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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wachtmeister mit ihren frischen Kräften an dem Kampfe theilnahmen, um die Angreifenden theils niederzustoßen und theils zu entwaffnen.
    Ein glücklicher Umstand war es allerdings, daß die Ersten der aus dem Brunnen steigenden Räuber zu den erretteten Gefangenen gehörten und nicht zögerten, ihren Rettern beizustehen, sonst hätte die Sache doch vielleicht noch eine andere Wendung nehmen können. Dietz beschloß darum, einer Wiederholung dieser Gefahr sofort vorzubeugen.
    »Die haben den Lohn ihres Ungehorsams erhalten, und so wird es Jedem gehen, der es wagt, sich mir zu widersetzen. Schließt einen Kreis um mich!«
    Die Leute gehorchten.
    »Legt Eure Hände auf dies Schwert und schwört mir Treue und Gehorsam in Allem, was ich Euch befehlen werde!«
    Jobst und seine Leidensgefährten thaten sogleich, wie er ihnen geheißen hatte; die Anderen folgten etwas langsamer; aber sein ganzes Benehmen und Wesen imponirte ihnen dergestalt, daß sie es doch nicht wagten, seine Rechte, einen solchen Schwur von ihnen zu fordern, einer näheren Prüfung zu unterwerfen.
    »So!« meinte er, das Schwert befriedigt in die Scheide steckend. »Nun laßt uns nach der Ruine gehen!«
    »Halt, Herr Junker! Wo ist denn eigentlich unser Pruder Schwalpe?« frug der Wachtmeister, indem er sich suchend umschaute.
    Jetzt erst vermißte auch der Gefragte den treuen Diener und gebot, nach ihm zu forschen. Man brauchte sich nicht lange vergebliche Mühe zu geben, denn schon nach wenigen Augenblicken fand man ihn todt im Schilfe liegen. Im Handgemenge mit einem der Buschklepper war er abseits getrieben worden und gefallen. Es war also doch, als hätte eine bestimmte Ahnung ihn veranlaßt, sich schon in Zachow der nächtlichen Wanderung zu widersetzen, wie er ja dann auch später seinen Herren nur ungern von der Straße nach den versteckten Klostertrümmern gefolgt war. Keiner von Allen empfand eine so große Trauer um den Gefallenen, als sein treuer Special, der Wachtmeister Liebenow, welcher noch grimmiger d’reinschaute als selbst Jobst, der den erst jetzt wiedergefundenen Bruder nun auch schon wieder verloren hatte.
    »Herr Dietz, gept mir so zwei oder drei Dutzend Menschenkinder, die ich todtschlagen soll,« rief Caspar. »Ich muß Etwas haben, an dem ich meine Wuth auslassen kann. Welcher von dem Deiwelsgezüchte muß es nur gewesen sein, der ihn so um das Lepen gepracht hat!«
    Das war nun freilich schwer zu sagen. Die Todten konnten nicht reden, und die Ueberwundenen, welche, anstatt gefangen zu sein, es vorgezogen hatten, den Schwur mit zu leisten, hätten den Thäter jedenfalls nicht verrathen, falls er sich unter ihnen befand. Uebrigens war auch jetzt gar keine Zeit übrig zu Ausbrüchen der Trauer und unnützen Untersuchungen, und darum gebot Dietz, die Insel zu verlassen und sich um die Todten einstweilen nicht weiter zu kümmern.
    Als sie die Landspitze erreichten, tauchte ein Mann vor ihnen auf.
    »Bringt Ihr sie?« frug er.
    »Nehmt ihn in Eure Mitte!« gebot Dietz kurz. Es war ein Wachtposten, welcher ihnen nun wohl oder übel folgen mußte.
    An dem breiten, eingefallenen Portale trafen sie einen zweiten Posten, der dieselbe Frage aussprach. Auch er wurde mitgenommen. Jobst hatte sich mit den beiden Junkern an die Spitze gestellt und diente als Wegweiser.
    »Hat der ›Schwarze‹ Euch von dem verborgenen Wege gesagt, welcher in den großen Keller führt?« frug er leise.
    »Nein.«
    »Wenn Ihr ihn gehen wollt, so könnt Ihr die Leute unten in Erstaunen setzen, und Keiner wird dann einen Zweifel wagen.«
    »Wo ist dieser Weg?«
    »Ihr dürft nur den Wachtmeister mitnehmen und müßt ihn vor den Anderen verschweigen.«
    »Die Leute befinden sich also in dem großen Keller?«
    »Ja.«
    »So warte!«
    Er blieb stehen und wandte sich den ihm Folgenden zu.
    »Ihrer wie Viele seid Ihr jetzt?«
    »Nicht mehr als dreißig und etliche.«
    »Es ist gut. Begebt Euch hinunter nach dem großen Keller. Wenn der lange Thomas Euch Feindseligkeit erweist, so nehmt Ihr ihn gefangen! Ich komme gleich nach.«
    Obgleich sie nicht begreifen konnten, warum er an einem solchen Augenblicke, wo seine Gegenwart doch nothwendig war, nicht mit ihnen gehe, folgten sie doch dem Befehle und waren bald im nächtlichen Dunkel nicht mehr zu erkennen.
    »Nun kommt! Doch gehet leise; es könnte Jemand in der Nähe sein, der uns folgte und so das Geheimniß erführe!«
    Der Weg führte mühsam zwischen Trümmern und Mauerresten hindurch und endete vor einer Nische,

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