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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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von Thümen, und thut einen Schluck aus dem Fasse, welches unser bestes ist, weil es uns nichts gekostet hat!«
    »Ich danke Euch, Herr Boldewin. Wohl würde ich Euch zu einem Gegentrunke gern bereit sein, allein ich bin es nicht gewohnt, von dem Weine zu genießen, welchen man mit dem Schwerte auf der Straße findet. Meine Botschaft ist beendet. Lebet wohl!«
    »Ihr wollt doch in dieser späten Stunde nicht von hinnen gehen? Es ist Nacht, und der Weg wird nicht der beste genannt!«
    »Tragt keine Sorge um mich. Wer zu später Stunde nach Garlosen geht, der sorgt gewiß dafür, daß er nicht da zu bleiben braucht. Es steht mir schon noch eine gute Herberge offen.«
    »Hrrr, hm! Wenn Ihr mit Euren Worten uns vielleicht beleidigen wollt, so werden wir für eine sichere Herberge sorgen. Wer zu uns kommt, der mag fein hübsch manierlich sein, sonst wird ihm das Fortgehen schwerer als das Herkommen!«
    Wieprecht war klug und vorsichtig genug, zu schweigen. Er entfernte sich und verließ das Schloß.
    Natürlich gab dieses Ereigniß Stoff zu einer lebendigen Unterhaltung, welche wohl bis tief in die Nacht hinein gewährt hätte, wenn die Ritter nicht gezwungen gewesen wären, zeitiger als gewöhnlich die Ruhestätte zu suchen. Morgen war nämlich der Geburtstag des Herrn Claus, und derselbe sollte nach altem Brauche festlich auf Stavenow begangen werden. Er kehrte heute gar nicht dahin zurück, sondern zog es vor, auf Garlosen zu nächtigen, um am frühen Morgen aufzubrechen und die Gäste gleich mit sich zu nehmen.
    Er lag in seinem Gemache und war in Folge des genossenen Weines gar bald eingeschlafen. Da wurde sanft die Thür geöffnet und es schlich sich Jemand leise an sein Lager. Es wurde jenes Geräusch vernehmbar, welches durch das An-oder Ablegen von Kleidungsstücken verursacht wird, und dann entfernte sich der heimliche Gast mit unhörbaren Schritten wieder. Es war der lange Balthasar, der die Geisterstunde des heiligen Ambrosiustages nicht vorübergehen lassen wollte, ohne das ihm von Schwalbe gegebene Rezept in Anwendung zu bringen.
    »So, also!« dachte er, indem er seine unendliche Figur über den stillen Schloßhof schob. »Wenn das der Ritter wüßte, daß ich in seinem Wammse stecke! Na, der wacht nicht auf; ich habe meine Anzahl Krüge leer gemacht, der aber noch viel mehr. Und wenn er ja einmal sich regen sollte und nach dem Kleiderhäuflein fühlt, so liegen meine alten Hosen dort und das Uebrige auch, und so wird es ihm also gar nicht in den Sinn kommen, Verdacht zu schöpfen. Oel habe ich geholt, und im Keller bin ich auch nach Wein gewesen; so ist denn nun Alles beisammen. So, also! Es wird dem Fettwerden doch nicht etwa Schaden bringen, daß ich da unten den Mund ein wenig lange an das Loch gehalten habe?«
    Er hatte eine kleine Ausfallspforte erreicht und bückte sich, um den Krug aufzunehmen, den er sich hier bereit gestellt hatte. Dann öffnete er, trat hinaus und zog die Pforte, ohne sie zu verschließen, hinter sich zu.
    »So, also! Nun kann es fortgehen. Der Wein hat mich doch ein wenig wackelig gemacht, und ich bin neugierig, was mein alter Kopf sich wundern wird, wenn ich anfange, verkehrt Wache zu stehen. Habe das Kunststück all’ meine Lebtage noch nicht probirt. Ob es wohl Herr Claus spüren wird, wenn derselbe ihm durch die Gurgel und in den Leib hinunterfährt! Es soll mich nur verlangen, ob der Geist bei ihm genug Platz findet, denn er muß bei mir doch ganz außerordentlich in die Länge gewachsen sein. Also in einem Jahre bin ich ausgewachsen; dann bin ich aber meinem Gregorimanorosewitsch zu schwer, und ich muß mich entweder nach einem anderen Gaul umsehen, oder auch ihn zum nächsten Ambrosiustage auf einem Kreuzwege auf den Kopf stellen, denn bei den Thieren ist es ebenso, hat Schwalbe gesagt.«
    Er kletterte über den leeren Graben und stieg ziemlich wankenden Schrittes die Anhöhe hinab, dem Walde zu.
    Jetzt traten zwei Männer von der Seite herbei, von denen der Eine die Pforte von innen verriegelte.
    »Na, wat sagst Du nun daderzu? Du thatest es nich glauben, daß er wirklich gehen thäte, jetzt aber siehst Du, daß ich Recht gehabt haben thue.«
    »Mordelement, Gott straf’ mich, wenn ich fluche, aper, Pruder Schwalpe, Du pist ein schlechter Kerl. Ich wollte, er hätte wirklich den Knochengeist, und der führe Dir in den Leip!«
    »Dat is nichts weiter nich, als een Spaß, und wer dumm sein thut, der muß den Prügel zum Lehrmeister bekommen.«
    »Da will ich Dir nicht

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