Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
hatte."
Das hätte Roan sich denken können. Er versuchte sich zu erinnern, ob irgendjemand Beschreibungen der Opfer oder des Trucks durchgegeben hatte. Es war gut möglich, und das bedeutete, dass Tory, falls es so war, inzwischen wahrscheinlich wusste, dass sie sich wegen Zits und Big Ears keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Und sie würde ebenfalls wissen, dass von demjenigen, der die beiden Ganoven ins Jenseits befördert hatte, eine Gefahr für sie ausging. Hoffte er jedenfalls. „Cal war doch noch beim Haus, oder?" fragte er, ohne zu versuchen, sich seine Besorgnis nicht anmerken zu lassen.
„Und er war stocksauer darüber, dass er nach Dog Trot geschickt wurde statt hierher, wo die Action ist", berichtete Pop. „Da wir gerade ..."
„Falls du wissen willst, wer das getan hat, kann ich dir nur sagen, dass ich auch noch nicht mehr weiß als du."
„Ganz bestimmt", sagte Pop und warf ihm einen scheelen Blick zu. Er war schließlich kein Idiot.
„Es hat was mit Tory zu tun, stimmt's?" fragte Jake.
„Jake", sagte Roan warnend.
„Bestimmt", brummte Jake, aber ohne weiter zu drängen.
Dafür drängte Kane. „Wenn Jake Recht hat, dann wirft das ein ganz neues Licht auf deine Gefangene. Es sieht fast so aus, als ob jemand versucht hätte, Spuren zu verwischen, was bedeutet ..."
„Ich weiß, was es bedeutet", fiel Roan ihm schroff ins Wort. Er wollte im Moment nicht weiter darüber nachdenken.
„Irgendwer wollte unsere Tory aus dem Weg haben, und jetzt wollen sie vielleicht noch etwas Schlimmeres", warf Pop ein. „Wenn sie es riskieren, zwei Leute auf einem öffentlichen
Highway mit einem Maschinengewehr zu durchlöchern, was werden sie dann erst mit ihr tun?"
Luke schaute die anderen kaum an, als er fragte: „Es hat etwas mit diesem Kasinodampfer zu tun, stimmt's?"
„Scheint so." Roan brachte sie mit ein paar Sätzen auf den neuesten Stand, soweit er ihn kannte.
„Das erinnert mich an etwas", sagte Pop nachdenklich. „Du hast dich vielleicht gewundert, warum ich gleich einverstanden war, nach Hause zu kommen, nachdem du mich angerufen hast. Es war nicht gerade eine Augenblicksentscheidung."
„Pop", sagte Roan, wobei er versuchte, nicht ganz so ungeduldig zu klingen, wie er sich fühlte.
„Hab Geduld mit mir, Junge, hab noch ein bisschen Geduld. In Vegas war ich ja oft im Kasino, hauptsächlich wegen der netten Ladys, die gern an den einarmigen Banditen spielen. Irgendwann bin ich mit einem Croupier ins Gespräch gekommen, der zufälligerweise aus Natchez stammte, wo er auf den Kasinodampfern auf dem Mississippi sein Handwerk gelernt hat. Er erzählte mir von Plänen, dass eine Gruppe von Investoren vorhat, einen Kasinodampfer auf den Horseshoe Lake zu stellen, und natürlich war ich sofort ganz Ohr."
Und Roan plötzlich ebenfalls. „Erzähl weiter."
„Danke, Sohn. Nun, es sieht ganz danach aus, als ob diese Investorengruppe Verbindungen zu kriminellen Organisationen hätte, was keine große Überraschung ist, obwohl sie nichts mit dem Ableger der Cosa Nostra in Louisiana zu tun hat. Wie es scheint, kommen diese Leute aus Florida, wo sie mit Drogengeschäften eine ganze Menge Geld gescheffelt haben, das gewaschen werden muss. Aus diesem Grund haben sie sich unter anderem aufs Glücksspiel verlegt, wobei sie offenbar zu dem Schluss gelangt sind, dass sie in Städten wie Vegas oder Atlantic City kein Bein auf den Boden kriegen. Deshalb haben sie sich das kleine alte Turn-Coupe ausgesucht, wahrscheinlich vor allem, weil sie glauben, dass wir hier so rückständig sind, dass sie ihre Schwindelmanöver in aller Ruhe durchführen können, ohne dass ihnen jemand auf die Schliche kommt. Und wenn sie erst einmal diesen Stützpunkt haben, können sie sich weiter ausbreiten."
„Warum erfahre ich das erst jetzt?" fragte Roan ruhig.
„Weil es so aussah, als hättest du alles im Griff ... bis plötzlich Leichen auftauchten, wie diese beiden hier."
Roan schaute auf Kane und Luke, denen er ansah, dass sie dasselbe dachten wie er. Wenn diese fiese Bande wirklich glaubte, so ein leichtes Spiel zu haben, würden sie bald merken, dass sie sich geirrt hatten. Ihre Glücksspieloperation war in Turn- Coupe bereits Geschichte, sie wussten es nur noch nicht.
Und so wie es aussah, war Harrell Melanka mit von der Partie. Er hatte geglaubt, sich mit Torys Geld in den Glücksspieldeal einkaufen zu können, und war bösartig geworden, nachdem sein Plan gescheitert war. Jetzt sah es ganz danach aus, als
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