Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
verlassen kann. Aber verstehst Du denn auch ebenso gut mit den Waffen umzugehen, wie mit Köller und Rauschhaube?«
    »Ich kann Euch hierin nicht anders antworten, als daß ich mich jeder Probe gern und willig unterwerfe.«
    »Das ist ein stolzes Wort, dem ich wohl Folge leisten möchte; ich lerne meine Leute gern genau kennen und werde dem Wachtmeister Befehl geben, Dich in allen Waffen scharf zu prüfen.«
    »Mit solchem Befehle werdet Ihr nicht viel erreichen. Ein Falkenmeister wird niemals den Sinn hegen, sich von einem Wachtmeister auf die Probe stellen zu lassen; ich würde den Mann beim ersten Stoße niederwerfen. Möchte es daher nicht Euch selbst belieben, Herr Ritter, Schwert und Lanze mit mir zu wechseln?«
    »Bei allen Heiligen, die es im Kalender giebt,« brach hier Janeke von Stegelitz, welcher sich bisher ruhig verhalten hatte, los, »Du bist ein verwegener Gesell, der gar nicht weiß, was er thut und spricht! Glaubst Du wirklich, daß ein Rittersmann seine Kraft im Scherze mit derjenigen eines Knechtes mißt? Aber dennoch hätte ich fast Lust, Dir das große Maul zu stopfen, welches Du aufzureißen verstehst wie nur irgend Einer. Wollt Ihr mir den Spaß gönnen, Vetter Simon?«
    »Es kommt mir nicht in den Sinn, Eurem tapfern Beginnen Einhalt thun zu wollen. Zwar ist es nicht dem schicklichen Gebrauche angemessen, aber bei solchem Falle mag es wohl zu loben sein. Ich werde den Hof in Bereitschaft setzen lassen, und bis dahin magst Du uns Deine Vögel vorzeigen.«
    Er trat an das hohe Bogenfenster und rief die nöthigen Befehle hinab, dann wandte er sich zurück und trat zur Cage.
    »Was für Vögel sind das?«
    »Hier sind zwei Falken vom Hekla, grimme und treue Jagdgefährten, die sich sogar an das Reh wagen und niemals davonfliegen; diese beiden Gesellen sind Würger von den Orkaden; sie gehen besonders gut auf Trappen, Reiher und Hasen und versagen nimmer ihre Schuldigkeit. Nun kommen drei Blaufüße, die aus dem Lande der Tartaren stammen und über Ungarn in meine Hände gelangt sind; sie stoßen auf alles Lebendige, zu dessen Bewältigung ihre Kräfte hinlangen. Und nun seht Ihr noch einen Wander-und zwei Baumfalken, die sich vorzüglich für die niedere Jagd eignen. Zusammen eine Cage voll, zehn Stück, wie es gewöhnlich zu sein pflegt. Mit diesen Thieren bin ich sicher, daß mir kein Wild davongeht, und sie sollen fortan Euer sein, wenn Ihr sie unter meiner Obhut lassen wollt.«
    »Dies kann gar wohl geschehen, wenn Du die Probe bestehest, zu der Du selbst uns aufgefordert hast. Trage die Vögel in den Falkenhof und sorge, daß es ihnen an nichts fehle. Wir werden hinabkommen und unten Deiner warten!«
    Der Cageträger wandte sich zum Gehen. In seinen Zügen war die helle Befriedigung deutlich zu lesen, und das unternehmende Lächeln, welches um seinen Mund spielte, ließ vermuthen, daß er vor der bevorstehenden Prüfung nicht die geringste Beklemmung oder Befürchtung hege.
    »Halb schon ist mir mein Unternehmen geglückt,« murmelte er vor sich hin; »das Uebrige wird sich wohl auch noch überstehen lassen. Vor dem alten Stegelitz brauche ich nicht die mindeste Angst zu haben; er ist groß im Schelten, aber klein im Fechten, und selbst wenn Herr Simon selbst zur Waffe greift, werde ich nicht erschrecken. Wenn die beiden Ritter wüßten, wer der fremde Cageträger ist – wenn sie ahnten, daß sich der Sohn ihres Todfeindes in ihre Mauern gewagt habe, um nach dem größten Schatz zu trachten, welchen Güntersberg umschließt! Ich muß vorsichtig sein, denn gar leicht kann mich Jemand erkennen und verrathen; dann wäre Kerker und Gefangenschaft mein Loos, und die Summe, gegen welche ich die Meinen wiedersehen dürfte, würde gewiß nicht klein und unbedeutend sein.«
    Unten angekommen, frug er nach dem Falkenhof und wurde in einen eingezäunten Winkel gewiesen, wo die Beitzthiere sich unter Dach und Fach befanden.

    Währenddem führten die Knechte einige Pferde auf den Platz vor dem Hauptgebäude und trugen auch die zu einem Kampfspiele nothwendigen Waffen herbei. Simon von Güntersberg und Janeke von Stegelitz kamen die breite Freitreppe herab und nach kurzer Zeit stellte sich der Cageträger ein, dessen offenes Auge muthig den Kreis überflog, welchen die Knechte bildeten, die auf die Kunde von dem zu Erwartenden herbeigeeilt waren, um sich das seltene Schauspiel, einen Ritter mit einem gewöhnlichen Kriegsknechte kämpfen zu sehen, nicht entgehen zu lassen.
    Den größten Eifer, dem

Weitere Kostenlose Bücher