Der Bernstein-Mensch
Wand und glitt im Abprallen direkt in den Sitz vor dem Radio. Er überprüfte seine Höhe und bestätigte seine Position bezüglich der Marsoberfläche. Hellas würde zwar erst in zehn Minuten in Sicht kommen, aber er beschloß, jetzt schon zu rufen. Er sprach leise, aber seine Stimme dröhnte trotzdem. „Nixon Basis, hier ist Fresno . Nixon Basis, hier ist Fresno . Nixon Basis, hier ist Fresno .“
Stille. Offenbar hatte Kastor es nicht so eilig.
Plötzlich erfaßte ihn wütende Ungeduld. Smith wollte die Sache hinter sich bringen, damit er wieder ans Fenster zurückkehren konnte. Schon in der kurzen Zeit bis jetzt hatte er begonnen, die Einsamkeit als ungewöhnlich angenehm zu empfinden. Während der zweiten Woche hatte er die feinen, spinnwebartigen Netze der straffen blauen Venen auf seinen Handrücken entdeckt. „Nixon Basis, hier ist Fresno.“
Kastor rührte sich. „Hallo, Fresno , hier ist Nixon Basis. Paul, sind Sie es?“
Nein, hier ist Edgar Rice Burroughs, du Blödmann. „Ja, Jack.“
„Wie sieht’s aus? Irgend etwas Interessantes dort oben?“
„Nö. Alles mäuschenstill.“ Smith versuchte, sich die Männer dort unten vorzustellen. Die Ebene von Hellas, flach wie eine Kinderbrust. Der rote Staub, in Haufen und kleinen Hügeln. Der heulende, seltsam kraftlose Wind. Der Horizont, so nah, daß man ihn berühren konnte. Vier Gestalten in unförmigen Anzügen. Die Kriechfahrzeuge, die aussahen wie Gottesanbeterinnen …
Kastor bediente das Radio. Einmal hatte er McIntyre reden lassen, aber da war es um eine geologische Angelegenheit gegangen. Wenn Smith die Funksprüche des Trupps empfangen hatte, schickte er sie nach Houston weiter, wo sie dann die Höhepunkte der Konversation zusammen mit alten Bildern vom Mars in den Abendnachrichten des Fernsehens sendeten.
„Auf hundertzwanzig Grad Länge und dreißig Grad südlicher Breite braut sich ein leichtes Unwetter zusammen, aber das dürfte sich für euch kaum bemerkbar machen.“
„Unwahrscheinlich – auf der anderen Seite des Planeten.“
„Eben.“ Du Bastard, ich versuche nur, hier oben meinen Job zu tun! – die Marsoberfläche nach Staubstürmen abzusuchen. Bislang – noch mehr Hohn – hatte der Mars sich geradezu untypisch friedfertig gezeigt. Der alljährliche Große Staubsturm würde erst geraume Zeit nach ihrer Abreise losbrechen, eine sorgfältig vorher abgesicherte Tatsache: Der Sturm ging von der Noachis-Region am Rande von Hellas aus. Allerdings gab es dort gewöhnlich geringfügige Aktivitäten.
„Wir haben ein paar Proben der Atmosphäre genommen, und ich möchte die vorläufigen Resultate übermitteln“, sagte Kastor.
„Klar, nur zu.“
Während Kastor redete (und zweifellos genau das wiederholte, was Morgan ihm vorher gesagt hatte), hörte Smith nur mit halbem Ohr zu. Er blieb vage interessiert, aber nicht besessen. Sporen. Organische Verbindungen. Mikrobiotisches Leben. Das hatte er alles schon einmal gehört. Wieso nicht mal, fragte er sich träge, eine Silikongiraffe? Oder wie wär’s mit einem zweihundert Fuß langen, grünhäutigen, zackenbewehrten Marswurm mit einer ulkigen Nase?
Und Lorna fehlte ihm. Geil auf seine eigene Frau. Wie wenig der Durchschnittsbürger doch von den Qualen des Astronauten wußte! Wo die Morgan zu der Besatzung gehörte, hatten sie vielleicht überhaupt die falschen Vorstellungen. Ausgedehnte nächtliche Orgien. Pornographie des Weltalls. Sie kannten Loretta Morgan nicht. Bei dem Gedanken an die alte Schachtel, wie sie von irrer Lust gepeinigt wurde, mußte er grinsen.
Kastor schrie: „O mein Gott, aufhören! Jesus, wir zittern wie
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