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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ganz Unrecht gepen, aper Du mußt doch auch pedenken, was Wein und Oel zusammen für einen Mordspectakel in einem Manne machen müssen, der auf dem Kopfe steht. Ich glaupe, seine paar Gepeine fallen ihm vollends aus der Haut heraus, und wenn er dapei den Geist aufgiept, so hast Du den Knochengeist richtig pei ihm ausgetriepen.«
    »So schlimm thut dat wohl nich werden, denn der und sein Ewiglangebeinewitsch sind nich todt zu machen. Weißt Du, wat für een Habit er anhaben thut?«
    »Op das auch ein Hapit gewesen ist, das möchte ich doch wohl pezweifeln. Er stak ja drin wie, wie, na, das ist gar nicht zu peschreipen, wie; ich pin wirklich pegierig, zu wissen, wo er die Sachen hergenommen hat.«
    »Dat sin dem Herrn Claus seine gewesen. Jetzt aber komm, damit wir nun endlich einmal schlafen thun.«
    »Ja, wie kommt denn der Palthasar wieder in die Purg? Du hast doch die Riegel vorgeschopen!«
    »Dat is seine Sache; mache Dich nur darum keene Sorge nich!«
    Die beiden Männer verschwanden im Eingange zum Schloßgebäude. – –
    Es war Morgen, das Zeichen zum Erwachen war gegeben worden und ein Jeder ging an die ihm zukommende Arbeit. Auch die Ritter erhoben sich aus den Federn und fanden sich zum Morgentrunke im Saale zusammen. Nur Einer fehlte, nämlich Herr Claus von Quitzow. Die Anderen warteten eine geraume Weile auf ihn, und ein Jeder von ihnen suchte sich die nöthigen Worte zusammen, wie sie zu einem kräftigen Glückwunsche gut und schicklich waren; als er aber selbst nach längerem Harren nicht erschien, machte sich Thomas von dem Kruge auf, um nachzusehen, welchen Grund die ungewöhnliche Verzögerung habe.
    Er fand die Thür zu dem Gemache Clausens unverschlossen und klopfte an.
    »Hrrr! Hm! Wer pocht da draußen?« frug es von innen.
    »Ich bin es! Werdet Ihr bald kommen?«
    »Ihr seid es, Herr Thomas? Hrrr! Hm! Tretet doch einmal zu mir herein!«
    Thomas folgte diesem Wunsche und fand seinen dicken Kampfgefährten in größter Verlegenheit im Bette sitzen. Die Haare hingen ihm wirr um das zornig rothe Angesicht, und die kleinen Aeuglein, welche kaum über die Backen hinwegsehen konnten, blitzten gar unruhig unter den buschigen Brauen hervor.
    »Ihr habt das Lager noch gar nicht verlassen?« frug Thomas. »Ist Euch vielleicht irgend ein Gebreste zugestoßen, oder hat der gestrige Trunk ein Wenig zu viel nachgehalten?«
    »Wie könnt Ihr mir so Etwas zumuthen?« brauste Claus auf. »Habt Ihr mich jemals betrunken gesehen?«
    »Niemals, mein werther Ritter, aber da Ihr noch der Ruhe pflegt, während wir Anderen uns längst erhoben haben, weil der Ritt bei Zeiten nach Stavenow gehen soll, so dachte ich, daß Euch auch einmal etwas Menschliches widerfahren könnte.«
    »Etwas Menschliches? Hrrr! Hm! Ja, das ist mir auch widerfahren, etwas sehr Menschliches. Habt Ihr meinen Knecht, den Balthasar vielleicht gesehen?«
    »Er ist mir noch nicht vor die Augen gekommen. Warum fragt Ihr nach ihm? Soll ich ihn Euch senden?«
    »Hrrr! Hm! Ja, aber so bald wie möglich. Da seht Euch doch einmal diese langen Fetzen an!«
    »Das sind ja des Balthasars Kleider! Wie kommen die an Euer Lager?«
    »Das ist es ja eben, was auch ich gern wissen möchte, zumalen die meinigen vollständig verschwunden sind. Wie kann ich denn meine Beine in diesen schmutzigen Gänsedarm stecken!« rief er empört, indem er Balthasars lederne Hosen dem Freunde vor die Nase hielt. »Schafft mir den Menschen zur Stelle, wenn Ihr mir einen Gefallen thun wollt!«
    »Gern will ich Euch diese Liebe erweisen!« versicherte Thomas und eilte davon. Leider war Balthasar nirgends zu finden, und auch Niemand wollte über sein Verschwinden etwas Näheres wissen. Das spurlose Wegbleiben des treuen und sonst so aufmerksamen Dieners erregte nicht geringes Aufsehen; man suchte ihn an allen Ecken und Enden, und selbst die Ritter wurden unruhig und nahmen Theil an der Nachforschung, die lange eine vergebliche war, bis endlich einer der Knechte auf die Ringmauer stieg, um über dieselbe hinab in den Graben zu schauen.
    »Dort kommt er!« rief derselbe, und die Anwesenden eilten auf die Mauer; sie konnten nicht begreifen, wie der Gesuchte außerhalb der Burg gekommen sei.
    Bei seinem Anblicke brachen sie alle in ein lautschallendes Gelächter aus. Er bot in den Kleidern seines Herrn, die ihm um ein Beträchtliches zu kurz waren und dreifach zu weit um seine magere Gestalt schlappten, einen zu komischen Anblick, als daß es Jemandem hätte gelingen können, ernst zu

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