Der beiden Quitzows letzte Fahrten
zu wissen, wie er das, was er sagen wollte und sollte, zweckentsprechend in Worte kleiden könne, und Brunhilde, welche dies recht wohl bemerkte, harrte klopfenden Herzens und mit unverkennbarer Spannung, ja fast ängstlich dessen, was sie endlich werde hören müssen.
»Ich habe Euch doch nicht wehe gethan mit meiner Bitte?« fragte sie endlich unruhig. »Sollte dies der Fall sein, dann vergebt mir, Euch, dem ich ja so viel zu danken habe, möchte ich – nicht betrüben!«
Jetzt war Friedländer nicht mehr im Stande, an sich zu halten.
Er ließ sich auf ein Knie vor ihr nieder, ergriff ihre Hand und fragte, während er diese an seine Lippen zog:
»Brunhilde, könnt Ihr mir verzeihen, daß ich mich einer Täuschung gegen Euch schuldig gemacht habe?«
»Ihr – Ihr hättet mich getäuscht?« fragte Brunhilde bestürzt, zweifelnd, und versuchte zwar, ihm die Hand zu entziehen, doch zeigten sich diese Versuche so schwach, daß Friedländer sie leicht festzuhalten vermochte.
»Ja, Brunhilde, und ich kann, ich darf nicht länger schweigen, ich muß Euch mein Vergehen bekennen, selbst wenn ich das Schlimmste, was mir geschehen könne, zu erwarten habe. Doch hoffe ich bei Eurer mir ja bekannten großen Milde und Nachsicht auf Vergebung!«
»Vor Allem bitte ich, Euch zu erheben; ich mag Euch nicht vor mir knieen sehen!«
»Nein, laßt mich knieend Eure Vergebung erflehen –«
»Aber, um Gottes Willen, sprecht doch, welche Täuschung Ihr begangen haben wollt. Es ist dies ja unmöglich; ich halte Euch dessen nicht fähig. Ihr habt mich mehrmals aus der Gewalt der Feinde, ja sogar vom Tode gerettet, mir dann ein Unterkommen verschafft, wie ich dies nie besser, freundlicher zu finden vermocht hätte, Ihr habt den Vater gerettet und nur Euch verdankt mein Vater die Wiedererlangung von Güntersberg, und Ihr, unser treuster Freund, solltet –? Unmöglich! Doch, was es auch sei, das Ihr gethan habt, so viel ist mir klar, daß Ihr nichts Böses gegen mich oder meinen Vater beabsichtigt habt, und ich verspreche, um Euch dieses Geständniß etwas zu erleichtern, Euch nicht zürnen zu wollen. Ich schulde Euch ja so viel, daß ich – nie im Stande sein würde – vergessen zu können!«
»Dank, Dank Euch, Brunhilde, für diese Zusicherung. Ihr werdet mich, wie ich ja nun weiß, nicht von Euch verstoßen, wenn ich Euch mittheile, daß ich nicht der bin, für welchen Ihr mich seither gehalten habt!«
Bestürzt zog Brunhilde ihre Hand, die er seither noch immer festgehalten hatte, zurück.
»Wie? O Gott, meine Ahnung!«
»Hört mich nur ganz an und dann vergebt Eurem treuen Diener.
Ich bin kein Falkenmeister, oder aber je ein Bediensteter gewesen, sondern der Sohn Henning von Wedel’s, Euer Jugendgespiele.«
Erschrocken hielt er inne, denn Brunhilde, welche ihn einen Moment sprachlos, starr angesehen, verdeckte ihr erschreckend bleich gewordenes Gesicht mit den Händen und schien zu wanken.
Er sprang auf und fing die Geliebte in seinen Armen auf.
Nur wenig Augenblicke vermochte diese plötzliche Anwandlung einer Schwäche sie zu beherrschen, dann schlug sie die Augen auf, ihr Blick begegnete dem des besorgt ihr in das Auge sehenden jungen Mannes und glühend roth befreite sie sich aus dem sie noch immer stützenden Arme desselben.
»Habe ich auch wirklich recht gehört?« fragte sie mit bebender Stimme, »Ihr seid –?«
»Henning von Wedel,« ergänzte dieser, »der Euch nun noch einmal um Verzeihung der begangenen Täuschung bittet!«
»Wie ist es denn aber möglich gewesen, daß – daß –«
»Erlaubt mir zu erzählen, was mich zur Begehung dieser tadelnswerthen Handlung veranlaßt hat!«
»Ich bitte darum!«
»Vielleicht ist Euch erinnerlich, daß ich vor vielen Jahren, als Knabe noch, zu einem am kurfürstlichen Hofe in Sachsen lebenden Freunde meines Vaters gebracht wurde, um dort meine Ausbildung zu erhalten. Als ich dann für kurze Zeit nach Friedland zurückkehrte, war der unglückselige Zwist zwischen Eurem und meinem Vater bereits ausgebrochen und allen meinen Bitten, Euch wiedersehen zu dürfen, wurde beharrlich ein starres Nein entgegengestellt. Dies empörte mich, ich habe alles Mögliche aufgeboten, nach Güntersberg gelangen zu können, jedoch vergebens, weshalb ich meinen Aufenthalt in Friedland abkürzte und nach Sachsen zurückkehrte mit dem festen Entschlüsse, nur durch einen directen Befehl mich zur Rückkehr nach Friedland bewegen zu lassen. Diesen Befehl erhielt ich nach langjährigem
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