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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welche Brunhilde in ihre Mitte genommen hatten; ihnen folgte Henning Friedländer, an dessen Seite sich Siebenhaut gemacht hatte. Trotz der ihm zu Theil gewordenen Zurücksetzung war er gleich seit dem ersten Augenblicke dem Falkenier wohlgewogen und versuchte daher jetzt, eine gute Kammeradschaft mit ihm anzuknüpfen. Ihnen schloß sich ein Diener mit der Cage an, da Friedländer ganz gegen die gewöhnliche Sitte keinen der Vögel auf der Faust trug, und den Schluß bildeten einige berittene Knechte, welche die nöthigen Geräthschaften bei sich trugen.
    »Wißt Ihr eine Neuigkeit, Herr Bruder?« fragte Simon seinen Gefährten, »eine Neuigkeit, die Euch schier verwundern wird?«
    »Mir ist nichts Neues bekannt, was so zum Verwundern wäre, außer daß ich heut Vormittag einen so ungeheuerlichen Bock mit Eurem Falkenmeister geschossen habe, daß ich gradezu aus dem Felle fahren möchte. Daß ich ein Esel bin, habe ich schon öfters geahnt, aber daß ich ein so elephantenartiger Esel bin, das ist mir erst heut klar geworden. Ich wünsche nur, daß ich Jemanden hätte, der meinem Dummkopfe ein Dutzend Maulschellen so recht aus Herzensgrund beibringen möchte! Verdient habe ich sie mehr als genug!«
    »Wenn Euch das so große und schwere Sorge bereitet, so braucht Ihr Euch nicht länger zu grämen. Kommt nur getrost herüber an meine Seite und haltet Euern Klepper an, dann sollt Ihr haben, was Ihr begehrt!«
    »Wollt Ihr mein vielleicht noch spotten? Das sollte Euch gar übel bekommen, denn wenn ich auch nicht mit dem Friedländer fertig werden konnte, weil mir mein altes Reißen ganz verteufelt in den Gelenken zwickte, so ist dasselbe doch nicht arg genug, als daß ich Euch nicht aus dem Sattel schlagen könnte. Erst einen Korb, dann zweimal in den Sand geworfen und endlich gar noch das Schwert aus der Hand geschlagen, wie einem zehnjährigen Buben, der noch mit dem Steckenpferde über die Dielen kriecht, das ist zu arg. Macht, daß ich Eure Neuigkeit zu hören bekomme; vielleicht bringt mich diese auf tröstlichere Gedanken!«
    »Ihr kennt doch die Quitzows, die so lange Zeit Meister in den Marken gewesen sind?«
    »Ob ich die kenne? Wahrlich es muß sehr richtig mit dem Esel sein, sonst könntet Ihr ja gar nicht wagen, mir so eine beleidigende Frage vorzulegen! Glaubt Ihr denn, daß ich eine alte Betschwester bin, die sich mehr um ihr sanftseliges Ende bekümmert, als um das, was in der Welt und unter Männern vorgeht? Wer die Quitzows nicht kennt, der hat entweder seine ganze Zeit verschlafen, oder er ist hinter dem Spinnrocken aufgewachsen. Was ist es denn mit ihnen?«
    »Sie haben den Markgrafen nicht anerkennen wollen, und sind deshalb in eine erbitterte und blutige Fehde mit ihm gerathen.«
    »Das braucht Ihr mir nicht erst zu sagen, denn das weiß ich schon, ehe Ihr nur daran gedacht habt.«
    »Ihr habt heut einmal Eure bittre Stunde, und weil ich solche Zeiten an Euch gewöhnt bin, so will ich die Grobheiten ruhig hinnehmen! Der Markgraf ist nun vor ihre Burgen gezogen und hat eine nach der andern erobert und in Besitz genommen. Selbst Plaue und Friesack, die beiden mächtigen Schlösser, sind gefallen, und Herr Johann von Quitzow befindet sich in schmählichster Gefangenschaft, während sein Bruder Dietrich geächtet und flüchtig im Lande herumirrt, von den Leuten des Markgrafen verfolgt und gehetzt wird wie ein Wild, und vor Angst nicht weiß, wohin er sein Haupt legen soll.«
    »Ist das wahr, was Ihr mir da erzählt? Ich kann an diese außerordentliche Kunde gar nicht glauben. Die Quitzows waren doch selbst mächtig genug und hatten einen Anhang, wie ihn manch’ fürstlich Geschlecht nicht besitzt. Wie kann da das kleine Burggräflein von Nürnberg so einen gewaltigen Sieg über sie erringen?«
    »Es ist keine Lüge, was ich Euch sage, obgleich es auch mir sehr schwierig wurde, an das Gerücht zu glauben.«
    »Woher habt Ihr es vernommen?«
    »Der Falkenmeister hat mir davon erzählt. Er ist vom Süden her durch die Marken gekommen und hat die Ereignisse alle selbst mit angesehen. Er meint, daß Dietrich wohl den Weg nach Stettin einschlagen werde, weil unsere Herzöge ihm gar wohl gewogen und stets seine Verbündeten gewesen sind.«
    »Wenn die Kunde überhaupt wahr ist, so zweifle ich auch nicht daran, daß er nach Pommern kommen wird. Und dann, Vetter, dann mögen wir uns nur alle Mühe geben, ihn auf unsre Seite zu bringen. Er ist ein gewaltiger Kriegsheld und allein mehr werth, als ein ganzer Haufe

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