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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Hasank und Zarn nahmen die Bögen von den Schultern und legten Pfeile auf die Sehnen.
    »Los, Luxon«, sagte Yzinda unterdrückt. »Wir waren noch niemals so nahe an unserem Ziel.«
    »Glaube nicht«, wies Luxon sie zurecht, »daß es im Tempel weniger gefährlich ist als mitten auf dem Berg oder vor den Toren des Tempels.«
    »Niemand glaubt das!« murmelte Dani.
    Die Qualle hob sich, die Tentakel schleiften über den Stein und kamen mit der schweren Last frei. Wieder lenkte Luxon dieses seltsame Gebilde bis zu den Bäumen, dann darüber hinweg und auf die Seite des Tempels zu; dieselbe Seite, auf der auch vor einer Stunde die wenigsten Wächter und Gardisten den Zutritt versperrt hatten.
    Während die Qualle zweimal nach den Seiten pendelte und höher glitt, suchten Luxon, Dani und Kukuar einen Eingang, der schnell zu erreichen war. Schließlich sagte die Duine:
    »Neben dem eckigen Turm – versuche die Qualle anzuhalten!«
    »Ich tue mein Bestes«, brummte der Shallad. Die Tentakel schleiften über die Stufen, während die Eindringlinge heruntersprangen und den pendelnden Gliedmaßen auswichen. Die Krieger sicherten mit gespannten Bögen in die Richtung der Calcoper, und Dani rannte auf das Tor zu. Sie winkte, die anderen folgten.
    »Es gibt eine Treppe!« rief die Duine halblaut über die Schulter.
    Luxon trug noch die schwelende Fackel. Blitzschnell verschwanden die Fremdlinge nacheinander in dem dunklen Viereck und folgten dem Lichtkreis der Fackelflammen. Vom Ende der Treppe wehte ein seltsamer Geruch herauf, und die wenigen Geräusche deuteten darauf hin, daß sich dort eine riesige Halle zu befinden schien.
    »Hier gibt es offenbar keine Wächter!« meinte Warden zu Zarn. Sie liefen als letzte eine unbekannte Zahl ausgetretener Stufen hinunter.
    »Halt.«
    Die Wendeltreppe mündete in eine Anzahl Stufen, die immer breiter wurden und von Säulen begrenzt waren. Die Eindringlinge wurden langsamer, blieben schließlich in einer Reihe stehen und standen in der Dunkelheit und im Sichtschatten der vielen Säulen.
    »Nun sind wir im Tempel des Lichtboten«, drang das zischende Flüstern Danis durch die Finsternis. Knisternd brannte die Fackel. Die Halle, der sie sich gegenübersahen, war mindestens zwanzig Mannslängen hoch, ebenso breit und ebenso lang. An beiden Seitenwänden, hinter einer Unzahl von Säulen, Statuen und Reliefs, befanden sich Türen und offene Pforten. Umgeben von Hunderten brennender Öllampen in großen Metallschalen ragte die Statue des Lichtboten auf, in drohender Haltung und grimmigem Ausdruck in seinem scharfgeschnittenen Antlitz.
    Die Statue mit großen, leeren Augenhöhlen war fast so groß, daß sie an die steinerne Hallendecke stieß. Auf der Stirn des mächtigen Hauptes leuchtete, als drittes Auge, ein großer Kristall von blutroter Farbe, ebenso rot wie der halb durchscheinende Körper der Feuerqualle.
    Schweigend und abermals voller Verwunderung starrten sie die Statue an und gingen gebannt Schritt um Schritt vorwärts.
    »Feuerkäfer!« sagte Necron scharf. »Überall auf der Statue.«
    »Bleibt hinter den Säulen«, befahl der Shallad. »Erkennt jemand, was das Glitzern in den Augenhöhlen zu bedeuten hat?«
    Sie wichen nach rechts und links aus und näherten sich der Statue.
    »Es sind Augen-Lichtsplitter!« antwortete Kukuar.
    Ein Feuerkäfer nach dem anderen beschrieb langsam seinen Weg über den Körper, den Hals und das Gesicht. Die leuchtenden Käfer vereinigten sich auf dem dritten Auge zu einem kantigen Klumpen. Erst jetzt sahen die Eindringlinge, daß auch das dritte Auge aus lauter Feuerkäfern bestand. Kukuar murmelte:
    »Jetzt begreife ich vieles. Über diesen Blutkristall gehen Befehle und Ratschläge, Anordnungen und Gesetze an alle Träger eines dritten Auges.«
    »Ich spürte nichts«, sagte Dani und tastete nach ihrer Stirn.
    Einige Mannslängen vor der Statue, einige Mannslängen von den Füßen entfernt, standen drei steinerne Sessel. Sie wendeten den Fremden die hohen Rückenlehnen zu und wirkten mehr wie kantige Throne auf jeweils einer niedrigen Plattform.
    Der Stein des breitschultrigen Lichtboten war mit glänzendem Metall belegt und meist glattpoliert. Auch dieses Bildnis war, wie der Tempel, uralt und atmete Würde und die Kälte einer versunkenen Kultur aus.
    Kukuar wandte sich an Luxon und fragte leise:
    »Du bist an deinem Ziel. Hierher wolltest du, jetzt bist du im Tempel des HÖCHSTEN. Was willst du tun?«
    Luxon hob die Schultern und gab ziemlich

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