Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Erstere. »Sie sind fort mit dem Jäger Günther, der als Bettelmönch auf Stavenow erschienen is. Wer in Dem seiner Haut stecken thäte, der thäte nich mehr lange drinnen stecken.«
»Mohrenplitz, der arme Deiwel dauert mich, aper wer sich in Gefahr pegiept, der kommt immer manchmal d’rin um. Wann werdet Ihr aufprechen?«
»Jetzt sofort,« antwortete Dietz, indem er das kurze, breite Schwert umschnallte, wie es die Fußknechte gewöhnlich zu tragen pflegten. Der Bruder folgte seinem Beispiele, und bald standen Beide, von den Dienern begleitet, draußen vor der Ringmauer, wo sie anhielten, um von den treuen Männern Abschied zu nehmen. Dieser fiel den Letzteren schwerer als den Junkern selbst, welche so mannhaft wie möglich zu bleiben suchten und bald im Dunkel der Nacht verschwunden waren.
»Du, Caspar, wat sagst Du nun da derzu, daß sie fort sind, und wir thun hier stehen bleiben?« frug Schwalbe, und seiner zitternden Stimme war deutlich die Bewegung anzumerken, die er nicht zu unterdrücken vermochte.
»Dazu?« frug Caspar, indem er that, als ob er sich den gewaltigen Schnurrbart streiche, sich dabei aber in die Augen fuhr, um die Tropfen fortzuwischen, welche sich in dieselben geschlichen hatten. »Gar nichts sage ich dazu, aper desto mehr werde ich thun. Ich hape nicht gedacht, daß ich die jungen Herren gar so liep hätte und daß mir der Apschied so schwer werden könnte. Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper ich pleipe keinen Augenplick länger auf Stavenow, sondern ich springe ihnen nach, und wenn sie mich nicht mitnehmen, so werde ich vor Wuth ein Räuper und schlage die ganze Menschheit mausetodt!«
»Caspar, da thue ich Dich mit helfen, darauf kannst Du Dir verlassen. Komm schnell, damit sie uns nich davonlaufen thun werden!«
»Halt, Pruder Schwalpe; wir müssen doch unsere Schwerter mitnehmen und auch einen Impiß einpacken, denn die jungen Herren hapen ja gar Nichts mitnehmen wollen, was zu so einer Reise gepraucht wird. Und von dem Palthasar, von dem müssen wir doch auf alle Fälle Apschied nehmen und von seinem Dünnespinnepeinewitsch auch!«
»Gut, dat können wir noch machen. Die Junkers gehen auf Wittenberge zu, haben sie mich gesagt, und da thun wir ihnen wohl nachkommen werden.«
Sie schlichen sich zurück und mußten ihre Geschäfte wohl in großer Eile besorgt haben, denn es war nur kurze Zeit vergangen, bis sie wieder erschienen, Jeder einen mächtigen Pack über die Schulter hängen. Balthasar war bei ihnen.
»So, also! Fortschleichen wollt Ihr Euch, und wohin, das dürft Ihr mir nicht sagen? O, Ihr schlechten Kerle! Habe ich das an Euch verdient?«
»Nein, Pruder Steckelpein; Du pist stets gut mit uns gewesen, und es wird uns gar schwer, Dir Valet zu sagen; aper wir hapen Dir vertraut, daß unsere Junkers fort sind, und da kannst Du Dir doch denken, daß unsers Pleipens hier auch nicht länger ist. Ich glaupe, daß wir uns jetzt nicht zum letzten Male sehen, und dann, wenn wir uns einmal wiederfinden, dann soll mich der Deiwel holen, wenn ich Dich wieder im Stiche lasse!«
»Ja, Balthasar, dann thun wir für immer zusammen bleiben, dat is sicher. Für jetzt aber wollen wir nich länger zögern werden, sonst finden wir die Junkers nie nich wieder. Lebe wohl, alter Kamerad, und thue den Schwalbe nich ganz vergessen!«
»Lepe wohl, Pruder Steckelpein; hap Dank für Deine Liepe und füttere mir den Heuundhäckselhaferwitsch gut, damit ich Euch Peide gesund und munter wiedertreffe!«
»So, also! Da macht meinetwegen, daß ihr fortkommt! Es wird mir traurig gehen, wenn sie bemerken, daß Ihr ausgewischt seid, denn sie werden sich gleich denken, daß ich davon gewußt habe; aber ich werde schon dafür sorgen, daß Ihr unaufgehalten von dannen kommt. Lebt wohl und scheert Euch zum Kuckuk!«
Er reichte ihnen die Hand und sah ihnen so lange nach, als er ihre Gestalten im Dunkel der Nacht zu erkennen vermochte. Dann wandte er sich zurück.
»So, also!« brummte er bewegt und unwillig; »da laufen sie weg, und ich, ich kann ihnen mit meinen langen Ohren nachhorchen. Wäre der Gregorimanorosewitsch nicht, so ginge ich auf der Stelle mit, denn solche Kameraden finde ich nun und nimmer wieder!« – –
Unterdessen hatten Dietz und Cuno ihre so viel wie möglich leisen Schritte beschleunigt, um die Wenden einzuholen, welche jedenfalls, um den Gefangenen sicher zu machen, zunächst den Weg nach Garlosen eingeschlagen hatten. Sie mußten lange wandern, ehe sie eine Spur
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