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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu setzen und den Ort zu benennen.«
    »So setze ich denn den Tag auf den Freitag nach des heiligen Leichnamstag nächstkommend, und den Ort zu Berlin.«
    »Ich habe,« schloß nun der Ankläger, »meines Herrn Recht und Zuspruch zu Lehenrecht bei aufsteigender Sonne angehoben und bis zu niedersteigender Sonne lange nach Mittage gewartet. Habe ich dem Rechtstage zu Lehenrechte genug gethan?«
    Zwei Schöppen verließen die Bank, um die Sonne zu beobachten, und brachten die Nachricht, daß sie sich tief neige, worauf ihm gesagt wurde, er habe dem Rechte genug gethan. Darauf wurde das Gericht aufgehoben. –
    Wie schon gesagt, erregte dieser Prozeß das ungeheuerste Aufsehen weit über die Marken hinaus. Die Freunde der Ordnung und öffentlichen Sicherheit, welche wohl einsahen, daß dem Lande unter der weisen, strengen und gerechten Regierung Friedrichs eine bessere Zukunft erblüht, freuten sich der Energie, mit welcher er das einmal ergriffene Scepter führte und dies begonnene schwere Werk fortsetzte, Diejenigen aber, denen sein Streben nach Aufhebung des Faustrechtes und der Vergewaltigung im Wege stand und Schaden zu bringen drohte, knirrschten ingrimmig mit den Zähnen; und da ihre Macht wenigstens in der gegenwärtigen Zeit zu einem offenen Widerstande nicht hinreichte, so machten sie wenigstens eine Faust im Sacke, hielten wortreiche aber fruchtlose Berathungen, zogen sich mit ihrem Wesen und Treiben aus der Oeffentlichkeit mehr und mehr in die Verborgenheit zurück und warteten nur auf den günstigen Augenblick, um dem fremden Eindringling, wie sie den Markgrafen nannten, die Kraft ihrer Fäuste fühlen zu lassen und ihn aus dem Lande zu jagen.
    Das Benehmen Werners von Holzendorf seinem Freunde und langjährigen Waffengefährten Dietrich von Quitzow gegenüber hatte nicht nur die vollständige Billigung der widerstrebenden Adelspartei, sondern selbst die Freunde des Markgrafen mußten sich sagen, daß er gehandelt habe, wie es einem treuen Verbündeten gezieme. Er hatte Alles, was er besaß, redlich auf das Spiel gesetzt, um sein ritterliches Wort zu lösen, und besaß die Theilnahme des größten Theiles der Bevölkerung. Und diese Theilnahme ward um so größer, als ein jeder Verständige einsehen mußte, daß das Urtheil des nach Berlin verlegten Gerichtes, dem er unter den gegebenen Verhältnissen unmöglich widerstehen könne, ihn unbedingt in den Verlust seiner Güter und Besitzungen erklären werde. Doch sah man sehr wohl nicht nur die Nothwendigkeit, sondern auch die Gerechtigkeit dieser Maßregel vollständig ein und hegte die Hoffnung, daß die allbekannte Milde und Freundlichkeit des Fürsten die Härte des Augenblicks später nach Kräften lindern werde.
    Aehnliche Gedanken hatten auch die beiden Männer, welche am Tage nach dem Lehngerichte auf der Straße von Spandau nach Brandenburg dahinritten und die gestrigen Ereignisse zum Gegenstande ihrer Unterhaltung gemacht hatten. Es war Hans von Uchtenhagen, welchen wir in dem Kreise der Schöppen bemerkt haben, mit seinem jüngeren Bruder Karl. Der Erstere wurde trotz seiner Jugend zu den hervorragendsten Rittern des Landes gezählt, und der Letztere versprach, ihm in Allem ein würdiges Ebenbild zu werden. Von jeher schon hatten sich die Uchtenhagens eines ausgezeichneten Rufes erfreut; die Mannen ihres Geschlechtes hatten bei allen großen und eingreifenden Ereignissen stets mit an der Spitze gestanden; reich an Tugenden und Ehren, waren sie immerfort bemüht gewesen, ihrer ruhmreichen Vergangenheit eine gleich glänzende Zukunft anzureihen, und weit über die Grenzen des Landes hinaus erklang bei Mahnruf und Ritterschlag das Wort: »Steh’ fest und werde wie ein Uchtenhagen!«
    Hans war von untersetzter, breitschulteriger Figur und bot in seiner graden, strammen Haltung, mit den scharfen, blitzenden Augen und links und rechts weit über das gebräunte Gesicht hinausragendem Schnurrbarte einen gar stattlichen, achtungweckenden Anblick. Karl war schlanker gebaut als er; noch keimte der männliche Bart nur als leichter Flaum auf seiner Lippe, und in seiner Haltung und seinen Bewegungen lag etwas Weiches, welches auch mit der gewohnten Milde seiner Redeweise vollständig harmonirte; doch wer ihn deshalb für einen Knaben gehalten hätte, der wäre mit seinem Urtheile auf einem sehr großen Irrwege gewandelt und hätte sich vielleicht damit gar die Veranlassung zugezogen, seinen Irrthum schwer und bitter zu bereuen, denn der junge Mann war gar

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