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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nähere zu erfahren, war derselbe ermordet worden und hatte sein Geheimniß mit aus dem Leben genommen. Und trotzdem wäre es ihnen vielleicht möglich gewesen, das Dunkel aufzuhellen, wenn sie ihren Zorn beherrscht und die beiden Wenden nicht augenblicklich niedergeschlagen hätten. Diese waren jedenfalls Mitwisser von Vielem gewesen, was Claus von Quitzow nicht blosgeben wollte, und hätten sich durch Zwang oder Ueberredung vielleicht zum Sprechen bewegen lassen. Aber hieran war nun nichts mehr zu ändern, und es blieb ihnen nichts übrig, als die erwünschte Aufklärung von der Zukunft zu erwarten.
    Seit sie Stavenow verlassen, hatten sie keinen Mangel gelitten, sondern immer gehabt, was zu des Leibes Nahrung und Nothdurft gehört, denn Schwalbe und Liebenow hatten trotz der kurzen Zeit, die ihnen dazu übrig geblieben war, einen tüchtigen Griff in die Vorräthe des dicken Ritters gethan; aber die damals weggeworfenen und wieder aufgefundenen Päcke waren kleiner und immer kleiner geworden, und heut nun hatte sich ihr Inhalt so unbedeutend gezeigt, daß er in den leeren Taschen Platz finden konnte. Das war natürlich nicht geeignet, die so schon Niedergeschlagenen zur Fröhlichkeit zu stimmen, und sie sehnten um so mehr den Augenblick herbei, von dem sie eine Aenderung ihrer Verhältnisse erwarteten.
    Es herrschte tiefes Dunkel um die stillen Wanderer her, denn dickes Gewölk bedeckte den Himmel, und nur zuweilen gelang es dem Monde, einen zweifelhaften Strahl durch die Nacht zu bohren. Sie waren nun schon längere Zeit gegangen und empfanden nachgerade denn doch das Bedürfniß, ein Wörtchen der Ermunterung von einander zu vernehmen, doch wollte Keiner zuerst das Schweigen brechen. Da aber fand sich die Veranlassung zum Sprechen ganz von selbst und unerwartet, denn Dietz und Cuno sahen ihre Schritte plötzlich durch ein Hinderniß gehemmt, welches sich quer über den Weg zog, und die beiden Folgenden, welche etwas seitwärts hinter ihnen gegangen waren, stolperten ebenso und stürzten sogar über einen Gegenstand, welcher ihnen im Wege lag.
    »Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche,« rief Liebenow, indem er sich langsam wieder erhob, »aper da hat sich ein Viehzeug hier hergelegt und mich pald um das Lepen gepracht! Pruder Schwalpe, so stehe doch nur auf! Oder pist Du vielleicht todt? Mein Schädel prummt wie eine Paßgeige, und vor den Augen sehe ich lauter rothe, gelpe, grüne und plaue Funken fliegen!«
    »Dat hätte ich mich nich gedacht, daß ich mir so unverhofft niedersetzen thäte! Ich habe zwee Purzelbäume geschlagen, wie sie keene Meerkatze besser nich zusammengebracht haben können würde, den eenen nach rechts, den andern dann nach links hinüber. Dat Vieh ist todt. Greif doch eenmal her, Caspar, wat es wohl für een Trampelthier sein mögen thut, wat uns in unsern stillen Gedanken gestört hat!«
    »Mohrenplitz, hier ist der Kopf mit Zaum und Zügel; und hier fühle ich auch einen Sattel auf dem Puckel!«
    »So sage es doch deutlich, Bruder Liebenow, ob Du den Sattel off Deinem Buckel fühlen thust oder off dem Pferde seinem; denn daß es een Pferd sein thut, dat weeß ich ganz gewiß; ich habe hier hinten endlich eenen Schwanz gefunden.«
    »Willst Du etwa auf Deinen Puckel auch etwas hapen, he? Da sollst Du gar nicht lange zu warten prauchen!«
    »Ein todtes Pferd ist es?« frug Dietz besorgt. »Da ist hier irgend ein Schurkenstreich verübt worden, denn man hat ein Seil über die Straße gezogen, welches uns beinahe auch zu Falle gebracht hätte. Seid auf Eurer Huth, und denkt an Eure Schwerter!«
    »Kommt doch einmal her, mein lieper Junker! Ich glaupe, hier liegt Plut. Freilich ist es gefroren. Und der Gaul hat einen tiefen Stich in die Prust pekommen. Greift her; hier ist das Loch!«
    Dietz wollte sich bücken, um die Sache auch zu untersuchen, wurde aber davon durch einen neuen Ruf abgehalten, welchen Schwalbe ausstieß.
    »Hier thut een Kerl liegen, der auch schon mausetodt geworden is! Es thut mich scheinen wollen, als ob hier een Kampf stattgefunden haben thäte, an dem das arme Thier und der Reiter haben sterben müssen!«
    Die drei Anderen eilten schnell herbei und knieten an der Leiche nieder.
    »Diesem Manne hat das Pferd nicht gehört, denn er ist ohne Sporen,« bemerkte Cuno scharfsinnig. »Ein Ueberfall hat stattgefunden, wie der Strick beweist, über welchen der Reiter stürzen sollte. Ich denke aber, daß man dabei gestört worden ist, sonst wären die Leichen nicht

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