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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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können. Richard sank mit ausgebreiteten Beinen auf den Bauch, sein Hals ging in die Waagerechte, und sein Maul scharrte sanft über den Boden.
    „Danke“, sagte Reynolds und verneigte sich leicht in der Hüfte. „Aber es gibt auch vieles, was wir von Ihnen lernen können.“ Er sprach, um seine Verlegenheit zu verbergen, und richtete seine Worte an Jonathon, während er hoffte, sie würden dazu dienen, auch Richard wieder auf die Beine zu bringen. Als dies nicht gelang, begann er mit der Rede, die zu halten man ihn beauftragt hatte. Er wußte, was er sagen sollte, und sprach so hastig er konnte. „Wir sind ein wenig entwickeltes Volk. Verglichen mit Ihnen sind wir Kinder im Universum. Unsere Reisen haben uns nur bis zu unseren Schwesterplaneten geführt, während Sie schon Sterne gesehen haben, deren Licht viele Jahre braucht, um Ihre Heimat zu erreichen. Wir wissen, daß Sie uns vieles lehren können, und wir treten vor Sie hin wie Studenten vor einen großen Philosophen. Wir sind dankbar für die Gelegenheit, unser mageres Wissen mit Ihnen teilen zu dürfen, und erbitten uns dafür nichts als das Privileg, auch Ihnen lauschen zu dürfen.“
    „Sie wünschen alles über unseren Stern zu erfahren?“ fragte Jonathon.
    „Über viele Dinge“, entgegnete Reynolds. „Über Ihr Raumschiff zum Beispiel. Es überschreitet unsere mageren Kenntnisse bei weitem.“
    Jonathons rechtes Auge begann wieder wie wild zu zwinkern. Während er redete, wurde das Zwinkern immer schneller. „Das wünschen Sie zu wissen?“
    „Ja, wenn Sie bereit sind, Ihre Kenntnisse mit uns zu teilen. Wir würden auch gern die Sterne besuchen.“
    Das Auge bewegte sich jetzt so schnell wie nie zuvor. Jonathon sagte: „Unglücklicherweise gibt es nichts, was wir Ihnen über dieses Schiff sagen könnten. Leider wissen wir selber nichts darüber.“
    „Nichts?“
    „Das Schiff war ein Geschenk.“
    „Sie meinen, Sie haben es nicht selbst gebaut? Nein. Aber Sie müssen Mechaniker haben, Leute, die in der Lage sind, das Schiff im Notfall zu reparieren.“
    „Aber so etwas ist noch niemals vorgekommen. Ich glaube nicht, daß das Schiff versagen kann.“
    „Würden Sie mir das erklären?“
    „Unsere Rasse, unsere Welt, wurde einmal von Geschöpfen einer anderen Rasse besucht. Sie schenkten uns dieses Schiff. Sie waren von einem fernen Stern zu uns gekommen, um uns dieses Geschenk zu machen. Dafür haben wir das Schiff nur benutzt, um die Weisheit unseres Volkes zu vergrößern.“
    „Was können Sie mir über diese andere Rasse sagen?“ fragte Reynolds.
    „Leider auch sehr wenig. Sie kamen von einem uralten Stern nahe dem wahren Mittelpunkt des Universums.“
    „Und waren sie wie Sie? Physisch?“
    „Nein. Mehr wie Sie. Wie Menschen. Aber bitte – gestatten Sie uns, über das zu reden, was wesentlich ist? Unsere Zeit ist knapp.“
    Reynolds nickte, und im selben Moment hörte Jonathon auf zu zwinkern. Reynolds folgerte daraus, daß er des Lügens müde geworden war, und das überraschte ihn überhaupt nicht. Jonathon war ein miserabler Lügner. Nicht nur, daß die Lügen an sich völlig unglaubhaft waren – er zwinkerte auch noch bei jeder einzelnen wie ein Irrer mit Asche im Auge.
    „Wenn ich Ihnen von unserem Stern erzähle“, schlug Jonathon vor, „sind Sie dann bereit, uns dafür von Ihrem zu erzählen?“ Der Alien senkte den Kopf ein wenig, und sein langer Hals schwankte hin und her. Es war ganz offensichtlich, daß Jonathon Reynolds Antwort große Bedeutung beimaß.
    Also sagte Reynolds: „Mit Vergnügen“, obgleich er sich eigentlich keine Information über die Sonne vorstellen konnte, die bei diesen Wesen besondere Überraschung auslösen würde. Gleichviel, man hatte ihn hierhergesandt, um soviel wie möglich über die Aliens herauszufinden, ohne dabei etwas Wichtiges über die Menschheit preiszugeben. Dieser Informationsaustausch über Sterne schien ihm ein sicherer Weg zu sein.
    „Dann werde ich beginnen“, sagte Jonathon, „und bitte verzeihen Sie die ungenaue Ausdrucksweise. Meine Kenntnisse Ihrer Sprache sind begrenzt. Ich nehme an, Sie haben für diesen Bereich ein spezielles Vokabular.“
    „Ein technisches Vokabular, allerdings.“
    Der Alien sagte: „Unser Stern ist ein Bruder des Ihren. Oder besser eine Schwester? In Zeiten intensivster Verbundenheit ist seine – oder ihre? – Weisheit makellos. Zu Zeiten ist er auch zornig – anders als Ihr Stern –, aber diese Zeiten sind selten, und sie dauern auch

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