Der beiden Quitzows letzte Fahrten
vom Tode erwecken! So, siehst Du, daß es hilft? Hier habt Ihr ihn. Werft ihn in den Thurm; da mag er nachdenken darüber, wie schön und lieblich es ist, dem Burggrafen zu dienen!
Die Knechte folgten diesem Befehle und schleppten ihn zur Thür hinaus, ich aber zog mich leise von dannen, denn mir that es leid um den Boten, und ich dachte mir wohl, daß der Ritter sein Beginnen später schwer zu büßen haben werde. Er mochte das hernach auch selbst eingesehen haben, denn er gab den Befehl, den Boten laufen zu lassen, und ließ ihm Thor und Gitter öffnen. Weit wird er nicht gekommen sein, denn er hinkte gar jämmerlich über die Zugbrücke, und ich sah, daß er sich draußen vor dem Graben niedersetzte, weil ihm seine wunden Glieder nicht mehr gehorchen wollten.«
»Der wird uns beim Markgrafen eine arge Suppe einbrocken, die wir auszuessen bekommen, ohne daß uns der Dietrich davon helfen kann. Hat noch Nichts von seinem Aufenthalte verlautet?«
»Nein; er scheint gut versteckt zu sein. Daß ihm Herr Werner dabei geholfen hat, das ist gewiß. Ich war mit dabei, als er den Ritt nach Friesack machte und habe ihn mit dem Quitzow davontraben sehen, während wir es mit dem fremden Ritter zu thun hatten.«
»Das war in derselben Nacht, wo auch der Knecht verwundet worden ist, welcher bei mir liegt.«
»Ein Knecht, sagst Du, der bei Dir liegt?«
»Ja; Herr Werner brachte ihn mir des Morgens und befahl, ihn gut zu pflegen und alle Störung von ihm fern zu halten.«
»Ist’s möglich! Sag’, wie sieht er aus?«
»Es ist ein gar strammer, schwarzäugiger Gesell, vor dem man Respect bekommt, sobald er Einen nur anblickt. Ich glaube, ihm stände eine Rüstung besser zu Gesicht, als das alte Loderwamms, welches er anhat.«
»Was ich da höre! Du, ich glaube, wir sind dem Dietrich auf der Spur. Im Stalle zu Bötzow steht ein Pferd, wie es kein Knecht, sondern nur ein ritterlicher Herr reitet, so edel und mit einem Sattelzeuge, welches grausames Geld gekostet haben muß. Es ist ein Rappe und gehört ganz gewiß dem Quitzow. Hätte dieser seine Flucht weit fortgesetzt, so wäre sein Pferd nicht zurückgeblieben oder er hätte sich ein anderes an dessen Stelle genommen; da dies aber nicht geschehen ist, so will es mich bedünken, als müsse er noch in der Nähe weilen. Kann ich Deinen Knecht vielleicht einmal sehen?«
»Kennst Du den Ritter?«
»Ja, ich habe ihn des Oefteren geschaut und würde ihn beim ersten Blick wiederkennen.«
»So wollte ich den Mann Dir wohl gern zeigen, aber er verläßt sein Gemach nie, und hineinlassen darf ich Dich nicht, weil es mir vom Herrn verboten ist.«
»Das ist mir gar nicht lieb, zu hören; aber vielleicht ist es möglich, ihn zu erkennen, ohne ihn zu sehen. Sind seine Reden die eines gewöhnlichen Knechtes?«
»Er spricht fast wenig, und dann stets kurz, als wolle er befehlen, und dabei ist sein Gesicht ein solches, daß man gar nicht weiter zu sprechen wagt.«
»Das will zu meiner Vermuthung recht gut passen; kannst Du Dich nicht vielleicht auf ein Wort besinnen, welches uns auf die richtige Spur zu bringen vermöchte? Es kommt wohl einmal ein Augenblick, an dem so ein Herr sich nicht bewacht.«
»Hm, ja, es will mir scheinen, als ob Du Recht habest. Ich erzählte ihm einmal davon, daß die Mauern vor Friesack durch die ›faule Grethe‹ zusammengeschossen und die Markgräflichen durch die Lücken in das Schloß gedrungen seien; da ist er aufgefahren und hat mich angeblitzt: Das sei nicht wahr; sodann hat er sich nach der Frau Elisabeth und den Kindern erkundigt, und jetzt, wo ich beginne, darüber nachzudenken, besinne ich mich, daß sein Gebahren ganz so gewesen ist, als ob er der Dietrich selbst wäre.«
»Das ist genug! Er ist’s, und wir könnten großen Nutzen davon haben.«
»Von welchem Nutzen redest Du?«
»Hast Du denn vergessen, daß der Markgraf einen Preis auf seinen Kopf gesetzt hat? Wer den verdienen könnte, der hätte wohl nicht mehr nöthig, seine Haut für Andere zu Markte zu tragen!«
»Daß mich Gott bewahre! Der Mann ist mir von Herrn Werner anvertraut worden und soll bei mir auch wohl verwahret sein. Ob’s Herr Dietrich ist oder einer seiner Knechte, das soll mir keine Schmerzen machen, denn ich habe die Befehle meines Ritters zu vollziehen und mag mich um das Uebrige nicht kümmern.«
Der Lauscher hatte genug gehört, und da er vermuthete, daß die beiden Männer bald den Garten verlassen würden, so schien es ihm gerathen, nach seinem Gemache
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