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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bedenken in mir, die, je länger ich über den Vorfall nachdenke, immer schwerer werden. Wenn wir nur erst vom Wege abbiegen und die gerade Richtung nach Garlosen einschlagen könnten!«
    Heyso begnügte sich mit einem die Stelle der Antwort vertretenden brummenden Laut, bei dem es unentschieden blieb, ob der Ritter die Ansicht seines Kampfgenossen theilte oder nicht.
    Als sie an der Stelle angekommen waren, wo sie von der Straße abwichen, hielt der am äußersten Flügel der rechten Seite reitende Knecht sein Pferd an.
    »Halt an!« flüsterte er seinem Nebenmanne zu, »dort regt sich etwas!«
    »Ich sehe nichts!« brummte der Andere, und nachdem sie einige Minuten die dem Ersteren verdächtig erschienene Stelle am Waldsaume beobachtet und nichts mehr bemerkt hatten, erklärte der Knecht mißtrauisch:
    »Ich hätte darauf schwören mögen, daß ein Mann hinter dem Gestrüpp verschwunden wäre!«
    Kaum waren sie indeß einige Schritte auf dem von der Straße abgehenden, nach Garlosen führenden Waldwege dahingeritten, als derselbe scharfe, durchdringende Pfiff ertönte, welcher unmittelbar vor der Flucht der Uchtenhagen’schen und der Strantz’schen gehört worden war.
    Noch einmal hielten die Knechte an.
    »Komm mit mir,« flüsterte der seitherige Flügelmann des jetzigen Bedeckungscorps, »wir wollen uns davon überzeugen, wer so prächtig pfeifen kann!«
    Der Andere war sofort bereit, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Der Ruf des Herrn Boldewin von dem Kruge hielt sie jedoch von der Ausführung zurück.
    In möglichster Eile wurde der Transport nunmehr fortgesetzt und ungefährdet erreichten sie Garlosen.
    »Tragt den Ritter und den Junker und dann Alles, was sich außer den Verwundeten in den beiden Wagen befindet, in den Saal hinauf,« befahl, als sie im Schloßhofe angekommen waren, Herr Boldewin, »und Euch, Thomas und Heyso, bitte ich, im Saale die beiden Herren und die Sachen in Empfang zu nehmen; ich werde einstweilen hierbleiben!«
    Bald war dieser Befehl ausgeführt und Boldewin beeilte sich nunmehr, in den Saal zu kommen, um dort zunächst Gewißheit über das Ergehen des Junkers und des Ritters zu erhalten.
    Mit schlecht verhehlter Angst trat er an das Lager der beiden Herren, an welchem Heyso und Thomas mit gefalteten Händen standen.
    Ein Blick auf die beiden Gestalten, ein Griff nach den Händen derselben und Boldewin, der in Gefahren alt gewordene, gegen äußere Eindrücke sich seither fast als unempfindlich erwiesene Mann, bebte zurück.
    »Todt! todt!« murmelte er, entsetzt die Hände vor das Gesicht schlagend. »Großer Gott, die einzigen Menschen, die außer Thomas seither treu zu mir gehalten haben, todt? Das – ist – hart!«
    Wie vernichtet sank er auf einen Stuhl.
    Thomas war zwar nicht weniger ergriffen von dem Geschick der beiden Kämpen, von denen der eine ihm ja noch durch Bande des Blutes nahe stand, er verstand jedoch, sich mehr zu beherrschen und trat nach einiger Zeit an den unbeweglich auf seinem Stuhle sitzenden Boldewin heran.
    »Fasse Dich,« rief er ihm zu, »und komm’ mit zu den Fässern, wir wollen den Inhalt derselben prüfen!«
    »Ja, ja, Boldewin,« bat Heyso, »kommt mit uns und laßt Eure trüben Gedanken schwinden; auch wir werden ja einst den gleichen Weg wie die Beiden da wandeln!«
    Boldewin erhob sich langsam.
    In diesem Augenblick trat Balthasar ein.
    »Vergebt, Ihr Herren, daß ich mit sammt meinen Wunden heut’ noch hier eindringe; ja, also! Ich wollte mich nur erkundigen, wie es meinem theuren Herrn ergeht!«
    »Balthasar, treue Seele,« erwiderte Boldewin, »Dein Herr ist – todt!«
    Entsetzt fuhr Balthasar zurück.
    »Mein – Herr – todt?! Ja, also! Mein Herr ist todt! Nun – will – ich – auch – sterben – ja, also!«
    Nach diesen Worten wankte er bis zur Thüre. Dort wandte er sich um.
    »Kann ich meinen Herrn nicht noch einmal sehen?«
    »Hier liegt er, komm’ nur her!«
    Wankend folgte er diesem Ruf, schritt bis zur Leiche Claus von Quitzow’s und blickte ihn lange starr, groß an. Dann sank er in die Kniee und selbst die Augen der rauhen, gegen jedes weichere Gefühl abgestumpften Ritter Boldewin, Thomas und Heyso wurden feucht, als sie sahen, daß Balthasar die Thränen über das Gesicht herabliefen, als er die eiskalte Hand der Leiche seines Herrn ergriff und schluchzend rief:
    »Ja, also, weshalb sind wir in den Kampf gezogen gegen den wilden Uchtenhagen? – – Jetzt stehe ich allein da, ohne Herrn, ohne Heim, ohne Nichts,

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