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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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erinnerten. Einiges mag nach Art der Kunst dieser Zaketer verändert sein und daher fremdartig, aber da du von Zusammenhängen und Ähnlichkeit sprichst…«
    »So ist es!« bekräftigte Necron.
    Es war keineswegs merkwürdig, sondern es war verständlich, daß beide Männer, Necron und Luxon, wachsenden Mut und Stärke fühlten. Sie waren einander ebenbürtig in der Kunst, schlimme Abenteuer zu überleben. Der Schwur der Alptraumritterschaft verband sie trotz aller persönlicher Unterschiede. Entschlossenheit übertrug sich von einem zum anderen. Sogar die Krieger und die Zaketer merkten dies und vergaßen ihre Furcht.
    Am frühen Nachmittag, nachdem sie unterirdische Stollen und tief in den Berg hineinführende Keller, Treppen und Säle durchwandert hatten, traten sie plötzlich wieder ins grelle Licht hinaus.
    Zweimal hatten Wächter sie angesprochen.
    Kurze Kämpfe, die lautlos und mit wilder Entschlossenheit geführt worden waren, hatten Luxon und Necron entschieden. Man fesselte die verwundeten und bewußtlosen Krieger und beraubte sie der wichtigsten Waffen und ihrer mitgeführten Nahrungsmittel.
    Den Platz der Qualen hatten sie entweder verfehlt, oder aber er hatte seine seltsame Eigenschaft ihnen nicht offenbart.
    Dani zuckte zusammen und deutete aufgeregt geradeaus.
    »Wir stehen dicht vor dem Tempel des Lichtboten!«
    Jetzt hatten sie mehr als die Hälfte des riesenhaften Kraters umrundet.
    Über ihnen gähnte das Loch im Inneren der ringförmigen Wolke. Die Sonne schickte ihre Strahlenbündel schräg durch die diffusen Ausläufer des Brodems. Weit hinter ihnen, verschwindend im Rund der Gebäude, verschwanden die Logghard-Bruchstücke und die Neue Flamme. Die Fremden standen unter den weit ausspannenden Ästen eines gigantischen Nadelbaums und blickten hinüber zu dem Bauwerk mit den auffallend vielen Säulen. Der Tempel mit den vorspringenden Stufenterrassen sah dem Riesentempel von Yucazan ähnlicher als jedem anderen großen Bauwerk, das sie bisher gesehen hatten.
    Necron sagte mit ärgerlichem Kopfschütteln:
    »Auch ein überraschender, schneller Vorstoß muß scheitern.«
    »Es sind zu viele!« bestätigte Luxon.
    »Und dort sind die magischen Barrieren und Schranken besonders dicht«, setzte Kukuar hinzu. »Nicht wahr, Dani?«
    »Du hast recht. Wir sollten uns verbergen und einen Plan fassen. Ich kenne keinen geheimen Gang.«
    Hinter den Mauern befand sich ohne jeden Zweifel eine große Halle. Rund um das Gebäude liefen Vorsprünge und Stufen. Sie waren dicht gesäumt mit den Gardisten der Zaketer. Die metallenen Schilde blinkten und funkelten wie Spiegel aus Metall. Es waren Hunderte!
    Der Tempel war von einem Viereck jener riesigen Bäume umgeben. Luxon vermochte sich vorzustellen, wie die Bäume vor Ewigkeiten als Schößlinge herauf geschleppt, eingepflanzt und mit unendlicher Sorgfalt großgezogen worden waren. Necron kicherte verhalten und sagte:
    »Wir brauchen zweierlei. Eine ruhige Ecke, in der wir beraten können, ohne den Tempel aus den Augen zu lassen. Und dann etliches Material.«
    Yzinda spähte unruhig hin und her und wies schließlich auf ein Haus, das wohl als Wohnung diente, denn die steil aufstrebenden Stufen zeigten eindeutige Hinweise; trocknende Wäsche, Rauch aus wuchtigen Kaminen und wehende Tücher vor Türen und Fenstern.
    »Dorthin? Ungesehen und unbemerkt?«
    Warden wiegte zweifelnd seinen Kopf.
    »Warte, bis es dunkel wird. Ich meine, bis die Sonne untergegangen ist und nur diese verdammte Wolke leuchtet«, widersprach ihm Necron. Er sah inzwischen einem Gardisten ähnlich, weil er sich mit den Beutestücken ausstaffiert hatte.
    Plötzlich zuckte Dani zusammen und blickte erschrocken in die Höhe. Sie flüsterte, fassungslos und in ungläubigem Tonfall:
    »Es gibt sie also noch. Tatsächlich! Seht hin – das sind die magischen Quallen.«
    Nur Kukuar und Yzinda schienen mit diesem Namen etwas anfangen zu können. Die anderen wußten nicht, was es bedeutete. Aber dann, ganz langsam, begriffen sie. Zwei halbkugelige Wesen, feuerrot und durchscheinend, schwebten über dem Abgrund des Schlundes auf den Tempel zu. Ihre Tentakel, lang und dünn wie Tauwerk, hingen unter den Körpern, in denen das Licht der Neuen Flamme das Leuchten der Wolke und die Strahlen der sinkenden Sonne miteinander wetteiferten. Lautlos und so schnell wie ein trabendes Orhako schwebten die magischen Quallen über die Baumwipfel und die Dächer. In einem Netz, das ineinander verknotete Tentakeln

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