»Dann ist es ganz so, wie ich denke. Ihr wißt wohl, daß Golzow dem Ritter Wichart von Rochow gehört hat, welcher sich dem Herzog Rudolph zu Sachsen ergeben und nach Potsdam in die Haft gehen mußte. Da haben sich nun diejenigen von seinen Leuten, welche keinem anderen Herrn dienen wollen, in den Wald gemacht, um den Anhängern des Markgrafen und Eures Oheims Schaden zu bereiten. Da muß es ihnen hoch willkommen sein, daß eine Nichte des hochwürdigen Herrn so fast ganz allein und schutzlos ihnen in die Hände läuft, und um Euch das Entkommen ganz unmöglich zu machen, hat man Eure Pferde gelähmt. Der Mann, welchem Ihr Euch offenbart habt, schien in großer Eile zu sein; gewiß hat er die Seinen zusammengerufen und lauert nun an einem guten Orte, um Euch anzuhalten.«
»Glaubt Ihr wirklich, daß dieses so ist?«
»Ich halte es für ganz gewiß.«
»So laßt uns sofort umkehren, mein liebwerthes Jungfräulein,« rief Märten Stelzer, hoch besorgt. »Ich denke zwar, daß ich einige von ihnen niederschlagen werde, und das Jungherrlein hier wird auch einen guten Hieb thun oder zwei, aber wenn es ihrer zu viele sind, so werden sie uns doch in das letzte Capitel hauen, und wenn man todt und erstochen am Boden liegt, so hat die Freude
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