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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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erweitert worden waren.
    Dani deutete nach links. Dort, wo eine vierfache Reihe hochragender Säulen ein monumentales Dach trug, verschmolzen die Quadern und die grünen Pflanzen mit dem Nebel der Wolke.
    Ganz in der Mitte, teilweise verdeckt von den gewaltigen und bedrohlich wirkenden Gebäuden, gähnte der Schlund, die schwarze Wunde im Mittelpunkt des Berges.
    Sie nahmen sich nicht die Zeit, alle Einzelheiten des Bildes genau anzusehen. Aber Luxon und seine Krieger wußten mit Bestimmtheit, daß sie in dem Gewirr der Bauwerke einige Dinge erkannt – wiedererkannt – hatten.
    Sie hasteten zweihundert Schritte weit.
    Niemand sah sie. Der steinerne Pfad in dieser Höhe war leer. Aber bereits eine Ebene unterhalb dieser Gebäudeöffnungen und Treppen versammelten sich die Bewohner des Berges.
    »Wir müssen dorthin, wo wir die Säulen gesehen haben«, bestimmte Dani. »Ein weiter Weg voller Schwierigkeiten.«
    »Wir bleiben vorläufig hier oben«, ordnete Luxon an.
    Bis zum gegenüberliegenden Punkt des Kraters würden sie mehr als einen Tag lang unterwegs sein, wenn sie ungehindert vorankamen. Sie sahen sich um. Noch immer waren sie fast allein. Nur ein paar alte Männer und Frauen in alltäglichen Zaketer-Gewändern blickten aus schmalen Türen hervor. Es schoben sich wieder schräge, grasbewachsene Dächer zwischen den freien Ausblick und die Fremden.
    »Weiter! Schneller! Aber nicht laufen!« rief Warden unterdrückt.
    Etwa dreihundert Schritte weit kamen sie diesmal. Sie hielten sich an Luxons Befehl und taten so, als hätten sie ein festes Ziel, als gehörten sie zu den Kriegern des Hexenmeisters. Ihre Waffen klirrten leise, die Sohlen klatschten auf den kühlen, immer ein wenig feuchten Steinen, die von Myriaden von Füßen glattgescheuert waren. Dann standen sie in einem sanft geneigten Hang, der voller Spaliere war. An den Zweigen hingen pralle, dunkelrote Trauben.
    Luxon war auf den überraschenden Anblick vorbereitet. Er wußte, daß es so und nicht anders sein mußte.
    »Seht dort hinüber«, fluchte er. »Beim Lichtboten! Die Neue Flamme von Logghard! Dort ist sie.«
    Am Rand des Schlundes, gegen Süden zu, standen alle jene Gebäude, die Quaron zusammen mit der Neuen Flamme entführt hatte. Das Mausoleum ragte auf, mitsamt den Shallad-Gräbern, die Unterkünfte der Chronisten, jene Türme und Bauwerke, und über allem thronte, gleichmäßig leuchtend und das Licht der Ewigen Wolke verstärkend, das Zeichen der Lichtwelt.
    Noch mehr sahen die Loggharder.
    Direkt über dem Mittelpunkt der Gebäudeansammlung gab es in der Wolke eine Öffnung. Sie war ein wenig größer als der Durchmesser des innersten Schlundes. Über den Rand der Wolke zuckten die ersten Sonnenstrahlen. Es begann, unerträglich grell zu werden, und Wolken heißer Luft schienen durch das riesige Rund zu ziehen.
    »Sie ist es, Shallad!« murmelte Zarn und verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor diesem Zeichen. »Ich habe es nie ganz glauben können, daß ein Hexenmeister so mächtig sein kann.«
    »Jetzt mußt du es ebenso wie wir alle glauben«, sagte Luxon dumpf. »Aber da ist noch etwas!«
    Während die vertrauten Gebäude so aussahen, als habe man sie erwartet und ihnen einen gewaltigen Platz auf neuen Fundamenten vorbereitet, sah es dicht daneben so aus, als sei ein riesiger Himmelsstein eingeschlagen.
    Dieser Einschlag hätte eine gute Erklärung abgegeben für das schwere Beben des Berges, wenn nicht…
    Ja, wenn nicht neben der Neuen Flamme ein gewaltiges Ding, ein undeutliches Gebilde scheinbar unbeweglich in der flirrenden Luft gehangen hätte. Es war eine gewaltige Form, umgeben von pulsierenden und zuckenden kleinen Wolken, hinter denen sich undeutlich ein schalenförmiger Schatten abzeichnete, einem Alptraumschiff nicht unähnlich.
    Kukuar faßte seine Eindrücke zusammen, und sie alle verstanden, was er meinte.
    »Dieses Ding, Freunde, kann von der Neuen Flamme angelockt worden sein wie ein Schiff vom Leuchtfeuer.
    Es ist gewaltig, und seine Formen verschwimmen. Es ist mir, als ob es zwischen der Wirklichkeit und der magischen Welt schwebt wie ein Gedanke, der nicht ausgesprochen wird. Zwischen dem Diesseits und einer Welt, in die ein Magier nur selten vorstößt.«
    Luxon fragte:
    »Kann dieses Ding, das wie ein unausgesprochener Gedanke über dem Bergschlund schwebt, die Erschütterungen erzeugt haben? Wehrte sich der Berg des Lichts gegen den Eindringling?«
    »Alles ist möglich!« sagte der Rebell mit Bestimmtheit, und Yzinda

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