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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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an der Spitze Deines Schwertes geschrieben steht. Lebe wohl! Gott der Herr sei mit Dir jetzt und immerdar, und niemals werden die Gedanken und Gebete Deiner Schwester von Dir weichen!«
    »Lebe wohl, Marie!« Mehr sprach er nicht, aber als er sie bei diesen drei zitternden Worten voll herzlicher Innigkeit an seine Brust zog, glänzte die Feuchtigkeit der Thränen in seinen Augen und seine Lippen zuckten unter dem Einflusse des männlich niedergekämpften Schmerzes.
    Da traten die beiden Männer aus dem hintern Raume.
    »Lebt wohl, Ritter,« sprach Bismarck. »Ich wiederhole Euch das Wort des Fürsten, Dietrich von Quitzow für jetzt ihm zu überlassen. Seid wachsam und haltet treue Huth über den Hamburger Zug. Der Herr bedarf in Costnitz des Geldes, und es wäre viel verloren, wenn es verspätet einträfe oder gar verloren ginge! –«
    Einige Minuten später trabten zwei Reiter, gefolgt von einem Knechte, auf der Straße dahin, welche von Tangermünde über Osterburg nach Lenzen führt.

Viertes Kapitel
Bei »Mutter Quail«
    Bristol, die Hauptstadt der im südwestlichen Theile von England liegenden Grafschaft Somersett, ist an die Ufer der beiden Flüsse Avon und Farne gebaut und seit den ältesten Zeiten berühmt wegen seiner Schiffahrt, zu welcher es fast niemals weniger als dreihundert eigne Fahrzeuge stellte. Zur Zeit, von welcher wir erzählen, lag in der Nähe des alten, nun längst abgebrochenen Rathhauses ein zwar nur einstöckiges aber desto längeres Gebäude, über dessen niedriger Thür in grellen Farben ein Haifisch abgebildet war, welcher im Begriffe stand, einen Matrosen zu verschlingen, und für Denjenigen, welcher sich über die Bedeutung dieses Meisterstückes der edlen Malerkunst nicht klar werden konnte, ragte ein Brett im rechten Winkel aus der Mauer hervor, an dessen beiden Seiten in hohen Buchstaben zu lesen stand: »Taverne zum heiligen Menschenfresser.«
    Dieser Taverne, zu deutsch Schankstätte, wird in den Annalen der Stadt Bristol des Oefteren Erwähnung gethan, denn die Besitzer derselben waren von je her Leute, welche sich Gäste herbeizuziehen verstanden, und sowohl bei der Gefangenschaft des Königs Stephan als auch während der früher abgehaltenen Sclavenmärkte wurden in den Stuben des niedrigen Menschenfressers die Zusammenkünfte Derer abgehalten, welche entweder unbelauscht einen politischen Streich zu berathen oder irgend ein einträgliches Handelsgeschäft miteinander abzuschließen hatten. Niemals aber, weder früher noch später, war der Verkehr ein so bedeutender wie zur Zeit, da Mutter Quail hinter dem Schänktische ihr kräftiges Scepter schwang. Wie sie in das Haus gekommen und wie ihr eigentlicher Name lautete, das wußte keiner von ihren Gästen. So weit nur irgend Einer zurücksinnen konnte, hatte sie ihren Platz zwischen den Flaschen, Gläsern und Krügen inne gehabt und »Quail« war nicht ihr richtiger, sondern ein Spitzname, den sie sich gar wohl verdient hatte, denn das Wort lautet im Deutschen »Wachtel«, und die resolute Frau verstand sich auf das »Schlagen« so gut wie nur irgend einer von ihren wetterharten Gästen. Bei allen Streitigkeiten, welche vorkamen, und deren gab es bei der bekannten Derbheit und dem raschen Temperamente des Seevolkes fast alle Tage welche, pflegte sie Niemanden zu Rathe zu ziehen, sondern den Schiedsrichter in eigner Person zu machen, und wenn da »Mutter Wachtel« ihre hohe, corpulente Gestalt durch die Menge der Anwesenden drängte und zu »schlagen« begann, so hatten die Besucher des Haifisches Nichts zu thun, als einfach Platz zu machen und – der Störenfried lag, ehe er sich dessen versah, draußen vor der Thür und konnte sich den heiligen Menschenfresser in der bequemsten Stellung von der Welt betrachten. Und wehe ihm, wenn er es einmal wagte, das Haus wieder zu betreten. – Mutter Quail besaß ein ganz besonderes Gedächtniß für Diejenigen, welche die Kraft ihrer dicken Arme gefühlt hatten – er wurde ohne Gnade und Barmherzigkeit fortgewiesen.
    Aber ebenso treu war ihr Gedächtniß für solche Gäste, welche sich mit Anerkennung ihrem weisen Regimente fügten; sie waren willkommen zu jeder Zeit und konnten sich keine aufmerksamere Pflege und Bedienung wünschen. Und gehörten sie gar zu den Wenigen, welche in Folge ihres ehrbaren Wandels und einer längeren Anhänglichkeit an den Menschenfresser die besondere Gewogenheit der Wirthin besaßen, so bekamen sie die Erlaubniß, die nach hinten liegenden kleinen

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