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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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so offen und rückhaltslos mit uns gesprochen hast, so sollst Du auch von mir eine aufrichtige Rede hören! Der ›schwarze Dietrich‹ hat Euch seine Wiederkehr zugesagt, und Ihr wartet auf ihn schon seit langer Zeit; aber da es ihm unmöglich ist, sein Wort zu erfüllen, so sendet er uns an seiner Stelle, und wir hoffen, daß Ihr alle uns Gehorsam leisten werdet!«
    Der Eindruck, welchen diese Worte hervorbrachten, war ein gewaltiger.
    »Dat is mich die größte Neuigkeit, die ich in meinem ganzen Leben erfahren haben thue!« rief Schwalbe. »Also darum und derowegen that ich auf Stavenow den Lauscher machen müssen? Und darum und derowegen thatet Ihr mit dem Klosterbruder, der een Förster Günther war, eene Zusammenkunft halten wollen?«
    »Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper wo hapt Ihr denn den Deiwelspraten, den ›schwarzen Dietrich‹ eigentlich getroffen? Der Kerl ist ja der richtige und leiphaftige Satan gewesen, und Ihr seid so junge und gute Herren, die noch kein Wasser getrüpt hapen!«
    »Der ›schwarze Dietrich‹ hätte Euch gesandt?« frug nun auch Jobst, der sich endlich von seinem Erstaunen erholt hatte. »Das ist mir ein so ungläubig Ding, daß Ihr es mir erst beweisen müßt!«
    »Beweisen? Gut, welche Beweise verlangst Du?«
    »Wer ist der ›Schwarze‹ eigentlich gewesen?«
    »Das hat er selbst Euch Allen verschwiegen und wir haben von ihm nicht die Erlaubniß bekommen, es Euch zu sagen. Frage weiter!«
    »Ja, was soll ich Euch fragen! Ich weiß ja gar nicht, welche Beweise er Euch mitgegeben hat.«
    »Wir haben einen Beweis, den Ihr schon anerkennen werdet, und der hängt hier an unserer Seite,« meinte Cuno, indem er mit der Linken an das Schwert schlug.
    »Hörst Du es, Jobst?« fügte Dietz hinzu. »Und wer diesem Beweise keinen Glauben schenkt, dem geht es wie Wratislaw und Gieljuschken von der Wendenburg, die wir beide niedergestoßen haben!«
    »Ihr kennt Wratislaw und Gieljuschken und sprecht von der Wendenburg? Mehr bedarf es nicht, und ich kann Euch Glauben schenken. Willkommen, Ihr Herren. Nun werde ich mit meinen Kameraden auch nicht fortgehen, wenn wir sie noch am Leben treffen, sondern Euch gern Gehorsam und Treue leisten in allen Stücken, die Ihr von mir verlangt!«
    »Wehe den Mannen, wenn sie diese Leute und die beiden Uchtenhagen gemordet haben! Wir werden ein strenges Gericht halten. Nun brauchst Du keine andere Hülfe zu holen, denn wir selbst werden den Bedrohten Rettung bringen. Vorwärts zur Ruine!«
    Es war ein verwegener Entschluß, verwegen in des Wortes kühnster Bedeutung; aber es galt die Rettung Vieler, es galt eine ganze Schaar von Bösewichtern wo möglich zum Guten zurück zu führen, es galt, eine Sühne für den Mann zu leisten, der nach dem, was sie erfahren hatten, kein Anderer als ihr Vater sein konnte.
    »Ja, vorwärts,« stimmte Cuno bei, welcher sich jetzt überlegter zeigte, als der von seinem Vorhaben begeisterte Bruder.
    »Zuvor aber wollen wir Alles bei Seite schaffen, was die Vorgänge verrathen könnte, welche hier geschehen sind.«
    »Damit, Herr,« meinte Jobst, »zeigt Ihr mir deutlich, daß Ihr wirklich auf das bedacht seid, was unsern Leuten frommt und Nutzen bringt. Kommt, laßt uns schnell zugreifen, damit wir die Bedrohten bald aus ihrer Angst erlösen!«
    Man beseitigte das Seil und verbarg sowohl die Menschen-, als auch die Thierleiche an einem versteckten Orte, sodaß wenigstens kein während dieser Nacht vielleicht noch Vorüberkommender eine Ahnung von den geschehenen Dingen haben konnte. Dann aber schlugen die Männer, Jobst an der Spitze, den Weg nach der Ruine ein.
    Nach einer so viel wie möglich beschleunigten Wanderung gelangten sie an das Ufer des See’s, dessen glatte Eisfläche in matter Helle vor ihnen lag, so daß einem scharfen Auge jede Bewegung auf demselben zu erkennen möglich war. Jobst hemmte seine Schritte und erhob den Arm, um die Richtung anzudeuten, in welche die ihm Folgenden blicken sollten.
    »Seht Ihr dort den runden, schwarzen Flecken, der Landzunge gegenüber?«
    »Ja. Es ist wohl eine Insel?«
    »Dieselbe, von der ich Euch sagte, daß wir da eingekerkert gewesen sind. Und seht Ihr die kleinen, dunklen Punkte, welche sich von dem Lande auf sie zu bewegen?«
    »Auch diese sehe ich,« antwortete Dietz. »Das sind entweder Thiere oder Menschen. Vielleicht ein Rudel Hirsche oder eine Familie von Wildschweinen, die dort ihre Aesung suchen.«
    »Nein, das sind die Leute, welche aus der Ruine

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