Der Besen im System
auch nicht meinen Namen auf euch«, sagt Lenore.
Wang-Dang Lang schaut sie fragend an. »Nun, ohne können wir aber leider nicht gehen.«
»Nun, das ist mir relativ egal, ob ihr weiter hier rumhängt oder nicht. Ich gehe jedenfalls jetzt«, sagt Lenore.
»Gut, ich unterschreibe«, sagt Sue Shaw.
Clarice starrt sie an: »Wie bitte?«
»Sie sollen nur verschwinden. Ich unterschreibe.« Sie schaut auf ihre Schuhe. Mit einem satten Geräusch rutscht Biffs Hose zur Erde, immer noch steht er direkt vor der Tür. Sein Hintern ist groß, breit, weiß und weitgehend unbehaart. Nach Lenores Einschätzung ein höchst verletzlicher Hintern.
»Und was ist mir dir, Melinda-Sue?«, fragt Lang. Er steht in der Unterhose vor ihr.
Doch Mindy hat Lang nicht aus den Augen gelassen und schaut ihm auch jetzt unverwandt ins Gesicht. Dann sagt sie: »Okay, warum nicht?«
»Was dich angeht, du darfst auch vorn signieren«, lacht Wang-Dang.
»Das ist ja widerlich, ich gehe. Bitte lasst mich raus«, sagt Lenore. Sie dreht sich um. »Du bist ein Feigling«, sagt sie zu Sue Shaw. »Und du hast hässliche Füße«, sagt sie zu Mindy Metalman. »Andy, guck dir lieber mal ihre Füße an, bevor du mit ihr was anfängst.« Sie wendet sich zur Tür. »Und jetzt mach Platz da, Bifi, oder wie immer du heißt.«
In diesem Moment dreht sich Biff um. Es ist das erste Mal, dass Lenore einen nackten Mann sieht.
»Nein.«
Da wirft Lenore einen ihrer spitzen weißen Pumps nach Biff Diggerence’ Kopf, Pumps mit Riemchen aus Metall. Der Schuh verfehlt sein Ziel und trifft stattdessen die Tür. Ein lauter Knall und der hohe spitze Absatz bohrt sich in das Türblatt. Und bleibt auch da. Der weiße Schuh steckt in der Tür. Als sei dies ihr letzter Strohhalm gewesen, fängt Sue Shaw jetzt ein bisschen an zu weinen, obwohl sie von dem Joint noch ganz ausgetrocknet ist. Sie hat Biffs Stift schon in der Hand.
»Lass mich vorbei oder der nächste Absatz landet in deinem Auge«, sagt Lenore zu Biff und holt schon einmal aus. Wang-Dang Lang hält Mindy Metalmans Hand.
»Lass sie vorbei, sie gehört nicht einmal zum College«, sagt Clarice. »Ich unterschreibe auch, ihr Pappnasen.«
»Lass mich endlich vorbei«, sagt Lenore.
Endlich bequemt sich Biff, die Tür freizumachen. In der Hand hat er immer noch den leeren Comonawannaleiya- Becher. Er muss sich ohnehin bewegen, wenn er seinen Hintern Sue Shaw hinhalten will, die immer noch in der Ecke sitzt. Aufgrund der heruntergelassenen Hose schlurft er mit skurrilen Minischritten auf Sue zu. Lenore läuft mit nackten Füßen an ihm vorbei und zieht ihren Schuh aus dem Türblatt. Schaut zurück. Lang in der Unterhose küsst Mindys zarte Wange mit einem seligen Lachen im Gesicht. Sue kniet hinter Biff und schreibt ihren Namen. Clarice hat die Arme vor der Brust verschränkt. Klopft mit den Fingern.
Lenore läuft hinaus in den gekachelten Flur, bloß weg. Draußen ist Luft, und Lenore will unbedingt raus aus Rumpus Hall. Schließlich schafft sie es sogar, aber erst nachdem sie tausend Türen aufgeschlossen hat, erst die im Flur, dann die zum Treppenhaus, dann die unten vor dem Treppenhaus, dann die Haustür, denn alle sind von innen abgeschlossen. Draußen auf dem winterdürren Märzrasen, vor der gut erleuchteten Straße, kommen ihr immer neue Gruppen von Jungs entgegen. Sie stecken sich Pfefferminzdrops in den Mund, doch Lenore genießt erst einmal ein vorübergehendes Nasenbluten.
│2│ 1990
»Das ist knuddeln? Ist das, was wir gerade tun, knuddeln?«
»Ich denke, es erfüllt alle wesentlichen Knuddelkriterien, ja.«
»Dachte ich mir.«
»...«
»Aber weißt du, du hast einen ziemlich spitzen Hüftknochen. Guck mal, der steht ja richtig vor.«
»Ich weiß. Meine Frau hat das auch immer gesagt.«
»Aber meiner ist auch ziemlich spitz, meinst du nicht? Fühl doch mal.«
»Stimmt. Aber bei Frauen ist das normal.«
»Aber in meinem Fall liegt es auch in der Familie. Meine beiden Brüder hatten auch spitze Hüftknochen. Mein jüngerer Bruder hatte sogar einen richtigen Mammut-Hüftknochen.«
»...«
»Mmmm.«
»...«
»Noch eine Geschichte, bitte.«
»Du willst eine Geschichte?«
»Bitte.«
»Heute zum Beispiel habe ich eine wirklich interessante Geschichte hereinbekommen.«
»Dann sag.«
»Aber sie ist auch ziemlich traurig.«
»Ich will sie trotzdem hören.«
»Es ging um einen Mann mit einer Eitelkeit zweiten Grades.«
»Eitelkeit zweiten Grades?«
»Ja.«
»Was ist das?«
»Du
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