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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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staubige Koffer, wenn ich mich recht entsinne.«
    »In diesen Koffern sind vermutlich besagte Schätze!« »Eher alte Notenblätter und Bühnenanzüge.«
    »Du bist ätzend prosaisch!«
    »Und du hinreißend romantisch, Cilly! Aber aus Liebe zu dir werde ich sie untersuchen, wenn ich Uschi das nächste Mal besuche.«
    »Mh, darf ich mitkommen?«
    »Cilly, Anitas Mutter ist ein wenig eigen. Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.« Rose hatte von Uschis letztem Auftritt im Krankenhaus natürlich gehört. Sie wechselte geschwind das Thema. »Der Siegelring mag irgendwie mit dem Stundenbuch zusammen in die Hände von Vaters Familie gekommen sein, der Bernsteinring allerdings muss nicht aus dem Stift stammen.«
    »Nein, er könnte einen ganz anderen Weg genommen haben. Dennoch wundert es mich, warum Julian ihn erwähnt hat.«
    »Das heißt, du hast ihn nicht aus eigenem Antrieb darin eingebunden?«
    »Ich kann manchmal nicht recht unterscheiden, was ich weiß und was ich erfunden habe. Aber ich bin mir fast sicher, dass Julian ihn erwähnt hat, denn sonst hätte ich nicht gleich in der ersten Szene von ihm geträumt.«
    »Betreib deine Ahnenforschung, Schwester. Mag sein, du stößt da auf eine Fährte. Unser Vater hat seine Phantasie offensichtlich aus vielen Quellen gespeist.«
    »Eine davon war die Bibel!«, verkündete Cilly jetzt und kramte aus ihrer Tasche ein zerlesenes Exemplar hervor.
    »Ich sag euch, da stehen Schoten drin!«
    »Das Alte Testament ist ein ziemlich kerniges Stück Literatur, das ist wohl wahr!«
    »Aber diese Story ist wirklich nicht zu überbieten, Hört euch an, was ich über Lots Töchter rausgefunden hab! Ihr erstarrt zur Salzstange, wenn ihr das hört!«
    »Na, dann los!«
    »1. Moses 19 – Lot aber ging von Zoar hinauf und ließ sich mit seinen beiden Töchtern im Gebirge nieder. Denn er hatte Angst, in Zoar zu wohnen. So nahmen er und seine beiden Töchter Wohnung in einer Höhle. Da sprach die ältere zu der jüngeren: ›Unser Vater ist alt, ein Mann ist nicht da, der mit uns verkehren könnte, wie es in aller Welt Brauch ist. Komm, wir wollen unseren Vater mit Wein berauschen und uns dann zu ihm legen, damit wir von ihm Nachkommen erhalten!‹ Sie machten also in jener Nacht ihren Vater mit Wein trunken. Daraufhin legte sich die ältere zu ihm; er aber spürte nichts, weder wie sie sich hinlegte, noch wie sie aufstand.Am anderen Tage sprach die ältere zu der jüngeren: ›Gestern habe ich mich zu meinem Vater gelegt. Wir wollen ihn auch für heute Nacht betrunken machen! Dann gehe du hinein und lege dich zu ihm. Dann werden wir Nachkommen erhalten!‹ Sie machten darauf auch in jener Nacht ihren Vater mit Wein trunken. Die jüngere erhob sich und legte sich zu ihm; er aber spürte nicht, wie sie sich hinlegte und wie sie aufstand. So empfingen beide Töchter Lots von ihrem Vater.«
    »Aber hallo!«, entfuhr es mir.
    Rose kicherte: »Und er spürte nichts. Muss ein seltsamer Wein gewesen sein, der ihn so trunken machte, dass er noch konnte, aber nix merkte...«
    »Sag ich doch, echt eine heiße Kiste.«
    Aber mir verging das Lachen plötzlich wieder.
    »Sie ist mit dem Thema unserer Geschichte verwoben.« Und dann rutschte mir etwas heraus, das ich eigentlich vermeiden wollte zu sagen. »Und – Rose? Hast du Julian etwas in den Wein getan, als er dich an seinem letzten Abend besucht hat?«
    Rose starrte mich an und wurde dunkelrot.
    »Anita! Was unterstellst du mir!«
    »Entschuldige... Es ist mir so herausgerutscht. Aber – du hast mir verschwiegen, dass er bei dir war, bevor er verunglückt ist.«
    »Und jetzt glaubst du, ich hätte ihn betäubt und... und... Du bist eine verdammte Giftschlange, du Miststück, du...«
    »Rose, hör auf!«, rief Cilly und schüttelte ihre Schwester an der Schulter. »Anita hat das nicht so gemeint!«
    »Nein, ich habe es nicht so gemeint, Rose. Aber es bedrückt mich schon seit Wochen, dass du mir das nicht gesagt hast. Sophia erwähnte es, als sie mich im Krankenhaus besucht hat.«
    Sie starrte mich noch immer wütend an, aber dann glätteten sich ihre Züge wieder, und Trauer malte sich in ihnen ab.
    »Ich konnte nicht darüber sprechen. Ich wollte nicht.
    Ich will nicht, dass man mir so etwas unterstellt.« »Den Ermittlern hast du es auch nicht gesagt.« »Nein. Du siehst ja, was dabei herauskommt!« Es war verrückt, aber verstehen konnte ich Rose. Trotz
    dem wollte ich mehr wissen.
    »War Julian denn irgendwie anders als sonst, als er

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