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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zugefügt, und ich wäre nicht dazu gekommen, den Herren von Uchtenhagen Hülfe zu bringen!«
    »Von Uchtenhagen? Es giebt deren mehrere. Welche sind es?«
    »Es sind zwei Brüder; sie heißen Hans und Karl.«
    »Sind sie es, die hier angegriffen worden sind?«
    »Ja. Der Aeltere stürzte über den Strick und wurde, nachdem man sein Pferd erstochen hatte, gebunden fortgeführt. Der Jüngere aber wehrte sich tapfer und hat die Buschklepper in die Flucht geschlagen, wobei Ulrich dort um das Leben gekommen ist. Dann ist er ihnen gefolgt, um Herrn Hans zu retten, und dabei auf mich gestoßen.«
    »So bist Du also keiner von den Wegelagerern?«
    »Ich bin bei ihnen gewesen,« antwortete er zögernd und fuhr dann in der Erzählung dessen fort, was wir aus einem früheren Kapitel bereits wissen, bis er zu dem Punkte kam, an welchem er die gefangene Frau in der Sakristei gelassen hatte, um den Brüdern seinen Beistand zu bringen. »Ich schlich mich den Leuten bis in die Betlöcher nach, in denen ich die Gesuchten finden mußte, wie ich ganz genau wußte. Herr Hans von Uchtenhagen war auf der Straße ohne Widerstand überwältigt worden, weil ihn der Fall vom Pferde arg betäubt hatte, und darum war es den Leuten auch so leicht geworden, mit ihm ohne Aufenthalt die Ruine zu erreichen. Dort kam er zur Besinnung und begann, einen so kräftigen Widerstand zu leisten, daß er Mehrere schwer verwundete und Einen gar zu Tode brachte. Da wurde er endlich überwältigt, zusammengeschnürt und in eine Zelle geworfen, wo ihn der sichere Tod erwartet.«
    »Ich denke, Du hast ihm Rettung bringen wollen?«
    »Ja, bei Gott, das habe ich gewollt! Aber hört nur weiter: Die Gefangene, welche hier bei uns für eine Gräfin gehalten wird, hat durch die lange Gefangenschaft so im Kopfe gelitten, daß sie nicht mehr richtig denken kann. Statt ruhig in der Sakristei auf mich zu warten wie ich sie gebeten hatte, ist sie mir nachgekommen und hat dadurch mein Vorhaben verrathen. Die Leute fielen über mich her; aber es gelang mir doch, ihnen zu entwischen, da ich die verborgenen Schliche der Ruinen besser kenne als sie. Nun erwarten sie nichts Gutes von mir und werden alle Maßregeln ergreifen, um sich sicher zu stellen. Die beiden Brüder von Uchtenhagen werden ganz gewiß noch diese Nacht unschädlich gemacht, und meine armen Genossen, welche in dem Brunnen auf meine Rückkehr warten, sind nun auch verloren. D’rum nahm ich mir vor, zu ihrer aller Rettung gleich und ungesäumt das Aeußerste zu ergreifen. Ich wollte im nächsten Orte Beistand suchen und so rasch wie möglich so viel Männer nach der Ruine führen, als zur Bewältigung der Bande erforderlich sind. Und hierin habt Ihr mich gestört.«
    »So war der ›Feuerreiter‹ Euer jetziger Anführer?«
    »Ja; jetzt jedoch ist er todt, wie ich Euch erzählt habe.«
    »Und wie ist die unbekannte Gräfin zu Euch gekommen?«
    »Der ›schwarze Dietrich‹ hat sie vor langen Jahren zu uns gebracht. Sie war ein schönes Weib, und ich glaube, daß dies der alleinige Grund ihrer Gefangenschaft gewesen ist, denn er kam, seit sie sich bei uns befand, öfterer als früher und stellte ihr mit heißem Feuer nach. Sogar Gewalt hat er anzuwenden versucht; aber sie hat sich gewehrt wie eine Löwin und ihn so von sich gewiesen, daß er lange Zeit ihr nicht mehr nahe getreten ist.«
    Es entstand eine Pause. Das Gehörte war ganz geeignet, die Junker zum nachdenklichen Schweigen zu stimmen. Endlich frug Dietz weiter:
    »Du wolltest Hülfe aus einer der umliegenden Ortschaften holen. Denkst Du, daß dieses Vorhaben Dir auch wirklich gelingen werde?«
    »Es war das Einzige, was mir zu thun übrig blieb, wenn die Rettung möglich werden sollte. Aber es wird wohl so viel Zeit darüber vergehen, daß wir zu spät kommen, wenn es mir ja gelingen sollte, Jemanden zum Mitgehen bewegen zu können. Und dabei setze ich mich selbst gar großen Gefahren aus; doch soll mich das nicht abhalten, das Begonnene auch zu vollenden.«
    »Vielleicht giebt es noch ein anderes, besseres und kürzeres Mittel, Deinen Vorsatz auszuführen. Gedulde Dich noch einige Augenblicke!«
    Es war ihm ein Gedanke gekommen, kühn zwar und gefahrvoll auszuführen, aber derselbe sagte seinem jugendlich muthigen Sinne zu, und er trat daher abseits zum Bruder, um demselben leise seinen Vorsatz mitzutheilen. Die Unterredung währte nicht lange; Cuno hatte sofort seine Zustimmung gegeben, und Dietz wandte sich wieder zu dem bußfertigen Räuber:
    »Da Du

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