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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Simon und Janeke Fehde angesagt hätten, auf einem Jagdzuge gelegentlich eines heftigen Straußes zwischen den feindlich gesinnten Herren überwunden und gefangen genommen worden. Wo man sie hingeführt habe, sei nicht bekannt, und ebensowenig wisse man in Güntersberg, was die Sieger weiter im Schilde führten. Mit Sicherheit sei aber heute schon anzunehmen, daß man in erster Reihe gegen Güntersberg Schlimmes beabsichtige.
    Falls Herr Erasmus seinem Freunde und Bundesgenossen in der Beschützung seines Lebens und Eigenthums beistehen wolle, dann möge er ohne Zögern herbeieilen.
    Als der Knecht mit dieser Botschaft wegritt, schien der Falkenmeister Lust zu haben, den Knecht zurückzurufen und das Hilfegesuch unbestellt zu lassen; sein Ruf wurde jedoch von dem Boten nicht mehr gehört und er beschied sich mit dem Entschlusse:
    »Komme, was da mag; ich muß mein Ziel erreichen!«
    Die geringe Besatzung von Güntersberg war nicht wenig erstaunt, als bald darauf der Falkenmeister, dessen Uebergewicht sie sämmtlich ohne Zögern anerkannten, befahl:
    »Haltet Eure Waffen in Ordnung! Ich werde inzwischen die Mauern besichtigen. Wir werden einen Sturm zu bestehen haben!«
    Mit lautem Halloh wurde diese Nachricht aufgenommen und sofort an die Befestigung von Güntersberg geschritten.
    Die nahe Aussicht auf eine Abwechselung in ihrem seit einiger Zeit sehr eintönigen Leben wirkte begeisternd auf die Knappen und Reisigen und sie ergingen sich in allerhand Muthmaßungen darüber, wer der zu erwartende Feind sein könne.
    Der Falkenmeister blickte freilich weniger zuversichtlich der nächsten Zukunft entgegen; er sah ein, daß mit den wenigen Leuten, die ihm zu Gebote standen, sich kein Belagerungs-Heer auf die Dauer zurückschlagen lasse. Ihm bangte jedoch weniger für sich oder um Güntersberg, als vielmehr um Brunhilden, deren Verbleiben er im Augenblick schon gern hintertrieben hätte.
    Diese Gedanken beschäftigten ihn eben wieder, als er, über den Burghof schreitend, Brunhilde an der Thüre bemerkte. Auf ihren Wink trat er zu ihr heran, und sie fragte ihn mit offener Besorgniß und hastig:
    »Sagt mir doch, was bedeuten diese Vorbereitungen? Bedroht man uns und benutzt man die Abwesenheit meines Vaters, um Güntersberg zu überfallen?«
    »Noch weiß ich nicht, ja ich habe noch gar nicht einmal bestimmte Nachrichten, daß Etwas gegen Güntersberg geplant wird.«
    »Weshalb aber trefft Ihr Anstalten, die mir nur zur Abwehr eines Angriffes bestimmt erscheinen?«
    Der Falkenmeister zögerte einen Augenblick mit der Antwort. Es wurde ihm schwer, dem Mädchen seine Gedanken auch nur annähernd kund zu geben und sie durch Befürchtungen, zu denen er noch keinen directen Anlaß erhalten, noch mehr zu beunruhigen, als sie es ohnehin schon war.
    Ausweichend antwortete er deshalb:
    »Macht Euch keine Sorgen deshalb, weil ich einige Anstalten zur Sicherung für Güntersberg treffe. Ich habe keinen anderen Grund hierzu, als den Wunsch, Euch während der Abwesenheit des Vaters beruhigt zu wissen.«
    »Nein, nein, Ihr verschweigt mir Etwas!«
    »Dies ist nicht der Fall, und ich verspreche, Euch sofort Nachricht zu geben, wenn wider alles Erwarten gegen uns Etwas geplant werden sollte.«
    Brunhilde schien jedoch nichts weniger als beruhigt zu sein. Sie sagte zwar nichts mehr, ihr Auge, ihr Blick, den sie fragend auf den Falkenmeister gerichtet hielt, zeigte jedoch recht deutlich, daß sie ernstere Befürchtungen hege.
    Waren sie begründet?
    Der Tag verging ohne irgend etwas Auffälliges und auch die während der Nacht ausgestellten Posten vermochten nicht das geringste Absonderliche zu erkennen.
    Auch der Vormittag verlief in gleich ruhiger Weise, und schon sagte sich der Falkenmeister aufathmend:
    »Gott sei Dank, du hast dich in diesem Falle geirrt!«
    Das Horn des Thurmwarts ertönte. Der Falkenmeister eilte rasch zu diesem hinauf und bemerkte einige Fähnlein Reisige auf dem nach Güntersberg führenden Wege.
    »Weß sind diese Leute? Sie kommen von Norden, also von einer Seite, von wo ich glaubte, keine Feinde erwarten zu dürfen!«
    »Wenn ich mich nicht täusche,« bemerkte der Thurmwart, »dann sind es die Reetzer.«
    »Das ist freilich etwas Anderes. Nun, wir können diese Leute sehr wohl gebrauchen!«
    Henning Friedländer eilte wieder hinab, und nicht lange darauf hielten die Ankommenden vor dem Thore und begehrten Einlaß.
    »Wer seid Ihr?« fragte der Falkenmeister, welcher immer noch ein leises Mißtrauen nicht

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