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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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anderen. Sie repräsentierten unpersönliche und unvermeidliche Erosion. Sie waren ein äußerlicher Reflex des Todes, der im Innern vonstatten ging.
    Dennoch war er froh, wieder hier in diesem Zimmer zu sein. Es war ihm nie bewußt gewesen, wie überaus wichtig diese vertraute Umgebung für seinen Gemütszustand war, bis man ihn ihrer für eine Weile beraubt hatte. In dem fremden Raumschiff war es so schlimm nicht gewesen. Dort war die Zeit schnell vergangen; man hatte gar nicht erst zugelassen, daß Heimweh in ihm aufsteigen konnte. Danach erst war es schlimm geworden. Mit Kelly und den anderen in ihrem dumpfen, häßlichen, unpersönlichen Loch von einem Büro. Das erst waren wirklich unerträgliche Stunden gewesen.
    Aber jetzt war er zu Hause, und er würde erst wieder von hier weggehen müssen, wenn sie es sagten. Man hatte ihn zum offiziellen Abgesandten für die Aliens ernannt, aber er machte sich nicht eine Sekunde lang etwas vor. Er hatte diese Ernennung nur bekommen, weil Jonathon sich geweigert hatte, mit irgend jemand anderem zusammenzutreffen. Nicht weil irgend jemand ihn mochte oder respektierte oder ihn für kompetent genug hielt, diesen Auftrag zu erfüllen. Er war anders als sie, und das war alles. Als sie noch Kinder waren, hatten sie sein Gesicht jede Woche in den alten Fernsehprogrammen gesehen, Abend für Abend. Kelly hätte es lieber gesehen, wenn jemand wie sie selbst mit den Aliens umgegangen wäre. Jemand, der wußte, wie man Befehle entgegennahm, jemand, der über die Maßen kompetent war, sozusagen das Computerfaksimile eines menschlichen Wesens. Wie sie selbst. Jemand, der eine ihm erteilte Aufgabe in der effektivsten Weise und der kürzesten Zeit erledigte.
    Kelly war Direktor der Mondbasis. Sie war vor zwei Jahren hergekommen und hatte Bill Newton ersetzt, einen Zeitgenossen und Freund von Reynolds. Kelly war das Protege irgendeines US-Senators, eines mächtigen Idioten aus dem Mittelwesten und Führers der Anti-NASA-Fraktion im Kongreß. Kellys Beförderung war Teil eines krampfhaften Versuches gewesen, den Senator mit Gefälligkeiten und speziellen Aufmerksamkeiten zu besänftigen. In gewisser Weise hatte das auch funktioniert. Es gab immer noch Amerikaner auf dem Mond. Sogar die Russen waren vor zwei Jahren abgezogen.
    Als er das fremde Raumschiff verließ, hatte Kelly ihn gleich an der Luftschleuse erwartet. Er hatte sich an ihr vorbeidrücken und seinen Anzug anziehen können, ehe sie ihn noch ausfragen konnte. Er hatte gewußt, daß sie es nicht wagen würde, über das Radio mit ihm zu reden; die Gefahr, daß jemand mithörte, war zu groß. Sie konnte nicht sicher sein, daß er stets nur das Richtige sagen würde.
    Aber mit diesem kleinen Spiel hatte er die Sache lediglich ein paar Minuten hinausgezögert. Die Fähre war zur Mondbasis zurückgekehrt, und alle waren gleich in Kellys Büro gegangen. Dann hatte das Verhör begonnen. Reynolds hatte ganz hinten im Zimmer gesessen, während alle anderen sich um Kelly herumdrängten.
    Kelly stellte die erste Frage. „Was wollen sie?“ Er kannte sie gut genug, um genau zu verstehen, was sie meinte: Was wollen sie für das, was wir von ihnen wollen?
    Reynolds sagte es ihr. Sie wollten die Sonne kennenlernen.
    „Soviel haben wir auch mitbekommen“, erwiderte Kelly. „Aber welche Art von Informationen wollen sie haben? Worauf sind sie spezifisch aus?“
    Unter großen Schwierigkeiten versuchte er es ihr zu erklären.
    Kelly unterbrach ihn nach kurzer Zeit. „Und was haben Sie ihnen gesagt?“
    „Nichts“, antwortete er.
    „Wieso nicht?“
    „Weil ich nicht wußte, was ich ihnen sagen sollte.“
    „Ist Ihnen niemals zufällig der Gedanke gekommen, ihnen vielleicht am besten genau das zu erzählen, was sie hören wollten?“
    „Auch das konnte ich nicht“, sagte er, „weil ich nicht wußte, was das war. Sagen Sie’s mir: Ist die Sonne gütig? Wie inspiriert sie Ihr tägliches Leben? Ist sie ständig wütend? Ich weiß das nicht, und Sie wissen es auch nicht, und wir können hier nicht riskieren zu lügen, denn es ist gut möglich, daß sie es wissen. Für sie ist ein Stern ein lebendiges Wesen. Ein Stern ist ein Gott, aber auch mehr als unsere Götter, denn sie können einen Stern sehen, seine Hitze spüren und immer wissen, daß er da ist.“
    „Werden sie wollen, daß Sie zurückkommen?“ fragte sie.
    „Das nehme ich an. Sie mochten mich. Oder er mochte mich. Es. Ich habe nur mit einem von ihnen gesprochen.“
    „Ich denke,

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