Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Hause angetreten, sei verfolgt worden und theilte ferner das mit, was den Lesern über den Unfall mit dem Pferde bereits bekannt ist.
Dietrich schritt, während der Falkenmeister sprach, in dem Gemache auf und ab.
Als Letzterer seine Mittheilungen beendet, trat der Ritter zu ihm.
»Herr Simon wird Dir für die hierbei bewiesene Umsicht Dank wissen. Ob er freilich so bald in die Lage kommen wird, diesen Dank abtragen zu können, vermag ich nicht zu beurtheilen. Ich habe wirklich Lust, mir die Sache etwas genauer zu überlegen und dem alten Haudegen aus der Klemme zu helfen. Ist Dir vielleicht bekannt, wie er mit den Wedels auf Betow und mit Erasmus von Wedel auf Reetz steht?«
Henning Friedländer erblaßte sichtlich und mußte sich abwenden, um seine Verlegenheit zu verbergen. Er fand nicht sofort die ihm passend erscheinende Antwort und Dietrich bemerkte dies.
»Da bin ich wohl einem Geheimniß auf die Spur gekommen? Oder leben beide Herren mit Herrn Simon in Fehde und Du zögerst, mir durch Mittheilung dieses Umstandes die Hoffnung zu benehmen, für den Schloßherrn eintreten zu können? Falls Du keinen anderen Grund hast, verlegen zu werden, dann sprich nur getrost; wenn Dietrich von Quitzow sich etwas vornimmt, dann weicht er nicht so leicht von dem einmal gefaßten Entschlusse ab.«
Der Falkenmeister raffte sich zu einer Antwort auf.
»Herr Bodo von Wedel auf Betow lebt, wie Ihr richtig vermuthet habt, mit Herrn Simon in hartnäckiger Fehde und ich –«
»Nun, was weiter? sprich!«
»Ich glaube, oder richtiger, ich bin überzeugt, daß er, sobald er Kenntniß von dem Mißgeschick des Herrn Simon erhält, nicht nur jede Hülfe verweigern, sondern sich sogar weidlich freuen wird. Der Streit zwischen den beiden Herren ist schon zu alt, um sich schnell beseitigen zu lassen. Was dagegen Herrn Erasmus von Wedel auf Reetz anlangt, so darf ich wohl behaupten, daß dieser ein Freund des Herrn Simon ist.«
»Und wie steht Herr Simon mit dem Ritter Heinrich von Kremzow?«
»Der Kremzower ist einer der Herren, welche den Fehdebrief unterschrieben haben und war heut’ sicher bei dem Strauß betheiligt.«
»Ich höre schon,« rief Dietrich unwillig, »daß Herr Simon in einer recht unangenehmen Lage sich befindet und im Augenblicke Hülfe für ihn in nächster Nähe außer durch Herrn Erasmus nur sehr schwer zu finden sein wird. Ich werde diese Nacht hier bleiben, morgen früh aber selbst einmal zusehen, in welcher Weise sich etwas für Herrn Simon thun läßt. Führe mich vor Allem jetzt in die Waffenkammer!«
Der Falkenmeister zögerte, diesem Befehle nachzukommen, doch mochte Herr Dietrich wohl wahrnehmen, daß er bei einer Wiederholung des Befehls bereitwilligst nachgeben werde, und fuhr deshalb fort:
»Du weißt doch, wer ich bin?«
»Ja, Herr Ritter Dietrich von Quitzow!«
»Nun gut, dann wirst Du auch wissen, daß ich nicht gewohnt oder je gewillt bin, einen gegebenen Befehl mehrmals zu wiederholen. Aus welchem Grunde zögerst Du, mir zu gehorchen?«
»Verzeiht, edler Herr, nur allein deshalb, weil es nicht Gebrauch ist, in Abwesenheit des Burgherrn einen fremden Ritter zu den Waffenvorräthen zu geleiten. Bei Euch jedoch glaube ich eine Ausnahme machen zu dürfen. Herr Simon sprach heut’ früh erst in einer Weise von Euch, die mir das Vorhandensein freundschaftlicher Gefühle für Euch bestätigte, und Ihr selbst wollt ja, wie ich jetzt gehört, dem gestrengen Herrn beistehen. Wollet mir also nun zu der Waffenkammer folgen.«
Dietrich lachte.
»Herr Simon scheint an Dir einen scharf beobachtenden Diener zu haben, und es will mir wohl scheinen, als hätte er just keine üble Wahl getroffen, wenn er Dir in seiner Abwesenheit die Aufsicht auf Güntersberg anvertraut. Dies ist doch der Fall?«
»Mein Herr konnte wohl nicht voraussehen, daß das Zusammentreffen mit seinen Gegnern mit so unangenehmen Folgen für ihn verbunden sein würde. Da nun aber das Gegentheil von dem eingetroffen, was er und Herr Janeke gehofft haben, Herr Simon demnach im Augenblicke verhindert war, nach Güntersberg zurückzukehren, werde ich dafür sorgen, daß hier keine Ungehörigkeiten vorfallen. Doch bitte ich nun, mit mir in die Waffenkammer zu gehen.«
Bald waren sie dort angelangt und Herr Dietrich entnahm der Sammlung von Schwertern eines der gewichtigsten.
»Sagt Herrn Simon, daß ich mir dieses Schwert geliehen habe.«
»Das ahnte ich wohl,« brummte der Falkenmeister vor sich hin, laut aber erwiderte
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