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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufwiegt, nur hoch zu beachten ist.«
    »Das gebe ich ja recht gern zu. Seit gestern Abend hat sich meiner aber eine gewisse Unruhe bemächtigt, ein Gefühl, dem Worte zu verleihen mir sehr schwer wird.«
    »Wollt Ihr mich nicht Näheres wissen lassen darüber, was Euch beunruhigt? Ihr dürft unbedingtes Vertrauen zu mir hegen, denn wahrlich, kein Mensch vermag Euch treuer ergeben zu sein, als ich!«
    »Ja, ich glaube Euch und will Eurem Wunsche nachkommen. Als ich gestern Abend allein in meinem Gemache war, überfiel mich plötzlich eine unnennbare Angst. Recht lebhaft trat der Gedanke an mich heran, die Ritter, welche mit meinem Vater in Fehde liegen, würden jetzt während seiner Abwesenheit das Schloß angreifen, einnehmen und zerstören und ich –«
    Brunhilde vermochte nicht weiter zu sprechen. Ihre Augen füllten sich auf’s Neue mit Thränen, ihre Stimme bebte und ihren Körper überlief ein convulsivisches Zittern.
    Henning Friedländer wurde vom innigsten Mitgefühl beseelt und er bemühte sich nach Kräften, ihr Trost zuzusprechen.
    »Welchen Gedanken und Besorgnissen gebt Ihr Euch hin, edle Jungfrau! Eurem Vater droht keine so ernste Gefahr, wie Ihr anzunehmen scheint, und Ihr habt weiter auch nicht den geringsten Grund, Besorgnisse wegen eines Angriffs der feindlich gesinnten Ritter auf Güntersberg zu hegen. Fasset Muth! Ich halte mich überzeugt, daß Euer ganzer Kummer in kürzester Frist beseitigt sein wird und Ihr mir zugeben werdet, daß Ahnungen keine Beachtung verdienen!«
    Ein schwermüthiges Lächeln schwebte um den Mund des holden Kindes, als es langsam erwiderte:
    »Wollte Gott, Eure gutgemeinten Trostesworte bewahrheiteten sich. Wie gerne wollte ich Euch eingestehen, daß ich mich ohne Grund geängstigt hätte, doch bitte ich Euch, nicht länger zu zögern mit der Besichtigung des Kampfplatzes. Ob Ihr auch die Falken in dem von Euch gewählten Versteck noch vorfinden werdet?«
    »Ich hoffe es und werde Euch sofort nach meiner Rückkehr Mittheilung von dem Ergebniß meiner Nachforschungen machen.«
    Der Falkenmeister verließ das sinnend ihm nachblickende Mädchen und sprengte bald darauf zum Thore hinaus.
    Es war bereits Mittag, als er sich dem Letzteren wieder näherte.
    Kaum hatte das Thor sich hinter ihm geschlossen, als Brunhilde auch schon in der Thüre des Schlosses erschien.
    »Welche Botschaft bringt Ihr mir?«
    »Keine bessere, aber auch keine schlechtere, als ich erwartet habe.«
    »Zögert doch um Gottes Willen nicht länger, mir Alles mitzutheilen, was Ihr gesehen oder erfahren habt.«
    »Edle Jungfrau, meine Erwartungen haben sich vollauf bestätigt. Euer Vater ist auf dem Kampfplatz nicht verwundet, vielmehr von den Rittern Wedel, Bork und Kremzow mit Herrn Janeke von Stegelitz weggeführt worden. Ohne Zweifel wird man jetzt ein hohes Lösegeld, wenn nicht irgend welche andere Sühne, Euerm Vater auferlegen und ich sehe voraus, daß die Hilfe des gefürchteten Dietrich von Quitzow von hohen Vortheil werden wird!«
    »Meinem Vater ist also kein Uebles weiter widerfahren und ich darf hoffen, ihn wiederzusehen?«
    »Das dürft Ihr mit vollem Recht. Weniger glücklich sind wir mit der Cage gewesen, unsere schönen Falken sind eine Beute der Feinde geworden.«
    »Ihr erleichtert durch Eure Mittheilung mein bedrängtes Herz und ich kann nun nicht schnell genug die Rückkehr des Herrn Dietrich herbeiwünschen; er ist ja doch, wie ich gehört habe, der Freund meines Vaters und wird ihn sicher nicht lange im Gefängniß schmachten lassen!«
    »Nun, darüber könnt Ihr vollständig beruhigt sein. Wenn Dietrich von Quitzow etwas verspricht, dann hält er es auch. Dies war der Sinn der letzten Worte, die er zu mir sprach, und ich baue fest auf ihn. Gebt Ihr mir Vollmacht, im Namen Eures Vaters Herrn Erasmus von Wedel in Reetz von dem Mißgeschick zu benachrichtigen, das Euern Vater betroffen hat?«
    »Thut, was Ihr für gut haltet! Ich baue vollständig auf Euch.«
    Langsam trat Brunhilde in das Schloß zurück.
    Henning Friedländer war im Augenblick unentschlossen, was er thun solle. Nach kurzem Besinnen ließ er sein Pferd vorführen und ritt weg. Einige Stunden später kehrte er auf schweißbedecktem Pferde zurück und sandte einen Knecht an Herrn Erasmus mit der Botschaft, die Herren von Güntersberg und Janeke von Stegelitz seien von den Herren Henning von Wedel und Heinrich von Bork, welche nebst dem Herrn Henning von Kremzow und Friedrich von Wedel den Herren Erasmus von Wedel,

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