Der Berg des Lichts
Treppe, ohne jeden Zweifel eine ungeheure Verwirrung.
Luxon handelte auf dieselbe Art, wie er bisher sein wechselvolles Schicksal immer wieder gemeistert hatte. Er handelte, ohne sich viel mit den Gedanken und Überlegungen zu beschäftigen, deren ruhige Betrachtung er auf später verschob.
Er sagte sich, daß alle Männer nur einen Gedanken hatten:
Der Berg würde aufreißen. Glühende Masse, vergleichbar mit Eisen in der Kohle der Esse, würde in die Luft geschleudert, hoch bis zum Himmel, würde träge wie Sirup die Hänge überfluten und alles, was auf ihrem Weg war, verbrennen und niederwalzen.
Es galt, diese Unsicherheit auszunutzen.
Wäre doch nur Necron bei ihm!
Luxon sah, daß Yzinda am Arm von Kukuar, gefolgt von Zarn, die geborstenen Stufen hinaufhastete. Niemand hielt sie auf.
Also waren sie in Sicherheit – in fragwürdiger Sicherheit.
Dani kroch auf ihn zu. Er packte sie und riß sie, obwohl seine Knie wie im wilden Fieber zitterten, in die Höhe.
»Aiquos hat Uzo gegen deine Krieger gehetzt!« stammelte sie aufgeregt. Luxon versuchte, sie zu beruhigen.
»Ihr seid getrennt!«
»Ich weiß, daß es für immer ist, Luxon.«
»Jeder von euch ist hilflos ohne den anderen. Nur du, das habe ich in den schweren Tagen des Kletterns gemerkt, kannst frei über dich entscheiden.«
Sie neigte traurig den Kopf und flüsterte:
»Es ist das Ende, Luxon. Das Ende von uns drei Duinen, und vielleicht erleben wir auch die ersten Stunden, mit denen sich das Ende des HÖCHSTEN ankündigt.«
»Du kennst die Gebäude, die Wege und alles…?«
»Ich werde euch führen.«
Luxon nahm die Hand der Rothaarigen, zog sie an sich und stürmte mit ihr die Treppe hinauf. Ihm folgten seine Krieger, und niemand hielt sie auf, als sie den Platz vor den Höhlen verließen, der inzwischen von Trümmern übersät war.
Kukuar wartete auf seine Freunde. Er stand, bereits im Bereich der leuchtenden Wolke, auf einer steinernen Plattform, deren Boden aus einem Mosaik kleiner, bunter Steine bestand. Der Rebell von Quin, zwei Schwerter in den Händen, stand im Schutz einer schräggekippten Säule. Zwischen den Runen und Bildern des Bodenmosaiks klafften breite Sprünge.
»Kukuar!« sagte die Duine und schob ihr Haar aus der Stirn. »Ich werde uns in Sicherheit bringen.«
Der Berg des Lichts hatte sich beruhigt.
Die Krieger scharten sich um Luxon, Dani und Yzinda. Der Shallad sagte hastig:
»Wir brauchen einen Raum, in dem wir uns verstecken können.«
»Ich bringe euch dorthin. Gleich werdet ihr die Gebäude sehen.«
Dani lief schnell auf dem Pfad, der eine Mischung zwischen einem Plattenweg und einer Treppe war, weiter. Die gesamte Gruppe folgte ihr schnell und schweigend. Jetzt befanden sie sich mitten in dem leuchtenden Nebel der ewigen Wolke. Die Geräusche wurden leiser, und ein schattenloses Licht umgab sie. Aus unterschiedlichen Richtungen drangen Schreie und Kommandos durch die Wolke. Erste Mauern und Tore aus wuchtigen Quadern tauchten auf. Das Gestein war wie Meeresschwamm an der Oberfläche, und jeder Quader besaß eine andere Farbe und unterschiedliche Maserung.
Die Fremden rannten durch ein Tor und befanden sich in einem großen, ummauerten Garten. Er stand voller Fruchtbäume; die Mauern waren von kriechenden Pflanzen behangen, an denen große Beeren wuchsen. Die Gebäude hatten durch das Beben keine großen Schäden genommen.
»Du mußt wissen, Luxon, daß es hier in den Randbezirken schauerliche Orte gibt. Die Schulen der Duinen, in denen sie unter schrecklichen Züchtigungen des Geistes und des Körpers ihre dritten Augen verdienen müssen«, rief Dani unterdrückt. Yzinda nickte wissend.
»Und Kampfschulen für die Leibgarden der sieben Hexenmeister!« fügte Kukuar hinzu. »Es findet eine erbarmungslose Auswahl statt. Deswegen wurde ich zum Rebell – und wegen anderer Dinge.«
Sie verließen den Obstgarten, folgten den Wegen, Treppen und Rampen und kamen schließlich in ein niedriges, langgestrecktes Gebäude, das gänzlich verlassen dalag.
Im Innern der Wolke konnte man nicht weiter sehen als einen Bogenschuß. Wenigstens an jenen Stellen, wo die Abhänge des Berges auf die Kraterwände trafen, war es so.
Dani sagte atemlos:
»Hier warten die Opfer für die blutigen Altäre, die Opfer der Intrige und des unaufhörlichen Kampfes der Hexenmeister gegeneinander. Hier sind wir in Sicherheit.«
Sie drangen in die verwahrlosten Räume ein, und schon nach der Hälfte einer Stunde fanden sie alles, was
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