Der beiden Quitzows letzte Fahrten
einem Feuer, als wäre er an dem Kampfe bis jetzt noch nicht betheiligt gewesen, griff er, während Heinrich von Strantz durch Heyso von Steinfurth beschäftigt wurde, den alten Boldewin an und drängte ihn immer weiter zurück. Letzterer mochte wohl einsehen, daß er unterliegen müsse, wenn der Gegner seine unverkennbare Absicht, ihn von den Knechten zu entfernen, durchzuführen vermöge, und versuchte zum Angriff überzugehen. Die wuchtigen Schläge jedoch, welche der gewaltige Gegner hageldicht auf ihn niedersausen ließ, nöthigten ihn, von diesem Vorhaben abzustehen, und er würde aller Voraussicht nach das Schicksal Claus von Quitzow’s getheilt haben, wenn der Gegner nicht durch einen raschen Seitenblick von der Unfruchtbarkeit des weiteren Kampfes überzeugt worden wäre.
Heinrich von Strantz wurde von seinem stärkern Gegner eben überwältigt und nur die schleunigste Hülfe vermochte ihn vor Schlimmerem zu bewahren.
An der Bethätigung des Wunsches, dem Freunde diese Hülfe zu bringen, hinderte ihn indeß der alte Boldewin. Auch diesem war es nicht entgangen, daß seine Leute weitaus im Vortheil seien. Sein Muth wuchs und es gelang ihm, die getheilte Aufmerksamkeit des Gegners benutzend, diesen durch einen mächtigen Hieb stark zu verwunden.
In demselben Augenblicke ertönte ein gellender Pfiff; die beiden Ritter von Uchtenhagen und Strantz stürmten unbekümmert um ihre durch den unerklärlichen Pfiff einen Moment anhaltenden Gegner vorwärts, ihre noch unverwundeten Knechte und die Führer der Wagen, welche ihre Pferde während des Kampfes abgesträngt hatten, folgten, und bald sahen die Sieger sich auf dem theuer erkauften Siegesplatze mit ihren Leuten und den beiderseitigen Todten und Verwundeten, wie den Wagen allein. Der Hufschlag der davoneilenden Ritter und Mannen war längst verschollen und tiefe Stille herrschte ringsum, als Heyso von Steinfurth endlich von seinem Staunen sich erholt hatte und den noch immer bald auf die Wagen, bald in der von den Flüchtigen eingeschlagenen Richtung blickenden Boldewin von dem Kruge verwundert fragte:
»Was bedeutete das? Und wo ist Claus und der Junker?«
Jetzt endlich fuhr der alte Boldewin aus seiner Erstarrung auf.
»Fort, fort mit dem Wagen, so schnell als möglich. Der Uchtenhagen holt Hülfe! Ja so, wo sind die andern Beiden?«
Wenige Schritte entfernt fanden sie bald die Gesuchten, und der alte Boldewin vermochte einen lauten Wehruf nicht zu unterdrücken, als er die Ueberzeugung gewann, daß der Junker, wie auch sein alter Freund und langjähriger Bundesgenosse bei allen Fehden und Streifzügen, Ritter Claus von Quitzow, anscheinend leblos neben seinem dicken Schimmel lag.
Balthasar kniete neben ihm und suchte, selbst arg verwundet, seinem Herrn vergebens aufzuhelfen.
»Ja, also, Herr Ritter,« rief er jammernd, als der alte Boldewin herzutrat, »mein edler Herr scheint vom Falle betäubt zu sein. Die Schufte hatten mich umringt und ließen mich nicht aus – o, ich Unglücklicher, also!«
Claus und der Junker wurden von mehreren Knechten zu dem nächsten der Wagen getragen, in welchem, wie der alte Boldewin sich jetzt erst überzeugte, einige kleine Fäßchen standen, die unverhältnißmäßig schwer waren.
»Im andern Wagen stehen auch ein Dutzend solcher Fäßchen!« rief Heyso, als er dies hörte.
»Wir dürfen keinen Augenblick länger als nöthig verweilen!« entschied Boldewin, Heyso wie auch Thomas stimmten dem eifrig bei, und Letzterer flüsterte den beiden Rittern im Tone der Ueberzeugung zu:
»Die Fäßchen enthalten das Geld, welches – deshalb fort!«
Einige der noch berittenen Knechte mußten auf Befehl des alten Boldewin absteigen und, während die Verwundeten in den zweiten Wagen gebracht wurden, ihre Pferde vor beide Wagen spannen.
Nachdem dies geschehen, wurden die Todten vom Wagen weg in den Wald getragen und dann ging der Zug langsam in der Richtung nach Garlosen weiter.
Sie mußten jetzt eine bedeutende Strecke auf dem Wege in der Richtung weiterfahren, welche die flüchtige Bedeckungsmannschaft eingeschlagen, und Boldewin beobachtete alle möglichen Vorsichtsmaßregeln.
»Ich fürchte,« sprach er leise zu dem schweigend neben ihm herreitenden, aber gespannt auf jedes Geräusch neben wie vor ihm lauschenden Heyso von Steinfurth, »wir werden des Gefechts wegen noch einen blutigen Strauß zu bestehen haben. Die plötzliche, wie auf vorherige Verabredung erfolgte Flucht der beiden Ritter und ihrer Knechte erregt
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