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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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wir brauchen nach meiner Rechnung mindestens vier weitere.«
    Lenore fällt auf, wie stumm Sue Shaw dasitzt und dass sie nur auf ihre Schuhe mit den weißen Sohlen starrt, während sich Biffs Hand in ihren hellroten Haaren vergraben hat.
    »Moment mal«, sagt Clarice. »Du meinst, wir sollen unsere Namen auf euren Hintern schreiben?«
    »Ja bitte.«
    »Auf euren nackten Hintern?«
    »Ja, denn das ist ja der eigentliche...«
    »Mann, ihr habt Nerven«, sagt Clarice, eher staunend als empört, und starrt Lang ins Gesicht. »Und euch Intelligenzbolzen ist kein einziges Mal der Gedanke gekommen, dass wir das gar nicht wollen? Ich für meinen Teil sage jedenfalls nein.«
    »Euer gutes Recht«, sagt Wang-Dang Lang. »Andererseits sehen wir uns außerstande, diese hohen Hallen zu verlassen, ehe wir nicht eure Unterschriften haben.« Lenore fällt auf, dass seine Hand jetzt leicht auf Mindys Bein liegt. Lenore zittert etwas. Plötzlich geht Clarice auf die Tür zu, doch Biff ist schneller und stellt sich vor den Türknauf. Clarice bleibt stehen, und Biff donnert wieder mit dem Hinterkopf gegen die Tür, um auf den Ernst der Lage hinzuweisen.
    Clarice verharrt in der Bewegung, aber nur weil sie so wütend ist, dass sie weder etwas tun noch etwas sagen kann. »Ihr Arschlöcher«, stößt sie schließlich hervor. »Ihr von Amherst und U-Mass, ihr seid doch alle gleich. Nur weil ihr denkt – obwohl, kann man da noch von Denken sprechen? –, weil ihr denkt, dass ihr uns körperlich überlegen seid und euch breiter macht als wir, meint ihr, alles müsste nach eurer Pfeife tanzen? Oder Frauen müssten alles tun, was sich euer krankes Hirn in eurem besoffenen Kopf ausgedacht hat? Ich sage euch was: Leckt mich.« Sie blickt von Lang zu Biff. »Da platzt ihr in unsere Partys, und wahrscheinlich grinst ihr schon im Bus wie die Affen, und einmal hier, seid ihr nach zwei Minuten voll und behandelt uns wie Scheiße, tut so, als wären wir nichts weiter als Frischfleisch oder ein Möbelstück. Ihr meint, ihr könntet hier einfach...«, und schaut im Zimmer umher, »ihr könntet einfach hier reinkommen, in unser Zimmer, nur weil ihr stärker seid, oder könntet uns hier einsperren und euch euren vollverblödeten Schädel an der Wand einschlagen. Fuck you! Fuck you!«
    Lang lacht. »Bedauerlicherweise ein lediglich im Affekt geäußerter Vorschlag.« Er lacht wieder. Mindy kann sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. Langs Hand liegt still an ihrem Bein.
    Aber Biff wird auf einmal richtig sauer. »Selber fuck you, Miss Cowboyhemd«, sagt er zu Clarice, in einer jener seltenen artikulativ einwandfreien Phasen des Alkoholrauschs. »Ihr habt es nötig. Das Ganze hier ist doch nur ein einziger ...«, und nach einem Rundblick durchs Zimmer, »einziger Witz, nichts weiter!« Er schaut Lang Hilfe suchend an, doch Lang flüstert Mindy Metalman gerade etwas zu.
    Aber Biff ist noch nicht fertig. »Ihr veranstaltet diese Partys, ihr bombardiert uns mit Plakaten, das volle Programm: »Entdeckt die Schätzchen der Südsee«, ha, »Bei uns könnt ihr landen«, bla-bla-bla. Alles nur Verarsche. Was läuft denn, wenn wir kommen? Denn wir kommen ja, sogar mit Schlips und Kragen. Aber dann? Schon an der Tür empfangen dich bewaffnete Wachleute, echt, sie tragen eine verdammte Knarre, wofür? Und drücken dir einen Stempel auf die Hand, weil, ohne den kriegst du nicht einmal ein Bier. Als wären wir in der fünften Klasse. Und die Weiber behandeln dich wie einen Vergewaltiger, obwohl sie selber so hässlich sind wie Richard Nixon, während sich die scharfen Bräute alle aufs Zimmer verkriechen.«
    »Das dürft ihr jetzt als Kompliment verstehen«, sagt Wang-Dang Lang lächelnd.
    Biff Diggerence wirbelt herum und schlägt mit dem Kopf wieder mehrmals gegen die Tür und richtig hart. Dann hält er inne und steht schwer atmend da, als sei seine ganze Energie auf einmal verbraucht.
    »Tut mir Leid, er ist wirklich betrunken«, sagt Lang.
    Lenore in ihrem Kleid steht auf. »Bitte lasst mich raus.«
    Lang und Mindy stehen auf. Sue steht auf. Alle stehen jetzt um Lenore herum. Lang lächelt und nickt. »Wenn du nur kurz so freundlich sein wolltest, deinen werten Namen auf meinen Aller...«, und zieht bereits an seinem Gürtel. Mindy schaut weg, doch auch Biff, noch immer schwer atmend an der Tür, öffnet den Gürtel. Wie Lenore erkennen kann, hat er sogar einen Stift dabei, er steckt hinten in seiner Tasche.
    »Nein. Ich fasse euch nicht an, und ich schreibe

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