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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anbrechende Wintertag seine dämmernde Helle durch die kleinen Fenster, als Henning sich erhob und damit andeutete, daß die Einigung zwischen ihnen endlich zu Stande gekommen sei.
    »Und nun laßt mich noch den jungen Mann sprechen, in dessen Eigenschaften Ihr ein so großes Vertrauen setzt!« sprach er.
    Als der Genannte auf den Ruf Suteminns erschien, trat Bismarck überrascht einen Schritt zurück. Der Jüngling war, was vorher in der Vorderstube bei der gebückt sitzenden Stellung desselben nicht bemerkt worden war, um einen Kopf länger als er, und in richtigem Verhältnisse zu dieser außerordentlichen Körperhöhe waren seine Glieder geformt. Er konnte ohne alle Uebertreibung ein wahrer Enackssohn genannt werden, und wer ihn so in voller strotzender Jugendkraft erschaute, dem wurde nicht schwer zu glauben, daß er vielleicht selbst Suteminn überlegen sein könne. Mit Genugthuung bemerkte dieser den Eindruck, welcher sich in den Zügen seines Gastes unverhohlen zu erkennen gab, und stolze Freude leuchtete aus seinem Angesichte bei den Worten:
    »Ich darf Euch versichern, daß er in der Führung der Waffen nicht ungeschickter ist, als ich.« Und mit der Hand nach dem Fenster zeigend, fügte er hinzu: »Wir haben gar manchen ernsten Gang da draußen mit einander unternommen, nicht zum Spiele, sondern auf Tod und Leben, wie sichs gebührt unter Männern nach löblichem Schick und Brauch, und bei Tag und Nacht, um ihn für das Leben vorzubereiten, welches keine Nachsicht kennt. Das Klirren unsrer Schwerter ist bis hinunter in die Stadt gedrungen und hat dem Aberglauben willkommene Nahrung gegeben.«
    Bismarck nickte. Er schien von dem, was er sah und hörte, vollständig zufriedengestellt zu sein und frug:
    »Und wenn ich nun Eure Versicherungen einer nahen Prüfung unterzöge?«
    »Zweifelt Ihr an der Wahrheit meiner Worte?«
    »Nein, sondern ich wollte nur sagen, daß eine Gelegenheit für ihn vorhanden sei, die Wahrheit Eurer Worte zu bewähren. Ich habe in Gemeinschaft mit Herrn Gebhard von Alvensleben auf Schloß Gardelegen von zwei dortigen Juden eine Summe Geldes in Schwerin erheben lassen. Diese beiden Männer sind sammt ihrer Habe auf der Heimreise von Denen auf Garlosen und Stavenow überfallen und festgenommen worden und sollen nebst der mitgefangenen Tochter des Einen nur gegen ein Lösegeld ihre Freiheit zurückerhalten. Da die Juden ihr ganzes Vermögen in dem Transporte stecken hatten, so können sie weder ihre Auslösung selbst bestreiten, noch dürfen wir Hoffnung hegen, unser Geld auf friedlichem Wege zurückzuerhalten; dennoch aber will ich selbst einen Versuch machen und nach Garlosen reiten, um mit den Boldewins und Herrn Claus von Quitzow in Güte zu verhandeln. Für meine persönliche Sicherheit sollte ich eigentlich keine Gefahr befürchten, da ich aber als ein Freund und Helfer des Markgrafen bekannt bin, und ihm die Herren feindlich gesinnt sind, so fühle ich mich zur Vorsicht geneigt und möchte Euch bitten, mich zu begleiten!«
    Diese letzten, an den jungen Mann gerichteten Worte ließen die Röthe der Freude auf seine Wangen treten, und mit einer raschen, zustimmenden Bewegung antwortete er:
    »Herr Ritter, schon längst ist es mein Wunsch gewesen, mein Schwert in ernstem Kampfe zu erproben; voll Freuden gehe ich mit Euch, und ich hoffe, Ihr sollt mit meinem Arm zufrieden sein!«
    »Möge diese Eure Hoffnung in Erfüllung gehen, dann wird Euer Thun auch reiche Lohnung finden!«
    »Das ist es nicht, wonach ich strebe. Nicht auf Fürstengunst und äußeren Gewinn ist mein Sinn gerichtet. In des Menschen Thun selbst liegt der Segen oder der Fluch, welchen er zu erwarten hat; und ist sein Thun ein gutes, so wird es sich von selbst belohnen.«
    »So recht, mein junger Freund! Eure Gedanken sind eines Mannes würdig, der an hohen Aufgaben arbeiten soll. Jetzt aber macht Euch bereit zum Aufbruche; mein Knecht wird wieder vor dem Thore sein, und unser Weg ist ein weiter.« –
    Bald stand der Bruder, zur Reise gerüstet, in der vorderen Stube vor der Schwester. Mit leuchtendem Blicke ruhte ihr Auge auf seiner herrlichen Gestalt, die im Schmucke der glänzenden Waffen auf jeden Begegnenden einen ungewöhnlichen Eindruck machen mußte. Sie war beschäftigt, ihm eine köstlich gestickte Binde um den Leib zu befestigen.
    »Nimm dieses Zeichen meiner Liebe mit hinaus in die Kämpfe des Lebens, Detlev. Ich habe an ihr gearbeitet so manche Nacht und dabei daran denken müssen, daß unsere Zukunft

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