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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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das Pflaster der Straße; verloren sie den Halt, brachen sie sich sämtliche Knochen.
    Hinter der Steinsäule kam ein Wächter hervor, rannte zuerst in den Rauch hinein und kehrte dann hustend und würgend wieder zurück. Noch vier Mannslängen trennten Necron von der Kante der steinernen Tempelumrandung, als der Calcoper den schaukelnden Mann sah und erkannte, was vorgefallen war.
    Necron handelte blitzschnell.
    Seine rechte Hand löste sich vom Seil, zuckte herunter zum sich kreuzenden Brustgürtel. In derselben Bewegung, mit der er ein Messer hervorriß, schleuderte er es. Der Wurfdolch zischte durch den dünnen Rauch und traf den Krieger.
    Vier, fünf Schwünge noch, dann sprang Necron mit einem weiten Satz auf die Plattform des Tempels. Er drehte sich herum, sicherte wachsam nach rechts und links und half dann Luxon.
    Er bückte sich, wischte das Wurfmesser am Gewand des Opfers ab und schob es in die Scheide zurück, nachdem er das Tau durchgeschnitten hatte.
    »Sie sind abgelenkt worden, wie wir es vorhatten. Aber nun kommen sie an ihre Plätze zurück!«
    »Ich laufe schon!« sagte Luxon.
    Nebeneinander rannten sie auf die Treppe zu, die sehr steil auf die oberste Plattform zuführte. Noch umstanden die meisten Calcoper die Stelle, an der das letzte Öl rauchend verbrannte. Den Inhalt des Kruges hatten Kukuar und Necron in den Räumen der Zaketer zusammengemischt, und Luxon hatte die Lunte hergestellt.
    Es mußte einen Grund haben, daß so viele schwerbewaffnete Zaketer gerade heute den Tempel umstellten. Vielleicht erwartete man hohe Gäste, vielleicht hing es mit dem Beben und dem seltsamen, schwebenden Fremdling neben der Neuen Flamme zusammen.
    Die zwei Alptraumritter hasteten die Stufen aufwärts, so schnell sie konnten. Niemand hörte ihre Schritte. Noch keuchten sie nicht. Sie warfen nur kurze Blicke in die Runde und nach unten. Aus den Fensterschlitzen des Wohnquartiers winkten die Freunde herüber. Kurz vor der obersten Plattform hielt Luxon an.
    »Mir paßt dieser Umweg ebenso wenig wie dir«, sagte er und zog die Fackel unter dem Seilbündel hervor. Auch hier riß er wieder eine dünne Lehmschicht ab, wirbelte die Fackel durch die Luft und blies mehrmals mit aller Kraft in die Glut.
    »Schneller! Die Qualle wird unruhig«, drängte Necron. »Niemand weiß, wie das Ding zu lenken ist.«
    Dünne Flammen leckten am Kopf der Fackel. Noch schneller drehte und wirbelte der Shallad den langen Holzknüppel mit dem öl- und harzgetränkten Kopf, dann sprang er weiter.
    Die riesige Qualle hatte einen Teil ihrer Tentakel mit den Enden auf dem Stein ausgerollt. Die Männer schwangen sich in das Netz von fünf langen, miteinander auf seltsame Weise verknoteten Tentakeln, die langsam pendelten. Luxon hielt die Flammen der Fackel an die Stellen der Tentakel, die geschwärzt und rußig waren.
    »Wenn das der richtige Weg ist…«, sagte Necron kopfschüttelnd, aber die Qualle hob sich. Die Tentakel lösten sich vom Steinboden, und der riesige rote Organismus schwebte schräg aufwärts davon.
    »Es ist der richtige Weg!« bestätigte Luxon, klammerte sich mit dem linken Arm fest, sicherte seinen Fuß und versuchte, die richtigen Reizpunkte dieses seltsamen Wesens zu berühren. Lautlos schwebten sie in engen Schleifen auf der einen Seite des Tempels hinunter, aus der Sicht der Wachen hinaus und auf das Quartier zu, wo der Rest der Gruppe wartete.
    Der Rauch und die Ausläufer der Wolke machten die beiden Männer in den Schlingen des magischen Tieres unkenntlich. Die Wachen nahmen wohl an, daß es sich um Magier handelte oder um Hexenmeister, die in unaufschiebbarer Mission vom Tempel irgendwohin schwebten.
    »Wir ändern unseren Plan nicht?« fragte Luxon nach einer Weile. Mit den einzelnen Befehlen, durch Flammen und Hitze, lenkte er mehr oder weniger geschickt die magische Qualle auf das Dach der Unterkunft.
    Dort warteten die anderen, packten die Tentakel und wurden von dem letzten Schwung des träge schwebenden Wesens mitgezerrt.
    »Haltet euch fest«, sagte Necron. »Wir müssen wieder zurück zum Tempel. Aber wir bleiben zusammen.«
    Die Tentakel reichten nicht. Kukuar und Eird schlangen ohne große Mühe einige Knoten, indem sie die lose herunterhängenden, dunkelroten und tauähnlichen Tentakel miteinander verbanden.
    »Hierher. Stellt euch auf die Knoten«, drängte er.
    Der Versuch, mit Hilfe der Qualle wieder den Tempel zu erreichen, war ebenso wenig gefährlich oder ungefährlich wie jeder andere. Warden,

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