Der beiden Quitzows letzte Fahrten
apgestiegen und will am frühen Morgen mit der Eppe in See stechen. Jetzt sind wir darüper, Gepäck und Fracht in die Poote zu laden, um sie nach meiner ›Schwalpe‹ zu pringen, welche draußen im Warwicker Kanale liegt, und Du glaupst gar nicht, was das für eine Pracht und Herrlichkeit mit den vielen und kostbaren Sachen ist; es schaut grad’ so aus, als op der Kaiser von Indien oder der König von Golconda in See gehen wollte!«
»Und fürchtest Du Dich nicht vor den vielen Gefahren, welche Euch jetzt auf der See erwarten?«
»Gefahren? welche meinst Du wohl?«
»Nun, es ist doch noch Winterszeit, wo eigentlich die Schiffahrt in Ruhe liegt. Da giebt es böse Stürme; Du findest die Häfen erfroren, und wenn das Alles überwunden ist, so hausen da drüben in den deutschen Gewässern die Victualienbrüder, welche die Fahrzeuge überfallen und ausplündern und die Mannschaften tödten.«
»Stürme und Eis, die scheue ich nicht! Hape schon oft mit ihnen zu thun gehapt, daß wir vertraut mit einander geworden sind, und die Victualienprüder, die sollen sich vor mir und meinen praven Jungens nur immer in Acht nehmen! Es giept auf keinem Meere ein solches Schiff, wie meine ›Schwalpe‹. Du hast sie noch nicht gesehen, denn ich hape sie erst vorigen Herpst neu wie eine Jungfer vom Clyde geholt. Sie ist nach einer Art gepaut, die der Graf sich selper ausgesonnen hat, lang und schmal, mit niedrigen Masten und kleinerem Vor-und Hintercastell. Sie geht vor dem Winde wie eine Möve und tanzt auf der Seite wie eine Praut unter Segel. Ihr Kiel und Stewen ist scharf, so daß ihr kein Eis etwas anhapen kann; das Manövriren versteht der Piet Liepenow wie kein Anderer, so daß er sich vor den Stürmen nicht zu fürchten praucht, und was die Kaper petrifft, so weiß er sein Enterpeil zu handhapen so gut wie nur Einer, seine Mannen sind auserlesene, gutbewährte Seehunde, und außerdem hape ich sechs metallne Donnerpüchsen an Pord, die gelegentlich auch das ihrige thun werden. Also prauchst Du wohl keine Sorge zu tragen, Du alte, gute Menschenfresserei Du!«
Bei diesen Worten legte er seinen Arm um ihre umfangreiche Taille und zog sie mit einer Vertraulichkeit an sich, wie sie nur von ihm gewagt werden durfte. Sie erwiderte dieselbe mit einem zärtlichen Klapps, der jeden Anderen zu Boden geschlagen haben würde und meinte:
»Ja, das weiß ich, daß Du ein Manneskind bist, welches nicht nothwendig hat, sich vor irgend Etwas oder irgend Jemandem zu fürchten. Das habe ich Dir gleich angesehen, weißt Du, als Du mit dem Grafen aus Deutschland kamst und den Haifisch zum ersten Male besuchtest. Und reputirlich bist Du auch, wie nur Einer, und geschickt und klug, sonst hättest Du es nicht vom Matrosen bis zum Kapitän gebracht. Seit mein Alter todt ist, hat es Keinen gegeben, der mir so an das Herz gewachsen ist wie Du, und wenn ich noch eine junge, schmucke Dirne oder Wittib wäre und Du nicht immer auf dem Wasser sein müßtest, so wüßte ich gar wohl, was geschehen könnte. So aber – – doch,« unterbrach sie sich, »da sitze ich und plaudere dummes und unnützes Zeug und lasse Dich hungern und dursten! So ist es, wenn man alt und faselig wird. Na, ich kenne Deinen Geschmack und werde nachholen, was ich versäumt habe!«
»Hast Recht, alte Kampüse! Geht mir auch so, wenn ich in den Pauch des Haifisches gerathe und an die alten Zeiten denke. Pring dem Piet Lipenow Etwas, was Palken und Planken zusammenhält!«
Die Wirthin eilte zur Thür und begegnete unter derselben einem Manne, welcher im Begriffe stand, einzutreten.
»Halt!« rief sie ihm entgegen; »hier ist nicht Jedermanns Stube. Sucht Euch Platz da draußen bei den Andern!«
»Heiliges Pulver!« klang die mit schnarrender Baßstimme gesprochene Antwort. »Sagtest Du das zu mir, oder verstehe ich Dich miß?«
»Freilich sagte ich das zu Euch!« entgegnete sie und überflog dabei in kampfgerüsteter Haltung und mit einem herausfordernden Blicke seine angsterregend hagere Gestalt, auf welcher ein Kopf ruhte, dessen eine vordere Hälfte von der Nase bis zum Ohre und von der Stirn bis herab zum Halse vollständig schwarzgebrannt erschien. »Ich habe Euch noch nie hier gesehen, und für Fremde giebt es in diesem Zimmer keinen Einlaß.«
»Blitz und Kanone! Bin doch, seit mir die Ladung in’s Gesicht gegangen ist, noch keinem solchen Drachen begegnet, und auch vorher nicht. Gieb Raum, alte Galione, sonst bohre ich Dich in den Grund!«
»Galione, sagt Er, und
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