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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ununterbrochenem Aufenthalt in Sachsen vor einigen Wochen und mußte gehorchen. Auf dem Wege nach Friedland begegnete ich Euch!«
    »Mir? Bei welcher Gelegenheit? Ich entsinne mich nicht, Euch vor Eurem Eintreffen auf Güntersberg gesehen zu haben!«
    »Ihr waret eben auf einem Jagdzuge begriffen. Eure Falken verfolgten ein paar Hasen, und einer Eurer Knechte war verwogen genug, zu Pferde den auf der Eisdecke eines Teiches mit den Hasen kämpfenden Falken zu Hülfe zu eilen. Die Eisdecke war noch zu schwach. Das Pferd brach ein und vermochte sich nur mit höchster Anstrengung an das Ufer zu arbeiten.«
    »Ah! Ich entsinne mich des Vorfalls. Wo aber wäret Ihr damals?«
    »Ich war, als ich den Jagdzug kommen hörte, für alle Fälle hinter eine der Schlagwände getreten, während mein Pferd einige Schritte zurück hinter den Bäumen versteckt blieb. Als ich Euch sah, holde Jungfrau, beschloß ich, um etwaigen Einwänden der Meinen zu entgehen oder anderweite Verzögerungen zu hintertreiben, noch vor meiner Rückkehr nach Friedland mir Eintritt auf Güntersberg zu erringen. Auf geradem Wege durfte ich diesen Versuch nicht anstellen. Ich ritt deshalb nach Altenwedel, ließ mir dort einige der besten Falken geben und kam in Güntersberg als Falkenmeister an!«
    »Mein Gott,« rief Brunhilde, als er hier einen Augenblick schwieg, »fürchtetet Ihr denn nicht, durch Zufall erkannt und bei der leider bestehenden, wenig freundschaftlichen Gesinnung zwischen Eurem und meinem Vater für Euer Wagniß übel belohnt zu werden?«
    »Daran habe ich wirklich nicht gedacht. Dagegen hatte ich unablässig das hohe Ziel vor Augen, welches ich erreichen wollte, und ich muß gestehen, daß das Geschick in sofern mir hierin günstig war, als ich Euch und nun wohl auch Eurem Vater zu beweisen vermochte, daß die Wedel’s nicht diejenigen sind, als welche Herr Janeke von Stegelitz vielleicht sie characterisiren möchte. Frau Hedwig, meine Tante, besitzt ja schon Euer Vertrauen und Herr Hans von Wedel, mein Onkel, wird Euren Vater heut’ auch wohl davon überzeugen, daß er seiner Freundschaft werth sei!«
    »Frau Hedwig ist Eure Tante? Und sie hat, trotzdem wir – trotzdem sie so oft Gelegenheit gehabt hätte, dies zu erwähnen, doch nie mit einer Silbe verrathen, daß Ihr der edlen Dame verwandtschaftlich nahe steht?«
    »Weil ich sie um Stillschweigen gebeten, so lange, bis ich nicht Eurer Vergebung der begangenen Täuschung sicher bin. Ob mir diese je zu Theil werden wird, muß ich leider, je länger ich darüber nachdenke, trotz Eurer mir ja bekannten großen Güte immer mehr bezweifeln. Denn ich darf mich ja der Einsicht nicht verschließen, daß ich, ungeachtet alles Beschönigens meines Schrittes Euch gegenüber mich wissentlich einer groben Unwahrheit schuldig gemacht habe!«
    Er hatte die letzteren Worte mit dumpfer Stimme gesprochen, und in seinen Zügen, in seiner Haltung sprach sich so deutlich aus, daß er das Drückende dieses Geständnisses recht wohl empfand, daß Brunhilde in dem Wunsche, ihn zu beruhigen, vielleicht auch gedrängt durch ein anderes Gefühl, in wärmerem Tone, als es wohl ihre Absicht gewesen, erwiderte:
    »Ich zürne Euch nicht! Ihr habt ja so viel Gutes für uns gethan, daß« – ihr Blick irrte, um demjenigen des vor ihr stehenden jungen Mannes nicht zu begegnen, bei diesen Worten im Gemach umher, und ihre Wangen rötheten sich höher – »ich mich Euch stets zu Dank verpflichtet erachten werde!«
    Henning’s Auge leuchtete auf.
    »Dank, herzlichen Dank für die großmüthige Verzeihung! Darf ich Euch nun wohl aber auch sagen, welches hohe Ziel ich vor Augen gehabt habe, als ich Güntersberg als Falkenhändler betrat?«
    Brunhilde machte eine leicht abwehrende Bewegung, Henning ließ sich hierdurch jedoch nicht zurückschrecken. Er ergriff ihre Hand und sprach halblaut und mit bebender Stimme:
    »Zunächst wollte ich Alles aufbieten, Euer Vertrauen mir zu erwerben, dann durch ein offenes Geständniß Eure Verzeihung für die begangene Täuschung erflehen, und ausgerüstet mit der beseligenden Ueberzeugung, Euch – nicht mehr gleichgültig zu sein, endlich an den Versuch der Aussöhnung unserer Väter gehen. Der Gang der Ereignisse hat meinen Plan verschoben. Es ist mir gelungen, diese Versöhnung der beiden alten Feinde herbeizuführen, noch ehe ich Euch zu sagen vermochte, wessen ich mich schuldig gemacht habe, und noch ehe ich erfahren, daß ich mich um den Preis bewerben darf, der mir als der

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