Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
unterdrücken konnte.
    »Wir sind Mannen des Herrn Janeke von Stegelitz, und sind durch Herrn Dietrich von Quitzow aufgeboten worden.«
    Ohne Bedenken wurden die Leute jetzt eingelassen und Henning Friedländer athmete hoch auf, als er diesen ansehnlichen Zuwachs der Streitkräfte übersah.
    »Was ist mit meinem Herrn?« fragte leise der Anführer der eben Angekommenen, als er sich mit dem Falkenmeister wenige Augenblicke später allein sah.
    »Herr Janeke ist mit Herrn Simon auf einem Jagdzuge in die Hände der Wedels oder des Kremzower gefallen.«
    »Weshalb entbot dann aber Herr Dietrich uns hierher?«
    »Das kann ich Euch gar wohl erklären: Güntersberg liegt halb umgeben von den Gebieten der Ritter, die uns Fehde angesagt haben, während Reetz, so viel ich weiß, nur mit den Wedel’s in directem Zusammenhange steht. Nachdem nun die beiden Ritter gefangen genommen und Güntersberg, wie auch das Gebiet des Herrn Janeke, heut’ ihrer Herren entbehren, werden Wedel oder auch Herr Heinrich von Bork mit sammt dem Kremzower gewiß die Gelegenheit benutzen und an Güntersberg, das ihnen zunächst gelegen und schon längst ein Dorn im Auge ist, ihrem Uebermuth die Zügel schießen lassen.«
    »Herr Gott! Da haben wir ja die Burg meines Herrn der Willkür seines Feindes, des Herrn Erasmus von Wedel, preisgegeben. Wir müssen sofort wieder zurück!«
    »Beruhige Dich. Dafür ist schon gesorgt, daß das Eigenthum Deines Herrn ungefährdet bleibt. Es scheint Dir unbekannt zu sein, daß Herr Erasmus ein Bundesgenosse und Freund der Herren Janeke und Simon ist!«
    »Ist das möglich?«
    »Ja, ja; Du kannst das schon glauben. Ich habe ja selbst den Fehdebrief gelesen, den die Herren Henning von Wedel, Heinrich von Bork, Friedrich von Wedel und der Kremzower an unsere Herren und zugleich an Herrn Erasmus geschrieben haben.«
    »Das ist allerdings schön und verspricht einen fröhlichen Tanz. Ist denn aber Erasmus benachrichtigt von dem, was hier vorgefallen ist?«
    »Das wird Herr Dietrich besorgt haben. Andernfalls hätte er Dich ja nicht beauftragt, mit Deinen Leuten hierher zu kommen.«
    »Jetzt bin ich beruhigt.«
    Der Falkenmeister unterrichtete Matthias näher über die jüngsten Vorfälle und Matthias erklärte sich freiwillig bereit, sich mit seinen Leuten den Anordnungen des Falkenmeisters zu unterwerfen. Auch er war vollständig davon überzeugt, daß ein Angriff auf Güntersberg zu erwarten sei. Die Wachtposten wurden verdoppelt und Henning Friedländer zog sich, nachdem alle Anordnungen getroffen waren, die eine Ueberrumpelung hindern mußten, mit Matthias in sein Gemach zurück.
    Die Nacht verging wieder ungestört, der Morgen graute bereits und die mehr und mehr weichende Dämmerung ließ Gegenstände weiterer Entfernung schon erkennen.
    Der Falkenmeister kehrte eben von einem Rundgang in das Haus zurück, als einer der an der Südseite aufgestellten Posten auf ihn zukam und meldete, »am Waldsaum auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung zeigen sich Bewaffnete!«
    Beide eilten nach der Stelle zurück, von der aus die befremdende Wahrnehmung gemacht worden war, und Friedländer überzeugte sich jetzt davon, daß unter dem Schutz der Bäume eine anscheinend bedeutende Anzahl Bewaffnete sich Güntersberg zu nähern suchten.
    Wenige Augenblicke später waren sämmtliche Mannen im Hofe beisammen und Friedländer ertheilte hier mit gedämpfter Stimme die ihm passend erscheinenden Befehle.
    Kaum war dies geschehen und Jeder an dem ihm zugewiesenen Posten, als die Ersten der Stürmenden Anstalten trafen, den Burggraben zu überbrücken und die Mauer zu erklettern. Ungehindert wurden sie herüber gelassen. Als sie aber die Mauer zu erklettern suchten, wurden sie durch einen furchtbaren Steinhagel zurückgeschleudert, derart zwar, daß nicht ein Einziger von ihnen lebend davon kam.
    Die Belagerer, deren Zahl sich inzwischen erheblich vermehrt hatte, und die, wie die Belagerten sofort erkannten, unter Anführung des Kremzower’s und Heinrich von Wedel’s standen, gewannen die Ueberzeugung, daß eine Ueberrumpelung unmöglich sei, und beschlossen Sturm zu laufen.
    Daraufhin ließen sich wenigstens die nun von ihnen in Angriff genommenen Vorbereitungen erklären.
    Der Falkenmeister hatte den ersten Augenblick, als er die Zahl der Belagerer sah, keinen Zweifel gehegt, daß Güntersberg nur sehr schwer zu halten sein würde. Er beschloß deshalb, die Burg zwar bis zum letzten Augenblick zu vertheidigen, im Interesse

Weitere Kostenlose Bücher