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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Brunhilden’s sich aber einen Ausweg offen zu halten.
    Ihr länger die wahre Sachlage zu verbergen, ging nicht an, sie war selbst bereits aufmerksam geworden und kam ihm nun zitternd und in größter Aufregung entgegen.
    »Um aller Heiligen willen, sagt mir, was geht hier vor? Güntersberg wird von Feinden bestürmt, während mein Vater nicht anwesend ist?«
    »Leider ist es der Fall,« erwiderte der Falkenmeister ernst, »doch hegt keinerlei Besorgnisse. Ich werde Güntersberg halten, so lange dies Euer Vater selbst im Stande gewesen wäre!«
    »Wenn Euch dies aber nicht gelingt, was dann?«
    »Dann bürge ich Euch wenigstens für Eure Rettung; ich bitte Euch aber, jetzt Euer Gemach nicht zu verlassen. Gelingt es mir, die Feinde zu schlagen, dann werde ich Euch sofort benachrichtigen. Habe ich aber Unglück, dann werde ich Euch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen suchen.«
    »Ihr habt Hülfe erhalten?«
    »Ja; die Leute des Herrn Janeke sind von Herrn Dietrich hierhergeschickt worden.«
    »Gott gebe Euch den Sieg!« erwiderte Brunhilde mit bebender Stimme, während ihre Augen sich mit Thränen füllten, »und erinnert Euch daran, daß ich Eure Botschaft mit Sehnsucht erwarte.«
    Noch ehe der Falkenmeister ein Wort der Erwiderung fand, war Brunhilde zurückgetreten und ihren Gemächern zugeeilt.
    Rasch kehrte er nun zu den Leuten zurück, welche zu seiner Ueberraschung gerade an der Stelle in Unthätigkeit verharrten, die seiner Ansicht nach am meisten gefährdet war.
    Unruhig trat er näher.
    »Was bedeutet das? Der Feind weicht doch sicher jetzt nicht schon zurück.«
    Die Antwort auf diese Frage vermochte er sich selbst zu geben, nachdem er einen Blick durch eine der kleinen, in der Mauer befindlichen, von außen kaum bemerkbaren Oeffnungen warf und sah, daß die Belagerer sich in der That an den Waldsaum zurückzogen.
    »Ha! ha! Eine der gewöhnlichen Kriegslisten soll hier in Anwendung kommen. Ihr irrt Euch aber, wenn Ihr glaubt, mich täuschen zu können.« Zu den ihn umgebenden Leuten fuhr er rasch fort:
    »Einige Mann Bedeckung bleiben hier zur Beobachtung. Die Uebrigen eilen sofort nach der Ostseite, und zwar seitwärts von dem kleinen Ausfallpförtchen, dahin, wo der Wald am nächsten an den Burggraben anstößt!«
    Kaum hatte er diesen Befehl ertheilt, als von der bezeichneten Stelle her ein lautes Geschrei hörbar wurde. Als die Leute dort ankamen, sahen sie auch sofort ein, wie richtig der Falkenmeister die Sachlage beurtheilt hatte.
    Eine übergroße Anzahl der Feinde war eben im Begriff, die Mauer zu erstürmen, und es würde ihnen dies auch gelungen sein, wenn der Falkenmeister nicht rechtzeitig Hilfe gesandt hätte.
    Der energische Widerstand der Belagerten zwang die Belagerer endlich, zurückzuweichen.
    Längere Zeit wurde jetzt von keiner Seite ein Angriff versucht. Die Belagerer hatten Güntersberg von drei Seiten fest eingeschlossen. Von der vierten war ihnen dies nicht möglich, weil ein größerer See bis hart an die Mauer von Güntersberg stieß.
    Diese Seite ließ aber auch der Falkenmeister am wenigsten beachtet, denn er sagte sich, ein Angriff ist hier nicht möglich, weshalb also unnütz die ungenügende Anzahl meiner Leute noch mehr vertheilen?
    »Ob der See im Nothfalle die Ausführung unserer Flucht zu erleichtern vermag, kann dann noch untersucht werden, wenn wir uns in der Nothlage befinden, ernstlich an die Rettung denken zu müssen!«
    Die Ruhe, welche die Belagerer dem im Verhältniß zu ihrer Zahl kleinen Häuflein der Belagerten gegönnt hatten, benutzten die Letzteren zur emsigen Ausbesserung der an den Mauern bereits entstandenen Schäden, und zur großen Freude Matthias’ liefen von allen Beobachtungsposten fortgesetzte Meldungen ein, daß die Feinde sich mehr und mehr zurückzögen und die sichtbare Zahl derselben sich immer vermindere.
    Der Falkenmeister war jedoch so leicht nicht zu täuschen.
    »Man wird uns in der Nacht überfallen,« erklärte er Matthias auf dessen Mittheilungen, »und wir sind zur größten Wachsamkeit verpflichtet. Ich werde dies den Nachtposten selbst einschärfen.«
    Matthias schien die Befürchtung des Falkenmeisters nicht zu theilen, vermied jedoch, sich darüber auszusprechen. Die Nacht brach an und Henning Friedländer hatte auf Wunsch Brunhildens dieser eben Bericht über den Stand der Belagerung erstattet, als von mehreren Seiten zugleich der Ruf ertönte:
    »Der Feind! der Feind!«
    Ein Blick durch das Fenster zeigte dem Falkenmeister den

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