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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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stehenden Humpen mit einer Gewalt auf den Tisch, daß dieser dröhnte und rief, halb belustigt, halb ärgerlich:
    »Bei allen Teufeln, Junker, Ihr habt nicht nur gezeigt, daß Ihr Muth, Kraft und Geschick besitzet, sondern auch, daß das Glück mit Euch ist. Ich aber habe bewiesen, daß ich, trotz meiner guten Augen, doch blind bin. Himmel und Hölle, war ich denn völlig mit Blindheit geschlagen, daß ich gar nicht daran zu denken vermochte, Euer Einfluß bei meinen seitherigen Gegnern müsse auf andere, näherliegende Gründe und Verhältnisse zurückzuführen sein, als Ihr mir solche anzugeben für gut befunden habt. Darüber wollen wir indeß noch einmal sprechen, wenn ich in Güntersberg werde die frühere Ordnung hergestellt haben. Durch Eure Bitte um die Hand meiner Tochter bringt Ihr mich in arge Verlegenheit. Ich möchte sie Niemandem lieber geben als Euch, bin aber durch ein Versprechen gebunden, das ich Herrn Erasmus von Wedel gegeben habe!«
    »Herrn Erasmus? Ihr habt Eure Tochter, die liebliche Rose, dem – alten Herrn versprochen?«
    »Bewahre, aber dem Sohne desselben!«
    »Dem Junker Waldemar, welcher, so viel ich weiß, vor einer Reihe von Jahren zu seiner Ausbildung nach Brandenburg geschickt worden ist?«
    »Ja, kennt Ihr ihn?«
    »Persönlich nicht. Einer meiner Freunde, der Junker Joachim Gans zu Putlitz hat mir aber vor wenig Wochen erst mitgetheilt, daß dieser Waldemar in einem Kampfe mit den Stachowern gefallen sei. Mein Freund theilte mir dies in dem Glauben mit, ich sei mit Waldemar befreundet und nähme irgend welchen Antheil an dem Ergehen desselben. Diese Zusage hat demnach jede Bedeutung verloren, und ich verstehe nicht, weshalb Herr Erasmus Euch, seinem Freunde, keine Kenntniß von diesem unglücklichen Ereigniß gegeben hat. Unmöglich kann ich annehmen, daß er selbst noch keine Mittheilung erhalten habe, vielmehr will mir scheinen, die Nachricht sei Euch durch Zufall oder die böse Absicht eines Dritten vorenthalten worden!«
    Der Ritter Simon war durch diese Nachricht sichtlich ergriffen und er verharrte längere Zeit schweigend in ernstem Sinnen, in welchem Junker Henning nicht wagte, ihn zu stören.
    Endlich richtete er sich empor.
    »Weiß Euer Vater um Eure Absicht?«
    »Ja, und mit seiner Billigung bitte ich Euch um Eure Tochter!«
    »Wo ist Brunhilde?«
    »Bei Frau Hedwig!«
    »Natürlich habt Ihr mit ihr bereits gesprochen?«
    »Ich mag es nicht in Abrede stellen, daß wir bereits einig sind!«
    »Ruft sie hierher zu mir!«
    Wenige Augenblicke genügten dem Junker, das entfernt liegende Gemach zu erreichen, in welchem Brunhilde in ängstlicher Spannung der Rückkehr des Geliebten harrte, und klopfenden Herzens folgte sie ihm in den Saal, wo ihr Vater sie mit der anscheinend barschen Frage empfing:
    »Zu meinem Befremden muß ich hören, daß meine folgsame, unschuldige Brunhilde ohne mein Wissen ein Liebesverhältniß angeknüpft hat? Wie willst Du Dich von dem Vorwurfe befreien, Deinen Vater hintergangen zu haben?«
    Ein Zittern überlief den Körper des armen Mädchens, während ihr verlegen gesenktes Gesichtchen im jähen Wechsel bald erglühte, bald erbleichte.
    Henning wollte ihr zu Hülfe eilen, ein zwar entschiedener, jedoch keineswegs unfreundlicher Blick des Ritters hielt ihn jedoch zurück.
    In demselben Augenblick schlang Brunhilde beide Arme um den Hals ihres Vaters und stieß unter Thränen und mit gepreßter Stimme hervor:
    »Verzeihung, lieber Vater; ich liebe Henning so sehr! Begehe ich denn ein Unrecht damit, daß ich ihn, nur ihn lieb habe?«
    »Allerdings, mein Kind, und zur Strafe sollst Du die Frau des jungen Mannes werden, der neben Dir steht!«
    Brunhilde richtete einen scheuen Blick seitwärts. In demselben Moment aber umschlang sie auf’s Neue stürmisch den Vater, welcher unter ihren Liebkosungen schließlich in komischen Zorn gerieth.
    »Kind, Du erstickst mich ja! Hör’ auf mit dem Küssen und laß meinetwegen dem da auch einige zukommen; sieh doch, wie neidisch er mich betrachtet!«
    Mit diesen Worten befreite er sich aus ihren Armen und legte die Hände der Liebenden ineinander.
    Allen war es entgangen, daß Herr Hans inzwischen eingetreten war und die Scene schweigend und glücklich lächelnd beobachtet hatte.
    Erst sein freudiger Ausruf:
    »Darf man das im siebenten Himmel schwebende Pärchen durch einen kurzen aber aufrichtigen Glückwunsch wieder auf die Erde zurückrufen?« veranlaßte sie, sich nach dem langsam sich Nähernden zu

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