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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nur nich irre machen lassen! Ich habe ganz genau erfahren, daß der Mensch nur zwei Geister haben thut, nämlich den Fleischgeist und den Knochengeist. Und so thut es auch bei den Thieren sein. Der Fleischgeist macht fett, wer aber mit dem Knochengeist behaftet is, der bleibt mager, er kann so viel essen und trinken, als er nur wollen thut.«
    »So, also!« rief Balthasar verwundert. »Dann habe ich den Knochengeist und mein Gregorimanorosewitsch auch.«
    »Ja, und Herr Claus von Quitzow und sein Schimmel, die sind mit dem Fleischgeiste peladen. Aper, Pruder Schwalpe, kann man denn die peiden Geister nicht mit einander umwechseln, so zum Peispiel wenn der Ritter Claus mager werden will und der Palthasar fett?«
    »O ja, dat is aber blos am Tage des heiligen Ambrosius um Mitternacht möglich.«
    »So, also?« frug Balthasar eifrig. »Wann ist denn dieser Tag?«
    »Wenn ich mir nicht irre, so thut er heute sein.«
    »Und was muß man da machen?«
    »Dat is een Geheimniß, welches man nich Jedem sagen thut, denn wenn es Einer verrathen haben thäte und der Andere machte seine Sache uff eene falschartige Weise, so würde dieser Verrathige zur Strafe dafür entweder so dick wie drei Mauerthürme, oder so mager wie eene Eselsrippe werden thun.«
    »So, also! Da denkst Du, daß ich das Geschick nicht habe, es richtig zu machen?«
    »Willst Du es denn machen?«
    Diese directe Frage brachte unsern Balthasar in nicht geringe Verlegenheit; er hätte für das Leben gern ein Weniges an Umfang zugenommen und war deshalb schon auf alle möglichen Mittel gefallen, seiner Haut etwas mehr Ausdehnung zu geben, aber alle seine Bemühungen waren bisher ohne Erfolg gewesen. Der Aberglaube der damaligen Zeit schenkte oft selbst den unsinnigsten Verkehrtheiten Glauben, und so war es nicht zu verwundern, daß der hagere Leibknappe des dicken Ritters sorglos auf den lustigen Gedanken des »Pruder Schwalpe« einging, jedoch ohne es sich merken lassen zu wollen.
    »Fällt mir gar nicht ein; ich bin grad’ so gewachsen, daß ein Jeder mit mir zufrieden sein kann. So, also! Ist die Sache denn nicht etwa gefährlich?«
    »Nee, gefährlich is sie nich. Wer mager sein thut, der muß sich von dem dicksten Manne, der zu finden is, een Habit stipizen und mit demselben an eenen Kreuzweg hinbegeben. Ferner muß er eenen ziemlichen Krug mitnehmen, halb voll Brennöl und halb voll Wein. Das Habit muß er anlegen, noch ehe er uffbrechen thut, und unterwegs darf er Niemanden grüßen und sich auch nie nich umschauen. Thut er an dem Kreuzwege angekommen sein, so muß er um Mitternacht anfangen zu trinken und sich dann uff den Kopf stellen. Und so muß er abwechselnd trinken und uff dem Kopfe stehen, bis die Geisterstunde ein Ende haben thut. Dann geht er ruhig nach Hause; in etlichen Wochen hat sich das Fett schon drei Finger dick an seine Rippen gelegt, und in eenem Jahre is er vollständig ausgewachsen. Dat Oel thut nämlich dat Sympolium von dem Fette sein, und der Wein is die geheime Triebkraft von dat Wachsthum. Durch dat Stellen uff den Kopf fällt der Knochengeist aus den Beinen und durch den ganzen Körper bis herunter vor den Mund, wo man ihn dann gehörig ausspucken thun muß. Da läuft er fort und fährt in den, von welchem man dat Habit genommen haben thut.«
    »So, also! Da wäre dann ja allen Beiden geholfen, und diese Zauberei ist gar nicht schwer zu lernen. Aber kommt vielleicht etwa der Gottseibeiuns mit hinzu oder sonst so ein böses Wesen, vor dem man Angst und Sorge haben muß?«
    »Nee; die haben am Tage des heiligen Ambrosius so viel zu thun, daß sie sich mit den Dicken gar nich abgeben können, und die Magern, die thut der Deiwel gar nich haben wollen.«
    »Und an der Seele oder an der Seligkeit leidet man auch keinen Schaden?«
    »Wo denkst Du hin, Balthasar! Mit der Seele hat der Knochengeist gar nichts nich zu thun, und die Seligkeit, die geht dann nachher erst recht los, wenn man dicke werden thut.«
    »Ja, Pruder Steckelpein, das glaupe ich ganz selbst, daß es dem Deiwel gar nichts angeht, wie viel Zentner Speck Ihr peide, Du und Dein Hoseloseblosewitsch, im Leipe hapt. Aper hört, der Purgwart pläst in das Horn! Wer muß denn jetzt noch auf Garlosen Etwas zu suchen hapen?«
    Die Knechte und Reisigen erhoben sich, um nachzusehen, wer der Ankömmling sei. Es war ein Mann in ritterlicher Tracht, aber ohne Harnisch angethan. Er begehrte die Herren von dem Kruge zu sprechen und wurde nach oben geführt. Vorher aber gebot er den

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