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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist. Helft mit die dünne Platte emporheben, auf welcher Ihr steht. Sie ist nicht schwer und verdeckt die weiteren Stufen.«
    Der Wachtmeister, welcher bisher vor Erstaunen kein Wort gesprochen hatte, bückte sich und hob den Stein allein und ohne Hülfe empor. Man stieg noch etwas über Manneshöhe hinab und gelangte dann in ein dumpfes, schleusenähnliches Gemäuer, welches in das Innere der Säule führte. Dort ging es wieder bis zur Sohle des Kellers empor, und nun bat Jobst, welcher mit dem Wachtmeister noch unten stand, da der Raum nur zwei Personen faßte:
    »Ueber Euren Häuptern werdet Ihr ein Seil gewahren; an diesem müßt Ihr ziehen, bis es nicht mehr geht, und es dann fahren lassen. Nachher aber tretet so schnell wie möglich hinaus in den Keller, daß für uns Beide auch noch genugsam Zeit übrig bleibt, hinaus zu kommen!«
    Die Brüder fühlten das Ende des Seiles über sich und bemerkten beim Ziehen desselben, daß sie eine Rolle in Bewegung setzten, die sich über der Decke des Kellers befinden mußte und vielleicht mit einer Vorrichtung in Verbindung stand, welche dazu diente, das erwähnte Geräusch hervorzubringen. Als das Seil abgelaufen war, ließen sie es ihren Händen entgleiten. Sofort erhob sich in der Höhe ein donnerähnliches Rollen und Dröhnen, unter welchem die ganze Umgebung zu beben und zu erzittern schien; die Säule that sich auf und sie traten in den Keller.
    Aller Augen sahen erschrocken nach oben; selbst der verwundete Karl von Uchtenhagen war entsetzt emporgesprungen, denn für den Uneingeweihten lag allerdings der Gedanke nahe, daß das Gewölbe im Begriffe stehe, einzustürzen. Endlich endete das fürchterliche Rollen mit einem prasselnden Schlage, und Denen, welche das Getöse früher schon gehört hatten, kam die Besinnung zurück.
    »Der ›Schwarze‹ kommt!« rief es wie aus einem Munde.
    »Nein, nicht der ›Schwarze‹ selbst, aber sein Abgesandter ist mitten unter Euch!« ertönte aus ihrem eigenen Kreise die Antwort.
    Sie traten entsetzt aus einander und starrten Dietz an, welcher mit entblöstem Schwerte bei ihnen stand. Cuno und der Wachtmeister lehnten mit gezogener Waffe noch an der Säule, und Jobst war zu den beiden Uchtenhagen geeilt, um sie von ihren Fesseln zu befreien.
    »Stellt Euch in Reih und Glied zusammen!« befahl Dietz.
    Wie im Traume wurde dieser Befehl vollzogen. Der Eindruck, welchen die letzten Augenblicke gemacht hatten und den das furchtlose und gebieterische Wesen des jungen Quitzow noch machte, war ein so großer, daß es Keinem in den Sinn kam, gegen das Gebot zu handeln.
    »Ich gebe Euch zu wählen zwischen Gehorsam oder Tod. Legt Alle Eure Waffen vor Euch nieder!«
    Cuno und Liebenow traten zu ihm, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen; auch Hans von Uchtenhagen, durch einige Worte Jobst’s unterrichtet, eilte herbei, und wenn auch Mancher von den Leuten eine bedenkliche Miene nicht unterdrücken konnte, so lagen doch bald sämmtliche Waffen auf dem Boden. Es war ein eigenthümliches Hochgefühl, welches das Innere Dietzens durchzitterte, als er sah, wie alle diese rohen und kraftvollen Gestalten sich unter seinen Willen beugten. Der »schwarze Dietrich« mußte es verstanden haben, mit mächtigem Einflusse sich dieser ungefügen Seelen zu bemeistern, und in diesem Augenblicke kam dem Sohne die vermuthliche Vergangenheit des Vaters nicht so ehrlos und entwürdigend vor, als es vorher der Fall gewesen war. Wie einen süßen Rausch fühlte er den Gedanken, die Handlungen und das Schicksal Anderer von sich abhängig zu sehen, und diesem Rausche folgend, trat er, das Schwert einsteckend, vor:
    »Gut! Ich wollte Euch nur prüfen und habe gesehen, daß ich mit Euch zufrieden sein werde. Nehmt die Waffen wieder an Euch, denn ich habe die Befehle des ›Schwarzen‹ nur an Männer auszurichten. Der lange Thomas trete vor!«
    Eine lange, hagere Gestalt löste sich von den Uebrigen.
    »Sind die Leute alle beisammen?«
    »Nein.«
    »Wo befinden sich die Fehlenden?«
    »Bei den Gefangenen und auf Posten draußen im Freien.«
    »Habe ich nicht geboten, daß die Posten eingezogen werden sollen?«
    »Verzeiht, Herr, aber da wußte ich noch nicht so wie jetzt, daß Ihr wirklich von dem Hauptmann gesandt seid.«
    »Das will ich einmal gelten lassen. Welche Gefangenen befinden sich hier?«
    »Es sind nur wenige Männer, auf deren Lösegeld wir warten.«
    »Und die Gräfin?«
    »Ist eingeschlossen.«
    »Gut. Die Botschaft, welche ich Euch bringe, wird

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