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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Waffengange beizuwohnen, zeigte der Wachtmeister Elias Siebenhaut; er hatte gehört, daß der Fremde sich geweigert habe, mit ihm zu fechten, und ergoß sich über diese Beleidigung in den zornigsten Ausdrücken.
    »Was will er sein, wie ich höre?« rief er. »Falkenmeister will er sein, wie ich höre? Und nicht fechten will er mit mir, wie ich höre? Da muß doch gleich der Teufel mit sammt allen seinen Gevattern und Basen dem hochmüthigen Menschen in die Hosen fahren, wie ich höre! Der hat sich wohl gleich gedacht, welch’ einen Willkommen er bei mir gefunden hätte, denn sonst sehe ich gar nicht ein, weshalb grad’ ich es sein soll, der ihn zusammenhaut, wie ich höre! Seht, da legt er Panzer, Haube und Handschuh an, ja, sogar die Arm-und Beinschienen; der Mensch darf kämpfen im Herrenkleide und mit ritterlicher Wehr, was unerhört ist seit dem Tage, an welchem meine Frau Mutter mich zum ersten Male erblickte. Seht, jetzt sitzen sie auf, wie ich höre; Wind und Sonne ist gestellt, und nun wird der Tanz losgehen!«
    Die anderen Knechte hätten demselben gar nicht zuzuschauen gebraucht, denn der Wachtmeister Elias Siebenhaut hatte die Eigenthümlichkeit, nicht schweigen zu können, eine Eigenschaft, welche man auch noch anderwärts zu finden pflegt, freilich nicht immer in dem hohen Grade ausgebildet wie bei ihm, und folgte mit seiner lauten Schilderung dem Vorgange bis in alle seine Einzelheiten.
    »Jetzt rennen sie auf einander los. Himmel und Hellebarde, sitzt der Kerl prachtvoll zu Pferde! Weiter rechts die Lanze, Herr Janeke, weiter rechts, rechts, re – – – da, ich dachte mir es doch, da liegt er im Sande und streckt alle Viere gen Himmel, wie ich höre! Das war ein Meisterstoß, den ich auch nicht besser zusammengebracht hätte! Er steht wieder auf und läßt sich eine zweite Lanze geben. Gut, mach’s besser, Alter! Es ist kein Spaß für einen Ritter, sich von einem gemeinen Knechte vor Aller Augen vom Pferde stoßen zu lassen. Jetzt geht es von Neuem los. Tiefer, tiefer die Lanze, Stegelitz, sonst fährt sie in die Luft, wie ich höre! Den Körper vor! So bläst man Einen ja gleich vom Pferde. Da – – habe ich es nicht gesagt, wie ich höre? Da liegt er wieder im Sande. Es ist eine Schande! Ja, was soll das Fluchen und Wettern helfen; durch Schimpfen und Hadern ist es nicht wieder gut zu machen. Schafft die Gäule in den Stall! So, und nehmt doch einmal die Schwerter in die Hand; wir wollen doch sehen, ob er damit auch umzugehen versteht, wie ich höre.«
    Janeke von Stegelitz hatte sich wieder emporgerafft; er sah ein, daß er sich eine ganz außerordentliche Blöße gegeben habe; statt aber die Schuld allein sich selbst zuzuschreiben, warf er sie auf den Gegner; er schäumte vor Wuth und drang jetzt mit gezücktem Schwerte und in einer Weise auf ihn ein, als geschähe der Gang auf Tod und Leben.
    »Ruhig, ruhig, Alter,« monologisirte Elias Siebenhaut weiter, »sonst geht es mit der Klinge nicht besser, als mit der Lanze! Er möchte die Scharte gern wieder auswetzen, und ist doch viel zu hitzig, wie ich höre. Da schaut dagegen einmal den Vogelhändler an! Der steht wie eine Tanne und wehrt die Hiebe ab so kaltblütig wie ein Eisbär. Er thut, als könne er gar nicht d’reinschlagen, aber ich wette, daß er den Stegelitz mürbe klopfen wird, wenn er einmal anfängt, wie ich höre. Da, da habt Ihr’s! Seht Ihr’s? Hört Ihr’s, was das für Hiebe sind? Er schlägt ihn vom Platze weg; er treibt ihn in der Runde vor sich her; da – da fliegt das Schwert in die Luft! Das war ein Kunststück, wie ich es selbst kaum bessermachen könnte. Der Kerl hat nicht mit mir fechten wollen, aber den müssen wir behalten, wie ich höre, denn solche Leute können wir gebrauchen. Schaut, Herr Janeke zieht sich langsam von dannen, und unser Ritter klopft dem braven Degen auf die Achsel! Das hat er selbst bei mir noch nicht gethan, obgleich ich wohl gar manchmal so einen Klopfer verdient hätte, wie ich höre. – Und nun will ich Euch Eins sagen, Ihr Mannen alle! Nehmt Euch vor dem Burschen in Acht, wenn er Euch zugesellt wird. Ihr treibt immer mit den Neuen allerlei Kurzweil und Scherzerei; dieser aber scheint das nicht vertragen zu können. Haltet ihn in Ehren, denn er sieht mir ganz darnach aus, als ob er sich Ruhe verschaffen könnte, wenn Ihr ihn nicht in Frieden laßt. Das Kampfspiel ist zu Ende und Ihr könnt nun wieder zum Kruge gehen; das Dünnbier wird sonst sauer, wie ich höre!«
    Herr Simon

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