Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Stärkste von uns allen und kannst mir im Falle der Noth den besten Beistand leisten!«
»Mohrenplitz, Herr Dietz, ja, ich gehe mit, und wenn es Einer wagen sollte, Euch nur unrecht anzuplicken, dem stoße ich die Faust in die Gurgel, daß sie ihm pis hinunter in die Stiefel fahren soll! Steigt nur hinap. Ich pin pereit und werde dem Deiwelsvolke schon die Seele aus dem Leipe pochen, wenn es ihnen etwa einfällt, Euch etwas Pöses zufügen zu wollen! Ich pin der Wachtmeister Caspar Liepenow, und wer mich in die Hitze pringt, der praucht sich keinen Augenplick mehr um sein seliges Ende zu pekümmern!«
Sie stiegen hinab. Unten angekommen, fanden sie, daß die Männer, welche vor ihnen die Insel betreten hatten, alle in dem Stolln verschwunden waren, an dessen Ende sich die Gefangenen befanden.
»Vorwärts, Caspar, bücke Dich und nimm Dein Messer zur Hand,« gebot Dietz.
Der Schein einer brennenden Fackel drang ihnen entgegen, und bald konnten sie die Gestalten unterscheiden, welche den vor ihnen liegenden Raum dicht füllten.
»Binden?« klang eine barsche Stimme. »Das ist gar nicht nöthig! Wir geben ihnen den Gnadenstoß; dann ist es einfach ab.«
»Ja, ab ist es dann, aber auch mit Euch,« mahnte Dietz schnell und schob sich trotz der Enge des Ganges an dem Vordersten vorbei und stand nun inmitten der runden Aushöhlung, welche den Bedrohten als Aufenthalt gedient hatte. Seine Erscheinung brachte eine gewaltige Ueberraschung unter den Anwesenden hervor, doch machte er den lauten und erschreckten Ausrufungen schnell ein Ende: »Seid ruhig! Ich komme von dem ›schwarzen Dietrich‹, um Rechenschaft von Euch zu fordern über Alles, was während seiner Abwesenheit unter Euch geschehen ist. Wo befindet sich der lange Thomas, hier oder in der Ruine?«
»In der Ruine,« erklang die willige Antwort. Schon der Name des gefürchteten Häuptlings war geeignet gewesen, sie vollständig einzuschüchtern, und die Verwegenheit des Junkers, sich mitten unter sie herab zu wagen, brachte eine gleiche Wirkung auf sie hervor.
»Er wird mir Rede stehen müssen über den Mord, den er Euch befohlen hat! Noch habe ich nicht mit ihm gesprochen. Wollt Ihr zu ihm halten oder zu mir?«
»Wir kennen Euch nicht,« meinte der Sprecher, welcher vorhin nichts vom Binden hatte wissen wollen. »Und übrigens brauchen wir keinen Herrn; wir sind alt genug, um selbst zu wissen, was wir zu thun haben!«
»Gut; wenn Du mich noch nicht kennst, so sollst Du mich kennen lernen! Caspar!«
»Hier pin ich, Herr Junker!« antwortete der Wachtmeister, welcher unbemerkt stehen geblieben war.
»Du lässest Niemanden vor, sondern stichst Jeden nieder, der ohne meine Erlaubniß fortgehen will.«
»Schön, mein lieper Herr Dietz! Laßt die Kerle nur kommen; wir werden ihnen schon zeigen, wem sie Gehorsam zu leisten hapen!«
»Ihr seht,« fuhr Dietz fort, »daß Ihr Euch alle in meiner Hand befindet. Droben stehen meine Leute, die blos auf meinen Befehl warten, Euch jede Feindschaft gegen mich zu vergelten. Wollet Ihr mich als Euren Anführer und Gebieter anerkennen oder nicht?«
»Ja, Ihr sollt es sein, wenn Euch der ›Schwarze‹ wirklich sendet!« rief es im Kreise, und die vorherigen Gefangenen gaben diese Zusage natürlich mit freudiger Bereitwilligkeit. Nur der Eine, welcher schon vorhin gesprochen hatte, zeigte sich zu der Anerkennung nicht bereit.
»So bindet ihn. Das soll die erste Handlung sein mit welcher ich Euren Gehorsam prüfe!«
Trotz der Gegenwehr des Widerspenstigen wurde dieser Befehl sofort ausgeführt.
»Er mag hier liegen bleiben, bis ich über ihn entschieden habe; jetzt aber folgt Ihr mir nach oben!«
An den Vordersten vorbei, kehrte er wieder in den Stollen zurück und stieg dann mit Liebenow die Leiter empor. Die Leute folgten ihm. Noch hatte er die Mündung des Brunnenloches nicht erreicht, so vernahm er das Klirren von Waffen, und er vermuthete sogleich, daß auf die Benachrichtigung durch den Posten der lange Thomas den Entschluß gefaßt habe, ihn auf der Insel zu überfallen. Rasch stieg er vollends empor und warf sich mit dem Schwerte unter die Kämpfenden. Es waren der Feinde nicht viele, aber doch genug, um die drei Personen, welche oben geblieben waren, leicht zu überwinden. Schon waren ihrer nur noch zwei, und die Hülfe kam grad noch zur rechten Zeit. Da sich schon Leute auf der Insel befunden hatten, so hatte man jedenfalls die Fremden in einer ganz anderen Situation erwartet, und als nun Dietz und der
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