Der beiden Quitzows letzte Fahrten
o, hätten die Schufte doch auch mich todtgeschlagen, damit ich meinen Herrn in’s Jenseit begleiten konnte – – was soll ich noch hier?«
»Du wirst fortan bei mir bleiben, Balthasar!« rief Boldewin, »nun aber gehe und sieh’ zu, daß Deine Wunden heil werden!«
Sichtlich schwer trennte der treue Leibknappe sich von der Leiche seines seitherigen Herrn und verließ langsam den Saal.
Thomas und Heyso waren inzwischen schon beschäftigt gewesen, eines der Fäßchen zu öffnen. Als Balthasar die Thüre hinter sich geschlossen, bedurfte es nur noch weniger Schläge, um die Decke des Fäßchens herausheben zu können.
Bald war diese kleine Arbeit geschehen, Thomas hob die oberen, die Decke bildenden Bretter in die Höhe – begierig blickten die drei Herren in das Fäßchen und starrten mit weitgeöffneten Augen und langgezogenen Gesichtern bald in das Fäßchen, bald einander in’s Gesicht.
»Himmel und Hölle!« brach Boldewin endlich das Schweigen, »das kann nicht sein; schütten wir das Ding um!«
Dies war schnell geschehen und ein mächtiger Haufen schönen weißen Sandes lag vor ihnen.
»Alle Teufel!« fluchte Heyso, als er sich überzeugt hatte, daß wirklich nichts Anderes als Flugsand vor ihm liege.
Thomas hatte bereits ein anderes Fäßchen herbeigeholt und geöffnet, und zum Entsetzen der Ritter bestand der Inhalt dieses zweiten Gebindes wiederum lediglich aus Flugsand.
Eiligst wurden nun sämmtliche Fäßchen untersucht und schließlich lag ein bemerkenswerther Haufen Sand im Saale – von Geld war in den Fäßchen keine Spur zu entdecken.
Boldewin und Thomas waren vor Schreck und Aerger keines Wortes mächtig, sondern begnügten sich, Ersterer mit Schluchzen und Letzterer mit den Fäusten den Tisch zu bearbeiten und mit den Füßen dazu den Tact zu treten.
Ritter Heyso aber brüllte:
»Um einen Haufen Flugsand zu erobern, bin ich bei allen Teufeln doch nicht hierhergekommen. – Ich reite sofort nach Hause und werde Garlosen nie mehr betreten!«
Wüthend verließ er den Saal. –
Sechzehntes Kapitel
Wiedergefunden
Der Wachtmeister Caspar Liebenow hatte nach der Befreiung der Gefangenen aus der Gewalt der Räuber vom Junker Dietz bekanntlich den Auftrag erhalten, im Verein mit Jobst die Befreiten bis zu der Stelle zu führen, an welcher Jobst mit den beiden Junkern, dem Wachtmeister und seinem Bruder zusammengetroffen war, und dort die Ankunft der Junker zu erwarten.
Zum Erstaunen der Letzteren war an der bezeichneten Stelle aber weder Caspar Liebenow noch einer der Befreiten zu sehen gewesen und die Junker folgten schließlich der Einladung der beiden Uchtenhagen, diese nach ihrer Burg zu begleiten.
Wie Junker Dietz sofort annahm, traf den Wachtmeister keine Schuld an dieser Pflichtversäumniß.
Dem erhaltenen Befehle entsprechend, war der kleine Trupp in beschleunigter Eile durch den Wald in gerader Richtung der Straße zugezogen, und nur noch wenige Schritte von dieser entfernt, auf einer Lichtung angekommen, in deren Mitte eine mächtige Eiche stand, deren weitreichende Aeste im Sommer und wenn sie dicht belaubt waren, einen weiten Theil des kleinen Platzes beschatten mußten.
Unter diesem Baume blieb die Gräfin plötzlich stehen, legte die eine Hand auf die Augen und verharrte unbeweglich in derselben Stellung selbst dann noch, als der Wachtmeister sie erst leicht, dann aber fester am Arm faßte.
»Mordelement, Gott straf mich, wenn ich fluche, aper ich hape nicht länger Lust, hier zu warten, bis Ihr freiwillig folgen werdet. Gleich geht mit uns weiter, sonst trage ich Euch!«
Jetzt endlich bewegte sich die Frau, ließ die Hand fallen und sah sich scheu um.
»Dieser Baum, dieser Platz,« stieß sie ängstlich hervor, »o mein Gott, meine armen Kinder, wo finde ich sie und meinen Gemahl! Ha,« fing sie plötzlich an zu schreien, »dort brach der wilde Reiter hervor, ja, ja, jetzt erinnere ich mich, dort kamen die wilden Männer, die meinen Gemahl und meine Kinder fortschleppten. –«
»Unsinniges Geschwätz,« rief der Wachtmeister finster, »was für dummes Zeug doch in dem Kopfe des Weibes spukt. Vorwärts, sonst kommen die Junker noch eher zur Stelle als wir!«
Bei diesen Worten faßte er die Gräfin an, um sie, wenn sie nicht selbst mitgehen wollte, mit Gewalt weiter zu schleppen.
Mit Aufbietung aller ihr zu Gebote stehenden Kraft sträubte die Frau sich indeß gegen die Ausführung dieser Absicht des Mannes und schrie gellend auf:
»Ihr wollt mich wieder in das
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