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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stübchen zu betreten, und das war nicht nur eine große und ehrenvolle Auszeichnung, sondern war auch mit gewissen Annehmlichkeiten verbunden, denn die sogenannten »Hinterleute« durften ohne Bedenken den Credit des Hauses in Anspruch nehmen und wurden von der Besitzerin desselben mit einer Rücksicht und Zärtlichkeit behandelt, wie sie sonst nur eine Mutter für ihre Kinder an den Tag zu legen pflegt.
    Wie gewöhnlich, so war auch heut Abend der ansehnlich in die Länge und Breite gehende Raum so vollständig von Gästen besetzt, daß die noch Ankommenden stehend ihren Krug nahmen und auf einen leer werdenden Platz warten mußten. Mutter Quail hatte mit vollen Händen zu thun und arbeitete für drei Personen; trotzdem aber entging ihrem Auge nicht das Geringste und keiner der Anwesenden durfte über eine Säumniß klagen. Da vorn, nicht weit vom Eingange, hatte sich ein Wortwechsel erhoben, der immer lauter wurde und in Thätlichkeiten auszubrechen drohte. Schon brachen die Gäste ihre Gespräche ab, um dem Streite ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, und nur Mutter Quail schien nichts von ihm zu bemerken.
    »Die Alte hat heut’ weder Augen noch Ohren, sonst hätten wir längst schon Ruhe!« bemerkte Einer.
    »Laß es gut sein, Jan; sie kennt schon ihre Zeit. Ich wette unser Schiff gegen ein altes Theerfaß, daß sie bei dem ersten Schlage richtig zur Stelle ist. Schau, da hast Du es!«
    Die Zankenden hatten sich erhoben und standen im Begriffe, einander zu fassen, da stellte Mutter Quail das Glas, welches sie eben in der Hand hielt, auf den Tisch und war im nächsten Augenblicke nach dem Orte unterwegs, an welchem die Rauferei beginnen sollte. Noch aber hatte sie denselben nicht erreicht, als sich die Thür öffnete und ein Mann eintrat, bei dessen Anblicke sie sofort stehen blieb, während ihr Gesicht von freudiger Ueberraschung erglänzte.
    »Willkommen Piet, alter Swalker,« rief sie mit voller Stimme durch das entstehende Getümmel. »Nimm doch einmal den kleinen Jungen dort, den mit dem großen Maule, und trage ihn hinaus. Aber nimm Dich in Acht und greife etwas leise zu, sonst könntest Du ihn zerbrechen!«
    »Schön, Mama Haifisch,« nickte er mit freundlichem Grinsen seines breiten, ehrlichen Gesichtes. »Werde die Sache in Ordnung pringen!«
    Die im Wege Stehenden rechts und links auseinander schiebend, stand er nach wenigen Schritten vor dem Bezeichneten, faßte ihn an den Hüften, hob ihn leicht wie einen Federball über die Köpfe der Anderen empor und war im nächsten Augenblicke mit ihm durch die Thür verschwunden.
    Alle waren erstaunt, nicht nur über die Riesenkraft dieses, den Meisten von ihnen unbekannten Mannes, sondern mehr darüber, daß ihm Mutter Quail den Auftrag gegeben hatte, an ihrer Stelle zu handeln. Das war, so weit man sich entsinnen konnte, noch niemals vorgekommen, und es ließ sich annehmen, daß er das ganz besondere Wohlwollen der Wirthin besitzen müsse, zumal diese schon im Voraus die Thür eines der Hinterzimmer öffnete und den jetzt wieder Eintretenden mit außergewöhnlicher Freundlichkeit zu sich winkte.
    »Willkommen in Bristol, Piet!« begrüßte sie ihn. »Bist endlich wieder einmal zu Lande?«
    »Freilich, Du alte, liepe Porterkanne Du! Komme von Messina, wo ich Wein und Früchte geladen hape. Werde aper in einigen Stunden schon wieder in See stechen, hörst Du, und nach Deutschland gehen.«
    »Nach Deutschland, Alter? Was hast Du denn dort zu suchen?«
    »Ein Weniges oder viel; weiß es noch nicht! Hape nur den Pefehl pekommen, meinen Rheder, den Grafen von Warwick, nach Hampurg zu pringen und werde das Ueprige erst noch erfahren. Kann mir aper ungefähr denken, was er da drüpen zu suchen hat.«
    »Nun, was denn?«
    »Sie sind mit dem Vater Papst nicht zufrieden; ich glaupe gar, sie hapen drei Vater Päpste anstatt nur einen, und da kommen sie aus aller Herren Länder zusammen, um einmal das Fahrzeug der heiligen christlichen Kirche auf den richtigen Cours zu pringen, denn pisher hat es immer nur gegen den Wind gelenßt und geschlingert und gestampft, daß es zum Gotterparmen gewesen ist.«
    »Und was geht das Deinem Grafen an?«
    »Meinem Grafen? Du willst sagen dem Viscount Richardt Beauchamp, Herrn von Warwick, dem reichsten Mann in den drei Königreichen und tapfersten Ritter der Christenheit? Den wird der König peauftragt hapen, als sein Stellvertreter nach Costnitz zu gehen, wo die Herren alle zusammen kommen. Er ist mit seinem Gefolge hier im Somersetthouse

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