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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Letzterer, zu einem furchtbaren Hiebe ausholend, der Uchtenhagener parirte jedoch diesen Schlag so geschickt, daß Ritter Claus mit einem zweiten Hiebe dem Gegner nicht mehr zuvorzukommen vermochte und von diesem bald in die Enge getrieben wurde.
    Noch einmal raffte er sich empor, als der Uchtenhagener von mehreren Knechten des Gegners bedroht wurde. Während er diese durch wohlgezielte, kräftige Schläge theils zu Boden, theils in die Flucht schlug, war Claus, wüthend über die ihm zu Theil gewordene unerhörte Abfertigung, mit einem Sprunge seines Pferdes dem Uchtenhagener wieder nahe gekommen und drang mit dem Gnadegott auf ihn ein.
    Zu seinem Unglück trat aber in dem Momente, als er den Gegner ergreifen wollte, sein Schimmel fehl, der Stoß verfehlte sein Ziel und der Uchtenhagener schlug nun mit einem gewaltigen Hiebe Claus vom Schimmel herab.
    Ritter Claus von Quitzow war kampfunfähig und der Uchtenhagener, welcher in der kleinen, runden Gestalt auf dem dicken Schimmel längst bereits die Person seines Gegners erkannt hatte, rief höhnisch:
    »Herr Claus von Quitzow ist also unter den Wegelagerern zu finden? Ein wenig Geduld nur, edler Ritter, mit Euren Leuten wird bald aufgeräumt sein, dann wollen wir erst noch ein Wörtchen sprechen!«
    Seine Vorhersagung schien indeß nicht in Erfüllung zu gehen, denn in diesem Augenblicke kamen Thomas und Junker Boldewin mit ihren Leuten herbei.
    Der Letztere hatte den Uchtenhagener kaum erblickt, als er schon an diesen heranritt.
    »Jetzt, Hans von Uchtenhagen,« brüllte er, während er sein Schwert zum Schlage erhob, »verlange ich Rechenschaft für den Schimpf, den Ihr mir einst zugefügt habt. Der Strauchritter wird Euch jetzt zeigen, daß er einen Unverschämten zu züchtigen versteht!«
    Statt der Antwort begegnete der Uchtenhagener dem Junker, welchem die Wuth die, einem so gewandten Gegner gegenüber unbedingt erforderliche Ruhe und Besonnenheit geraubt hatte, und der deshalb blind darauf losschlug, mit einer Anzahl so kräftiger und geschickt geführter Hiebe, daß das Schicksal des prahlerischen Junkers wohl vorauszusehen war, wenn ihm nicht von irgend einer Seite Hilfe geworden wäre.
    Während dieses Kampfes mit einem durch die Wuth verblendeten, vielleicht auch durch allzugroße Siegesgewißheit in Sicherheit gewiegten Gegner hatte der Uchtenhagener schon wahrgenommen, daß der Ritter, welcher mit ihm den Transport bis hierher geleitet, durch zwei Andere arg in’s Gedränge gebracht wurde. Nicht minder waren die feindlichen Mannen, welche an Zahl nahezu doppelt so stark sein mochten, als die Begleitmannschaften, nahe daran, das Feld zu behaupten.
    Sein mehr und mehr erlahmender Gegner ließ ihm Zeit, einen Blick auf das Kampffeld zu richten. Er erkannte sofort den nicht mehr zweifelhaften Ausgang des Gefechts, ging nun mit erneuter Heftigkeit auf den Junker Boldewin los, welcher, seine letzte Hilfe in der Anwendung des Gnadegotts erblickend, mit dieser furchtbaren Waffe auf seinen Gegner losstürmte.
    Dieser kam indeß auch hier der Verwirklichung der Absicht des Junkers zuvor. Im Augenblick des Stoßes führte der Uchtenhagener eine leichte Wendung aus, der Stoß verlor gerade in Folge der Heftigkeit, mit der er geführt war, an Sicherheit, der Stahl glitt an der Rüstung des Uchtenhageners ab und dieser stieß nun sein Eisen dem in seiner Aufregung sich Blößen gebenden Junker derart in den Körper, daß, als er seinen Gnadegott zurückgezogen, der Junker lautlos vom Pferde sank.
    Ohne sich weiter um den gewiß tödtlich Verwundeten zu kümmern, wandte er sich nun zu dem noch immer neben seinem Schimmel liegenden Claus von Quitzow. Es war ihm unerklärlich, weshalb dieser sich nicht wieder emporraffte, oder doch wenigstens einen Versuch anstellte, sich aufzurichten. Die eigentliche Ursache dieser ihm auffallenden Wahrnehmung zu ergründen, vermochte er indeß nicht, denn der laute Jubel der Knechte der Gegner zeigte ihm ja zu deutlich, daß die Uebermacht den Sieg davontragen werde.
    Diese Ueberzeugung schien ihn jedoch weniger zu bekümmern, als erwartet werden durfte. Er wandte sein Pferd dem zwischen ihm und dem Ritter, welcher ihn begleitet hatte, sich hin und her drängenden Knäuel von Knechten zu und war bald neben seinem mit Aufbietung der letzten Kräfte gegen Thomas und Heyso sich vertheidigenden Kampfgenossen, welchem er einige den Gegnern unverständlich gebliebene Worte zurief.
    Mit all’ der ihm zu Gebote stehenden Gewandtheit und mit

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