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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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darüber.
    »Da seht ihr’s wieder, unser Meister Fix!«
    »Trotzdem falsch geraten, meine Herren!«, erklärte ich.
    »Hör auf, der Göttin die Finger abzulecken, Henkersbruder. Das sind die drei Grazien, wenn mich nicht alles täuscht! Meine Damen, ich bin der scharfe Richter Fabian. Und Ihr nennt Euch?«
    »Valeria Gratia natürlich!«, sagte Cilly hochnäsig. »Anna Denezia!«, stellte ich mich vor.
    »Und Ulpia Rosina selbstverständlich! Und nun zeigt endlich Eure Gesichter, zum Henker!«
    »Ah, wir hätten es wissen müssen. Hannes, ich denke, diese Mützen wirken nicht eben vertrauensbildend. Wir sollten sie entfernen.«
    Die drei nahmen die scheußlichen schwarzen Mützen ab, und ich merkte, wie Rose neben mir zusammenzuckte. Ihr Blick blieb an dem scharf geschnittenen Gesicht von Meister Fix hängen, der sich mit der Hand gerade durch die zerzausten schwarzen Haare fuhr.
    »Wie graziös tanzen denn die Grazien?«, fragte mich der um die Mitte recht rundliche Scharfrichter Fabian, dessen mausbraune Locken um die Stirn sich schon ein wenig lichteten.
    »Überirdisch graziös, wie könnt Ihr fragen?«
    Er schob energisch sein Richtschwert zur Seite, entführte mich auf die Tanzfläche und entpuppte sich überraschenderweise als ausgesprochen guter Tänzer.
    »Diese Art von Walzer lernt man aber nicht im Gerichtssaal?«
    »Nein, dort lernt man nur das Tanzen auf rohen Eiern.
    Solche Schritte lernt man im Tanzsportverein. Aber du bist auch nicht unbefleckt von dieser Kunst. Versuchen wir den Cha-cha-cha?«
    Wir hatten Spaß miteinander, und wie sich zeigte, war er ein sehr umgänglicher Mensch mit einem ausgeprägten Sinn fürs Lächerliche. Ich fasste Vertrauen zu ihm.
    »Bist du Carls Freundin?«
    »Eine Freundin bin ich schon. Aber nicht in dem Sinne, wie du meinst. Ich schätze ihn sehr.«
    »Der arme Kerl.«
    »Wieso denn das?«
    »Ich werde das Gefühl nicht los, er erhofft sich mehr als nur Wertschätzung von dir. Kriegt er wohl nicht, was?«
    »Herr Richter, ich bitte um Erbarmen, mein Herz gehört einem anderen.«
    »Und wo ist dieses Musterexemplar, dem dein Herz gehört.«
    »Das – wenn ich’s wüsste...!«
    »Ist er dir abhanden gekommen?«
    »So könnte man es vermutlich ausdrücken.« Und plötzlich kam mir ein Gedanke. Wenn schon mit einem Juristen tanzen, dann doch auch gleich seinen fachlichen Rat erfragen. »Sag mal, was sind die Voraussetzungen für eine Vermisstenanzeige?«
    »Hoppla, so schlimm?«
    Ich erzählte ihm in einer stark verkürzten Fassung mein Erlebnis mit Valerius.
    »Vergiss es. Du hast keinen Namen, du hast kein Foto, du hast, entschuldige mal, auch keine rechtliche oder f amiliäre Beziehung zu ihm.«
    »Ja, war eine Schnapsidee. Ich hab schon alles Mögliche versucht, manche Leute waren sogar recht hilf sbereit, aber weder die Mitarbeiter der Airline noch das Straßenverkehrsamt haben die Infos rausgerückt. Was soll ich nur tun?«
    »Zeig ihn an.«
    »Was?«
    »Na ja, du hast einen Teil des Kennzeichens und die Automarke. Zeig ihn wegen Nötigung an. Dann müssen sie ermitteln, und es gibt eine Gegenüberstellung.«
    Mein Herz klopfte plötzlich bis zu den Ohren.
    »Und dann?«
    »Siehst du ihn wieder. Kannst ja sagen, du kennst ihn nicht, muss ein anderer gewesen sein, der einen ähnlichen Wagen fährt.«
    »Kann ich das wirklich machen? Ich meine, das ist jetzt über einen Monat her.«
    »So schnell verjährt das nicht. Du könntest in der Zwischenzeit ja verhindert gewesen sein.«
    »War ich auch, Carl kann’s sogar bezeugen. Er hat mich nämlich unterm Messer gehabt, um noch ein paar Spuren zu beseitigen. O Fabian, das ist ein zwar ziemlich schäbiges Unterfangen, aber die erste wirklich aussichtsreiche Lösung.«
    »Wir können Falko fragen, wie du das am besten eintütest. Er ist Staatsanwalt.«
    »Falko?«
    Ich schnappte nach Luft.
    »Meister Fix, und unter dem Namen tritt er nicht nur im Karneval auf, das kann ich dir verraten.«
    »So, so, Falko. Ich sehe ihn nicht. Mh, und Rose ist ebenfalls verschwunden.«
    »Da spürte ich vorhin eine sonderbare Anziehungskraft. Na, es geht auch ohne ihn.«
    »Was ist mit dem Schinderhannes?«
    »Der ist Notar, der schindet nur die Kontostände seinerKlienten. Es ist gar nicht so schwer, Anna Denezia oder wie heißt du bürgerlich?«
    »Anita Kaiser.«
    »Also, Anita, geh zur Polizei, erzähl denen eine Schauerstory, wie dieser Autofahrer dich bedrängt hat, verfolgt, möglicherweise ausgestiegen und dich bedroht hat. Dass

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