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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wenden, welcher Brunhilde und Henning freundlich die Hände darbot und durch seine offene Freude deutlich zeigte, wie lieb ihm die Verbindung seines Neffen mit Brunhilde sei.
    »Herr Ritter,« fuhr er mit gedämpfter Stimme zu dem Vater der glücklichen Braut fort, »ich denke, wir überlassen das Paar sich selbst und richten unsere Aufmerksamkeit zunächst auf einen guten Nachttrunk, bei welcher Gelegenheit wir noch etwas besprechen können, was mit dem Jubel Verliebter und Verlobter nicht ganz in Einklang zu bringen ist!«
    »Ist irgend etwas Unangenehmes vorgefallen?«
    »Das ist gerade nicht der Fall, doch immerhin klingt die noch ziemlich weit aussehende Angelegenheit ernst!«
    »Eine Fehde?«
    »Ich bitte Euch, mich zu begleiten. Wir wollen es in Ruhe besprechen!«
    Dieses kurze Gespräch war einige Schritte abseits von Henning geführt worden, so daß dieser es nicht vollständig verstanden hatte. Obwohl er Neigung zeigte, um näheren Aufschluß zu bitten, so verzichtete er jedoch auf Befriedigung seiner Wißbegier, weil Brunhilde ihn bat, mit ihr zu Frau Hedwig zurückzukehren.
    »Seht ‘mal die kleine schlaue Hexe,« rief Herr Hans, welcher die Bitte Brunhildens verstanden hatte, lachend; »sie weiß, daß ich nirgends lieber trinke, als hier, deshalb will sie uns allein lassen, da sie aber heut’ sich fürchtet, allein zu gehen, muß ihr geliebter Henning wohl oder übel mit ihr fort! Henning, Henning, wie sehr wirst Du unter den Pantoffel gerathen! Armer Junge, Du dauerst mich!«
    »Ohm,« erwiderte dieser lachend, während er, Brunhilden folgend, bereits an der Thür stand, »ich kann Dein Bedauern nicht annehmen, denn ich stelle mich freiwillig unter die Herrschaft meiner Brunhilde und fühle mich unbeschreiblich glücklich dabei!«
    Als Beide den Saal verlassen hatten, wurde die Miene des Herrn Hans ernster und Simon fragte verwundert, was in aller Welt vorgefallen sei, das ihm die Freude an dem heutigen Tage zu verbittern vermöge.
    »Verbittern? Nein! Soweit lasse ich mich durch das, was ich erfahren, nicht beherrschen. Daß die Sache aber ernst, sehr ernster Natur ist, werdet Ihr bald selbst erfahren.«
    »Ich bin in der That begierig, zu erfahren, was Euch, dessen Kaltblütigkeit weit bekannt ist, in so hohem Grade ernst zu stimmen vermag!«
    »Hört nur. Euch sind ohne Zweifel ebensogut wie mir die Zwistigkeiten bekannt, welche zwischen Markgraf Friedrich von Zollern und einem Theil der märkischen Ritterschaft seit der Ankunft des Nürnberger Burggrafen in den Marken bestehen und ebenso sicher werdet Ihr von dem Mißgeschick gehört haben, das Dietrich von Quitzow auf Friesack betroffen hat!«
    »Gewiß habe ich über diese Streitigkeiten und über den Fall Friesack’s viel erfahren. Ritter Dietrich hat sich, wie mir gesagt wurde, nach seiner Flucht aus der als uneinnehmbar erachteten Veste nach Pommern gewandt, um hier Bundesgenossen zum Kampfe gegen den Markgrafen zu erwerben, und ich muß Euch offen gestehen, daß ich im ersten Augenblick, als ich diese Nachricht erhielt, den Wunsch gehegt habe, Herr Dietrich möge bei mir einkehren. Da erinnere ich mich eben dessen, was Henning und Brunhilde mir erzählt haben: Der Flüchtling sei auf Güntersberg eingekehrt und habe am folgenden Morgen vor seiner Abreise Henning das Versprechen gegeben, nach Güntersberg zurückzukehren. Ich muß gestehen, daß, wenn hier kein Irrthum vorliegt, ich diesem Besuch mit sehr viel Interesse entgegensehe. Einen so gewaltigen Kämpen, wie Dietrich von Quitzow, kann man ja nur hochachten; seine Klinge ist viel, sehr viel werth!«
    »Hm! Hm! Henning hat mir auch von seiner Begegnung mit Dietrich gesprochen, und auch ich fühle mich nicht ganz frei von Zweifeln, daß hier ein Irrthum vorliegt. Dietrich soll ebenso wortkarg als stolz sein. Henning ist ihm als Dienender, als – nun, als – Falkenmeister gegenübergetreten, und es will mir nicht einleuchten, daß der hochmüthige Ritter sich zu dem Versprechen der Rückkehr nach Güntersberg herbeigelassen habe. Andererseits ist Henning aber auch nicht der Mann, welcher so leicht das Opfer einer Täuschung wird. Von Brunhilde will ich nicht weiter sprechen. Das Mädchen mußte eben glauben, was ihr gesagt wurde. Die Sache ist mir nicht klar, doch werde ich mich hüten, Henning gegenüber einen Zweifel zu äußern. Er würde dies gewaltig und mit Recht übel vermerken.
    Auch seine Reise nach Reetz ist mir nicht klar. Wie ist er mit dem Erasmus

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