Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Leuten, sein Pferd unter dem Sattel zu lassen.
Mit Anstrengung erhob sich der alte Boldewin vom Kruge bei seinem Eintritte vom Sessel und frug ihn nach Namen und Begehr.
»Mein Name wird Euch bekannt sein, Ihr Herren, er lautet Wieprecht von Thümen.«
»Ein guter Name; doch mögen wir mit seinem Herrn nicht viel zu thun haben. Welche Ursache führet Euch zu uns?«
»Ich habe eine Botschaft auszurichten an die Herren von dem Kruge und muß sie dann auch nach Stavenow zu Herrn Claus von Quitzow bringen.«
»Claus von Quitzow? Hrrr! Hm! Der bin ich ja selber, Ihr könnt Euch also den Weg ersparen. Von wem kommt diese Botschaft?«
»Von unserm hohen Herrn, dem Markgrafen Friedrich von Zollern.«
»Hrrr! Hm! Von dem? Da wird nicht viel Kluges dabei herauskommen. Sagt sie her!«
»Sie ist hier niedergeschrieben worden, damit Ihr den Wunsch des gnädigen Herrn lesen und besser merken könnt.«
»Mit dem Merken hätte es wohl keine Noth, wenn es nur mit dem Lesen ginge!« meinte Thomas von dem Kruge. »Wir haben mit dem Markgrafen nichts zu schaffen und werden seinetwegen nicht erst noch in die Schule gehen. Lest uns die Sache vor!«
»Das will ich wohl gern thun, doch nehmt zuvor das Sigill in Augenschein, damit Ihr seht, daß die Botschaft unverletzt zu Euch gekommen ist!«
»Hrrr! Hm! Macht den Wachsklumpen nur immer los! Was uns der Markgraf schreibt, das braucht nicht geheim zu bleiben.«
Wieprecht von Thümen löste das Siegel, faltete das Schreiben auseinander und begann zu lesen:
»Den Rittern und Herren Claus von Quitzow auf Stavenow und Sandau, Thomas von dem Kruge und den beiden Boldewin von dem Kruge, zu Handen gestellet durch Unsern lieben und vielgetreuen Herrn Wieprecht von Thümen. Nachdem Wir zu unserem großen Leidwesen gehöret und vernommen, daß die hier genannten Herren unsere Ritter, Mannen und Bürger geschädigt und ihnen nicht nur an Gut und Eigenthum Uebles gethan, sondern auch nach dem Leben der Unseren getrachtet haben, so sind Wir deß sehr unfroh geworden und vermerken ein solches Gebahren zu so üblen Gunsten, daß Wir streng gesonnen sind, Uns aller Nachsicht und Milde zu begeben und vielmehr darnach zu trachten, dem ärgerlichen Beispiele, so durch dieses feindliche Gebahren gegeben wird, von nun an allen Ernstes zu steuern und nach Kräften darnach zu trachten, daß Unsere Unterthanen in Ruhe und Frieden auch über die Grenzen Unserer Länder hinaus ihre Straße ziehen können.
Wir vermahnen daher die Herren von dem Kruge nebst dem Ritter Claus von Quitzow, sich von nun an alles Bösen gegen Uns und die Unsrigen zu enthalten, damit Wir nicht ferner mehr in Schaden und Gefahr gelangen und so demnach gezwungen sind, Uns Hülfe bei den Herren und Fürsten zu holen, denen sie zu Lehen gestellet sind.
Gegeben und gezeichnet zu Tangermünde im Monat der ersten Nachtgleiche.
Friedrich von Zollern, Markgraf.«
Die Verlesung war beendet; ein kurzes Schweigen folgte derselben. Dann begann Claus von Quitzow:
»Hrrr! Hm! Hat der Markgraf wirklich dies geschrieben?«
»Zweifelt Ihr denn?«
»Nein! Hrrr! Hm! So sagt ihm doch, daß es uns baß erfreuet hätte, zu sehen, daß er sich in der Kunst des Schreibens so wacker geübt habe. Wir Ritter in den Marken und der Priegnitz aber haben mehr zu thun gehabt, als uns die Finger mit Eurer Dinte schmutzig zu machen und mögen das Geschreibsel deshalb auch nicht gern leiden.«
»Recht gesagt, Herr Claus!« rief der junge Boldewin. »Was hat der Markgraf sich in unsere Sachen zu mischen? Wenn es ihm nicht gefällt, daß wir seine Juden schröpfen, so mag er sie an das Tischbein binden. Wir gehören ihm nicht zu Lehen, und er darf daher seine Briefe getrost für sich behalten!«
»Das ist auch meine Meinung,« fügte Thomas von dem Kruge bei. »Wie könnt Ihr Euch nur zu solcher Botschaft hergeben, da Ihr doch wissen müßt, daß Euer Herr kein Recht hat, uns mit solchem Ansinnen zu bedenken!«
»Was ich dabei thue, das ist meine eigene Sache und nicht die Eure, Ihr Herren. Seid Ihr zu einer Antwort bereit, oder soll ich ohne eine solche gehen?«
»Hrrr! Hm! Wie könnt Ihr uns zumuthen, uns mit Jemandem einzulassen, der uns nichts angeht! Wenn Ihr wollt, so sagt dem Herrn von Zollern, wir hätten ihm nichts zu sagen, weil auch er uns nichts zu sagen hat!«
»Recht gesprochen, Bruder Claus!« stimmte der alte Boldewin bei, der während der Verhandlung seine Gicht vollständig vergessen hatte. »Und nun setzet Euch zu uns, Herr Wieprecht
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