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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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von ihnen entdeckten; endlich aber vernahmen sie einen Laut, der von niemand Anderem als den Gesuchten herrühren konnte, doch war er so entsetzlich, daß sie erschrocken stehen blieben, um zu lauschen, ob er sich wiederhole. Sie hatten sich nicht geirrt, denn nach wenigen Augenblicken erscholl ein zweiter Schrei aus kurzer Entfernung vor ihnen, in welchem sich die ganze Angst eines Menschen aussprach, der mit einem gewaltsamen und fürchterlichen Tode ringt.
    Die Schwerter ziehend, stürmten sie vorwärts und hatten nach wenigen Augenblicken die Stelle erreicht, wo die That vielleicht schon geschehen war, die sie vorhergeahnt hatten. Die beiden Wenden standen mitten auf der Straße; sie waren von den Brüdern so schnell und unvermuthet überrascht worden, daß ihnen gar keine Zeit geblieben war, sich hinter die Bäume zurückzuziehen.
    »Was habt Ihr hier vorgehabt?« herrschte Dietz ihnen zu, indem er sich zu dem dunklen Körper niederbückte, welcher grad’ vor seinen Füßen lag.
    Es war der verkleidete Mönch. Die Hülfe kam schon zu spät, denn der Kopf war ihm vom Rumpfe abgeschnitten und lag hart neben dem entseelten Körper. Auch Cuno erkannte dies auf den ersten Blick; das war für sein jugendliches, weiches Herz zu viel.
    »Ermordet habt Ihr ihn!« rief er mit vor Zorn bebender Stimme. »Das sollt Ihr mit dem Tode bezahlen.«
    Er stürzte sich ungestüm auf Gieljuschken, welcher ihm am nächsten stand; aber der Räubersohn hatte wohl gelernt, mit den Waffen umzugehen. Er empfing den Jüngling mit der Klinge, und es entspann sich ein Kampf, der fast mit gleichen Kräften geführt wurde. Auch Dietz nahm an demselben Theil, indem er sich mit mächtigen Hieben über Wratislaw herwarf. Dieser war ein ungewöhnlich kräftiger und mit Gefahren und Abenteuern gar wohlvertrauter Mann, der unter dem »schwarzen Dietrich« manch einen harten Strauß mit ausgefochten hatte. Jetzt stand er dem jugendlichen Sohne seines früheren Anführers gegenüber; er wußte dies gar wohl, denn er hatte es heut von den Gästen gehört und die beiden Jünglinge trotz der Dunkelheit jetzt wieder erkannt. Am liebsten hätte er den Sohn, der es wagte, seine dem Vater geleisteten Dienste mit dem Schwert zu bezahlen, sofort niedergeschlagen, aber Dietz machte seiner Abstammung so viel Ehre, daß es dem Wenden nicht nur nicht gelang, ihm beizukommen, sondern dieser sogar sehr auf seiner Hut sein mußte, nicht überwunden zu werden.
    »Steckt Euer Schwert in die Scheide, Junker!« keuchte der hartbedrängte Mörder. »Wie darf der Sohn des ›schwarzen Dietz‹ mich feindlich überfallen, statt mir für meine Treue Dank zu erweisen!«
    Er hatte gehofft, mit diesen Worten einen erfolgreicheren Streich zu führen, als es ihm mit dem Degen gelingen wollte; aber es fand grad das Gegentheil statt.
    »Willst Du ihn an seinem eigenen Sohn verrathen,« klang Dietzens Antwort, »so sollst Du nimmer wieder reden dürfen!« Seine Hiebe fielen dichter und kräftiger; es war, als sei der Geist des kühnen Vaters in ihn gefahren, und der Wende sah sich auf der Straße hin-und hergetrieben.
    »So vernimm noch Eins, Knabe,« rief er wüthend. »Dein Vater ist ein elender Bastard, der seinen edlen Namen gestohlen hat. Du kämpfest also mit Deinesgleichen!«
    »Stirb an Deinem letzten Worte!« donnerte es ihm entgegen, und in demselben Augenblicke fuhr ihm die wohlgeführte Klinge in die Brust. Mit den Händen wild um sich greifend, stürzte er zu Boden.
    Da erschollen hinter den Kämpfenden herbeistürmende Schritte, und aus weiterer Entfernung rief eine athemlose Stimme:
    »Lauf, lauf, Caspar, dat wir nich zu spät kommen!«
    Es war Schwalbe, welcher es nicht vermochte, mit dem gewaltigen Wachtmeister gleichen Schritt zu halten. Sie hatten beide das Getöse des Kampfes von Weitem vernommen und sich sofort in eiligen Lauf versetzt, da sie wohl ahnten, wem sie Hülfe zu bringen hätten. Mit mächtigen Sätzen kam Liebenow herbeigesprungen; er sah Cuno in Bedrängniß und faßte ohne Zögern den Gegner desselben mit beiden Händen, hob ihn hoch empor und schleuderte ihn mit solcher Gewalt zur Erde, daß er regungslos auf derselben liegen blieb; dann setzte er ihm den Fuß auf den Leib, zog das Schwert aus der Scheide und stieß es ihm so kraftvoll in die Brust, daß es, durch den Körper hindurchgehend, noch in den Boden fuhr.
    »Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper der ist abgethan!« meinte er, indem er die Klinge wieder an sich zog. »Giept

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