Der beiden Quitzows letzte Fahrten
schönste, der herrlichste auf Erden erscheint. Brunhilde,« schloß er, sich noch einmal auf die Kniee vor ihr niederlassend, »ich liebe Euch vom ersten Augenblick, in dem ich Euch sah, liebe Euch unbeschreiblich, mehr als Alles in der Welt; werdet Ihr meine Liebe nicht zurückweisen, darf ich hoffen, Euch einst mein nennen zu dürfen?«
Halb abgewendet stand das Mädchen fassungslos, überwältigt von diesem Geständniß, wortlos vor dem ihrer Antwort ängstlich harrenden Junker; das Zittern ihrer noch in der seinen ruhenden Hand verrieth ihm aber, wie mächtig Brunhilde erregt war.
»Nur um ein Wort bitte ich Euch,« drängte er auf’s Neue, »gönnt mir nur ein Wort, daß Ihr durch mein offenes Geständniß nicht erzürnt seid!«
In diesem Moment begegneten sich ihre Blicke – hastig sprang er auf.
»Brunhilde, Du liebst mich!« rief er jubelnd und schloß das widerstandslos sich fügende Mädchen in seine Arme.
»Ja, Henning, ich liebe Dich, liebe Dich schon lange, lange!« flüsterte sie, verschämt das Gesicht an seiner Brust bergend, hob dann aber, als sie das Geständniß ihrer Liebe abgelegt, das Köpfchen in die Höhe und ließ ihn auch in ihrem Auge lesen, daß und wie sehr er geliebt sei.
Ihre Lippen begegneten sich im ersten, langen Kusse, und im seligen Vergessen schwelgten die Glücklichen in ihrem Liebesgekose, als eine Beiden wohlbekannte Stimme neben ihnen fragte:
»Ist der Herzenskummer meiner beiden Lieblinge nun endlich behoben?«
Frau Hedwig stand vor ihnen und betrachtete lächelnd das glückliche Paar.
Erröthend, verschämt entwand Brunhilde sich dem Arme des Geliebten, um im nächsten Moment sich schon an der Brust ihrer mütterlichen Freundin wiederzufinden.
»Tante,« rief Henning laut aufjubelnd, »ich bin der Glücklichste der Menschen, Brunhilde, dieser Engel, hat mir nicht nur vergeben, sondern liebt mich auch, ist mein!«
»Ist das möglich?« fragte Frau Hedwig, lächelnd sich zu Brunhilde herabbeugend. »Meine herzige Brunhilde kann einen – einen Falkenmeister lieb haben?«
»Ja, ja!« flüsterte diese verschämt, »ich habe ihn so sehr lieb, lieber als mich selbst!«
»Dann werdet glücklich miteinander, Kinder!« rief Frau Hedwig bewegt, küßte das Mädchen und ließ sie leicht in die Arme ihres Geliebten zurückgleiten.
»Dein Onkel, Henning, hat ebensogut wie ich erkannt, wie lieb Ihr einander habt, und er wird sich nicht wundern, wenn er jetzt erfährt, daß ein glückliches Brautpaar auf Betow weilt. Was aber wird Herr Simon, was wird Dein Vater, liebe Brunhilde, sagen? Wird er in seinem Groll gegen die Wedel’s nicht seine Einwilligung zu Eurer Verbindung versagen?«
»Früher wäre dies wohl möglich, ja sogar wahrscheinlich gewesen, heut’ jedoch –«
»Ist an seiner Einwilligung nicht mehr zu zweifeln,« fuhr Henning fort, »da er ja mit meinem Vater versöhnt ist!«
»Hm! Hm! Ich habe von dieser sogenannten Versöhnung, nach dem, was ich von Deinem Vater, Brunhilde, gehört, keine hohe Meinung; sie ist durch den Tausendkünstler, den Falkenmeister, ja förmlich erzwungen worden!«
»Das Beste wird wohl sein, sofort zu ihm zu gehen und nicht nur mich meiner Würde als Falkenmeister selbst zu entkleiden, sondern auch ihn um Dich, meine theure Brunhilde, zu bitten. Bleibe bei der Tante, liebes Herz, bis ich zurückkehre. Ich zweifle nicht daran, daß meine Bitte den erwünschten Erfolg haben wird!«
Noch ein Händedruck, ein Kuß und rasch eilte er hinaus, dem Saale zu, in welchem die beiden Ritter zechend saßen.
Herr Hans, welcher durch Frau Hedwig davon bereits unterrichtet sein mochte, daß Henning mit Brunhilde eine längere Unterredung gehabt habe, deren Inhalt nicht schwer zu errathen sei, verließ nach einem forschenden Blick auf Henning, welcher freudestrahlend ihnen näher trat, unter einem gleichgültigen Vorwande den Saal, und Henning befand sich mit dem ahnungslosen Vater seiner Geliebten allein.
Ohne Zögern legte nun der Junker ein völliges Geständniß der begangenen Täuschung hinsichtlich seines Namens ab, erklärte, wie es ihm möglich geworden sei, dem gefangenen Ritter zu seiner Befreiung behülflich zu sein, und bat ihn schließlich um die Hand seiner Tochter.
Ritter Simon war, als er Henning’s wahren Namen hörte, vom Stuhle aufgesprungen, hatte sich dann aber bald soweit wieder zu beherrschen gewußt, daß er den Junker ohne Unterbrechung zu Ende zu hören vermochte.
Als dieser schwieg, stieß er den vor ihm
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