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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bemerkte er nicht, daß ein kleiner Trupp Reiter aus dem nahen Wald gekommen war und sich schon ganz in seiner Nähe befand. Es waren zwei bärtige Männer und ein Jüngling in dem Alter, welches die Knabenjahre nicht längst erst überstiegen hat. Die beiden Ersten waren wohlbewaffnet und ihre Mienen ließen in ihnen gar kampfbewährte Mannen vermuthen, der Letztere aber trug sein zierliches Schwert wohl kaum in der Absicht, sich damit zu vertheidigen, und seine Kleidung war eine solche, wie man sie mehr in der Nähe der Frauen und Edeldamen, als im Kampfe zu tragen pflegt. Doch zeigte seine übrige Ausrüstung, daß er trotzdem einer mannbaren Beschäftigung, nämlich der Jagd, obgelegen habe, und sowohl in seiner Haltung als auch in dem Ausdrucke seines Gesichtes lag eine Hindeutung darauf, daß er an das Befehlen mehr gewöhnt sein müsse, als an das Gehorchen.
    Schon hielten sie hinter ihm, als er erst an dem Schnauben der Pferde ihre Gegenwart bemerkte. Der Jüngling trieb das seinige bis an ihn heran und frug:
    »Höre, Mann, wir haben uns verirrt. Kannst Du uns sagen, wo der nächste bewohnte Ort ist?«
    »Ja, das kann ich sagen,« antwortete er kurz, indem er in seiner Arbeit fortfuhr. Der Gang seiner Gedanken hatte ihn in eine nicht freundliche Stimmung versetzt, und er fühlte sich daher nicht zu der gewünschten ausführlichen Antwort aufgelegt.
    »Nun, wie ist derselbe geheißen?«
    »Grabsdorf.«
    »Und wo liegt er?«
    »Dort,« berichtete er, mit der ausgestreckten Hand die Richtung bezeichnend, in welcher der Ort lag.
    »Ist es dort möglich, eine Erfrischung zu bekommen?«
    »Vielleicht.«
    »Höre, Bursche,« mengte sich jetzt einer der beiden Begleiter mit in das Gespräch, »Du scheinst mir ein sehr einsylbiger Kauz zu sein, aber ich mache Dich darauf aufmerksam, den Mund etwas besser aufzuthun, wenn wir ihn Dir nicht etwa öffnen sollen!«
    Dietrichs Auge überflog den Sprecher mit einem verächtlichen Blicke; dann drehte er sich zur Seite und fuhr in seiner Beschäftigung fort.
    »Nun?« frug der junge Herr, jetzt selbst etwas ungeduldig. »Kannst Du uns Niemanden nennen, uns den Weg zeigen oder, was noch besser wäre, uns nach Grabsdorf führen?«
    »Namen brauche ich Euch nicht zu sagen, denn Ihr werdet abgewiesen oder aufgenommen von einem Jeden, wie es ihm eben paßt. Den Weg habe ich Euch schon gezeigt; da hinter der Waldesecke liegt das Dorf, und mein Mitgehen ist also nicht nothwendig.«
    »Aber wir halten es doch für besser, daß Du uns begleitest,« entgegnete der Reisige. »Lege Deine Hacke weg und komme mit uns!«
    »Das werde ich wohl bleiben lassen!«
    »Das wirst Du wohl thun müssen!« lautete die drohende Erwiderung, indem der Sprecher sein Pferd näher an Dietrich drängte.
    »Wollt Ihr es mir vielleicht gebieten?« frug dieser, indem seine Hand sich fester um den Stiel der Hacke legte und sein dunkles Auge kampfeslustig blitzte. »Ich bin ein armer Bauersmann, aber ich habe Niemandem Gehorsam zu leisten als unserm Herrn, dem Ritter Werner von Holzendorf!«
    »Dem Herrn Werner gehört Grabsdorf? Daran habe ich gar nicht gedacht!« fiel der Jüngling ein, indem er sich an seine Begleitung wendete. »Wie ist es denn da um unsere Sicherheit bestellt, Ihr Mannen?«
    »Der Ritter Werner von Holzendorf sitzt als Markgräflicher Hauptmann auf Schloß Bötzow; er ist ein Diener des gnädigen Herrn, und so dürfen wir wohl auf seinem Grund und Boden weilen.«
    »Das lügt Ihr!« rief ihm Dietrich, sich vergessend, dazwischen. »Wer hat Herrn Werner zum markgräflichen Hauptmann gemacht? Wohl der Burggraf? Und wer ist es, der Euch die Unwahrheit berichtete, daß der Ritter ein Diener des ›gnädigen Herrn‹ sei, wie Ihr zu sagen beliebt? Wohl auch der Burggraf selbst?«
    »Sei ruhig Gesell, sonst schlagen wir Dich auf den Mund! Wie kannst Du es wagen, den Herrn Markgrafen Friedrich von Zollern einen Lügner zu nennen, da sein erlauchter Sohn, der Prinz Johann, selbst sich vor Dir befindet!«
    Bei diesen Worten leuchtete es blitzartig über Dietrichs Angesicht. Welch’ ein Glück, welch’ ein Zufall! Bot sich hier nicht eine treffliche Gelegenheit zur Rache, eine Gelegenheit, sich die theuersten Vortheile zu erringen? Doch schnell beherrschte er sich und antwortete mürrisch:
    »Das habe ich nicht gewußt und bekümmere mich auch gar nicht um Eure dummen Geschichten. Aber da Ihr der Prinz seid, so will ich Euch den Weg zeigen!«
    Seine Hacke auf die Schulter nehmend, schritt er von

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